Die Wunderfrauen: Von allem nur das Beste

- TB, 480 Seiten

- Bd. 2 [Wunderfrauen-Trilogie]

Die Wunderfrauen: Von allem nur das Beste
Die Wunderfrauen: Von allem nur das Beste
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Julian Hübecker
961001

Belletristik-Couch Rezension vonMär 2021

Alle für eine und eine für alle

Die 1960er gehen als wichtiger Schritt in Richtung Emanzipation in die Geschichte ein, und auch die vier Wunderfrauen spielen darin ihre Rolle. Die starke Frau jener Zeit löst sich immer mehr vom Herd und vom Kinderkriegen, verfolgt eigene Ziele und Träume. Doch für eine von ihnen wird der Vorstoß in die  neue Zeit im Gefängnis enden …

„Von wegen Jubiläum. Das Schild an der Tür war auf ‚Geschlossen‘ gedreht. Der Wind blies durch die Lücke in der Mauer und wehte Herbstlaub herein, als hätte im Dahlmannhaus ein Erdbeben gewütet.“

Anfang der 60er werden Frauen immer selbstständiger und legen ihre fixe Rolle ab, die insbesondere in der Nazizeit sehr eingeengt war. Auch immer mehr Gesetze geben ihnen die nötige Freiheit, um sich zu entfalten. Die vier Wunderfrauen entdecken so ihre Möglichkeiten, obwohl sie noch vor einigen Widerständen stehen – sogar von Seiten der eigenen Familie.

Marie ist mittlerweile mit Martin verheiratet und hat drei Kinder mit ihm. Die Arbeit auf dem Hof ist hart, doch für die vom Schicksal geplagte Marie ein wahr gewordener Traum. Als aber das Grundstück zugunsten moderner Entwicklung weichen soll, fängt Martin zu trinken und rebellieren an. Wie kann Marie verhindern, dass er sich und seine Familie darüber hinaus vergisst?

Währenddessen nähern sich Luise und Helga wieder an, nachdem Helga mit ihrem Sohn David zurück nach Starnberg gezogen ist. Nun eine Ärztin, arbeitet sie in der Geburtsklinik, wo sie zuvor als Krankenschwester angestellt war. Luise indes hat ihren Laden weiter ausgebaut und macht sogar Profit. Doch die Konkurrenz schläft nicht, und so muss sie sich weiter anpassen - oder untergehen.

Hilfe bekommt sie von Annabell, die, nachdem sie eine behinderte Tochter geboren hat, zu neuer Stärke und Tatendrang finden konnte. Sie unterstützt Luise im Laden und entwickelt sich von der unnahbaren, vornehmen Dame zu einer angenehmen Erscheinung. Schließlich sind dies all jene Frauen, die ihren Männern den Rücken stärken - oder, wenn nötig, ihnen entgegentreten ...

Eine Dekade weiter

Etwa zehn Jahre später spielt der zweite Band um die Wunderfrauen und schlägt damit ein völlig neues Lebenskapitel auf. Die Schrecken der Nazizeit weichen in immer weitere Ferne, und auch die Aufarbeitung wird für die Figuren zur Nebensache. Vielmehr wandelt sich das Frauenbild zur Selbstbestimmung, die unsere vier Protagonistinnen ebenfalls spüren. So wagen sie sich in neue Gefilde und lassen erstmals Gefühle und Gedanken zu, die sie lange unterdrückten.

Diese Stärke ist es, die die Autorin mit Herzblut und starker Feder den Frauen verliehen hat, wodurch das Buch zu einer großen Überraschung wurde. Die Entwicklung der Protagonistinnen gelingt einwandfrei - besonders Annabell macht einen gewaltigen Sprung, der sie auf Anhieb zu einer sympathischen und interessanten Figur werden lässt. Auch ihre Mitstreiterinnen erinnern kaum noch an ihre 50er-Ichs, sondern dürfen Seiten entdecken, die sie sich zu jener Zeit vermutlich niemals vorstellen konnten.

Ein Highlight ist wieder einmal Luises Ladenkunde-Album, das in regelmäßigen Abschnitten zwischen die Kapitel eingeschoben wird und in Auszügen leckere Rezepte, lustige Kundengespräche und nützliche Tipps verrät. Das macht das Buch zusätzlich persönlicher und vielgestaltiger.

Fazit

Was für ein Sprung nach vorn: Mit Band 2 kann man wahrlich behaupten, von Wunderfrauen gelesen zu haben, die mit viel Leidenschaft und Stärke Vorbildcharakter zeigen, ohne sich selbst aus den Augen zu verlieren.

Die Wunderfrauen: Von allem nur das Beste

Stephanie Schuster, S. Fischer

Die Wunderfrauen: Von allem nur das Beste

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