02.2012 Die Inneneinrichterin und Werbetexterin, nach einem bekennenden Burnout erfolgreiche Romanautorin Eva Lohmann sprach mit Andreas Kurth über "Acht Wochen verrückt", über Tagebuch schreiben und immer dieselben Fragen von Journalisten, die Lust am Schreiben und dass sie manchmal sagen muss: jetzt reichts!

Klinik-Tagebuch wird zum Roman

Belletristik-Couch:
Eva Lohmann, wann haben Sie den Entschluss gefasst, Ihre Erfahrungen mit Krankheit und Klinik in einem Buch zu verarbeiten?

Eva Lohmann:
Nicht bewusst zu einem Zeitpunkt. Ich habe irgendwann angefangen, in der Klinik Tagebuch zu schreiben. Und da habe ich mich auch umgeguckt und über andere geschrieben. Weil es mich fasziniert hat, auch mit der Sprache zu spielen. Und dann bin ich nach Hause gekommen, und habe die ersten Seiten auf dem Laptop getippt. Da habe ich gemerkt, dass ich dabei war, ein Buch zu schreiben. Ich hatte aber gar keine Zeit dafür, denn ich hatte gekündigt und wollte mich mit meinem eigentlichen Beruf selbständig machen. Also habe ich zehn Seiten geschrieben und an befreundete Journalisten geschickt. Und ich habe gedacht, wenn die das gut finden, können die das ja weiterleiten. Dadurch sind dann Verlage an mich heran getreten, und dann habe ich gedacht: Okay, dann mache ich das jetzt!

Belletristik-Couch:
Seitdem das Buch erschienen ist, haben Sie etliche Lesungen und Fernsehauftritte absolviert, und werden ständig interviewt. Nervt das schon wieder, oder teilen Sie sich das besser und anders ein als früher?

Eva Lohmann:
Es ist ja eine ganz andere Arbeit, und es ist ja nicht unangenehm. Die Journalisten sind meistens ziemlich nett zu mir. Aber irgendwann habe ich gemerkt, weil es immer die gleichen Fragen sind, konnte ich nicht mehr so aus dem Herzen antworten, weil ich angefangen habe, immer das gleiche runterzuspulen. Ich habe das Gefühl gehabt, meine Wörter nutzen sich so ab, und das war auch der Zeitpunkt, wo ich gesagt habe: Ich mache kein Fernsehen mehr. Da habe ich große Fernsehinterviews abgesagt, obwohl ich wusste, wenn ich das mache, kann es passieren, dass ich nächste Woche auf der Bestseller-Liste stehe. Ich habe eben gelernt, einen Strich zu ziehen, wenn ich etwas nicht machen will.

Belletristik-Couch:
Ihr Roman über den eigenen Burnout erregt viel Aufsehen und Interesse. Wundert Sie das? Und wie gehen Sie mit dieser Aufmerksamkeit um?

Eva Lohmann:
Also ich war schon verwundert, dass da überhaupt ein Verlag interessiert war. Das Interesse sehe ich mit einem sehr gesunden Abstand. Ich freue mich, wenn sich das gut verkauft. Als ich das damals geschrieben habe, dann nicht, weil ich Menschen helfen wollte. Ich habe das einfach nur geschrieben, weil ich Lust dazu hatte.

Belletristik-Couch:
Werden Sie bei Ihren Lesungen auch gefragt, wie man einen Burnout verhindern kann? Oder haben Ihre Leser ganz andere Fragen?

Eva Lohmann:
Also ich werde das gefragt, ab und zu. Ich versuche dann auch, ein bisschen was zu sagen von meinen Erfahrungswerten, aber ich betone immer dazu, dass ich selber das nur erlebt habe und keine psychologische Fachkompetenz habe. Wenn Leute mir E-Mails schreiben und mir ihr Herz öffnen, das ist nicht einfach. Auf der einen Seite freue ich mich, dass die mir so etwas anvertrauen, auf der anderen Seite ist das dann einfach ein dünnes Eis, und ich bin keine Fachfrau.

Belletristik-Couch:
Aber es gibt auch andere Fragen bei den Lesungen? Zum Schreiben an sich? Dadurch, dass das Buch so persönlich ist, stellen viele auch persönliche Fragen. Wie geht es Ihnen heute? Wie ist das Verhältnis zu ihren Eltern?

Eva Lohmann:
Je nachdem, wie ich so drauf bin gerade, beantworte ich die. Ich bin halt sehr offen, aber es gibt auch Punkte wo ich sage: Nee, jetzt reichts!

Belletristik-Couch:
Wie wichtig ist Ihnen der Kontakt zu den Lesern und deren Reaktion auf die Bücher?

Eva Lohmann:
Es ist natürlich superschön, dass wildfremde Leute mir schreiben und sogar Videos drehen, die im Internet veröffentlicht werden, wo sie mein Buch besprechen. Mich freut das total. Ich stelle mal ein wenig dahin, wie das mit dem zweiten Buch so laufen wird, weil das thematisch einfach ganz woanders ist. Da kann ich mir schon vorstellen, dass da vielleicht nicht alle so einfach zu begeistern sind.

Belletristik-Couch:
"Acht Wochen verrückt" hat bereits mehrere Neuauflagen erlebt, das Hörbuch ist auf dem Markt, und nun soll das Buch auch verfilmt werden. Dürfen sie dazu schon etwas sagen? Wann soll der Film fertig sein und wo wird man ihn sehen?

Eva Lohmann:
Das ist eine große deutsche Filmfirma, und es wird ein Kino-Film. Derzeit wird gerade das Drehbuch geschrieben, und dann muss das ja finanziert werden, und erst dann wird gedreht. Also in den Kinos ist er wahrscheinlich Anfang nächsten Jahres zu sehen.

Belletristik-Couch:
Auf der Homepage des Piper-Verlages steht, dass Sie als Inneneinrichterin arbeiten. Ist das noch aktuell, oder stimmt es, dass sie als Autorin bereits an ihrem zweiten Roman arbeiten?

Eva Lohmann:
Ja, ich arbeite am zweiten Buch, und habe am 1. März Abgabetermin. Ich bin auch selbständige Inneneinrichterin, aber das ist ein wenig auf der Strecke geblieben. Ich würde es immer noch gerne weiter machen, ich mache auch so ein paar Sachen, aber leben tue ich im Moment vom Buch, von den Lesungen, vom zweiten Buch.

Belletristik-Couch:
Mögen sie unseren Lesern schon ein wenig über dieses neue Buch verraten?

Eva Lohmann:
Ich habe noch nicht rausgefunden, wie ich das am besten verkaufe. Es geht um das Liebesleben der Generation Option". Also um Menschen, die sehr viele Optionen haben, nicht nur im Job, sondern auch durch das Internet, die die ganze Zeit mobil sind, und wie sich so etwas halt auf Partnerschaften auswirkt.

Belletristik-Couch:
Frau Lohmann, ich danke Ihnen sehr für dieses Gespräch.

  

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