Der Charme von Paris genügt leider nicht.
Sophia Lindgren träumt davon, als Auslandskorrespondentin in Kairo zu arbeiten und dem Alltag in Stockholm zu entfliehen. Sie möchte ihren Arbeitgeber von ihrem Können überzeugen, aber auch die schwierige Zeit nach ihrer Scheidung vergessen. Doch es kommt anders, als Sophia sich das vorstellt.
Grossmutters Vermächtnis
Sophia bereitet sich gerade auf eine Live-Reportage vor. Sie arbeitet zuverlässig, pünktlich und informativ. Entsprechend ist ihr Ruf in der Branche. Doch an diesem Tag scheint alles schief zu laufen. Sie verpatzt ihren Auftritt. Eine Nachricht, die sie erst kurz vor der Sendung gelesen hat, lässt sie die Fassung verlieren. Ihr Traum von Kairo ist geplatzt. Ein Kollege hat den begehrten Job bekommen. Diese Niederlage macht ihr schwer zu schaffen, hat sie doch alles dafür gegeben. Ausserdem setzt ihr die ständige Präsenz ihr Ex-Mannes zu. Sophias Nerven liegen blank. Der Arbeitgeber rät ihr zu einer Auszeit. Ausgerechnet in dieser schwierigen Phase stirbt ihre Grossmutter Emmy. Sie beide hatten eine besondere Beziehung. Emmy hinterlässt ihrer Enkelin die kleine Bar Le Lulu in Paris. Was die Bar mit dem Leben ihrer Grossmutter in Schweden zu tun hat, ist Sophia noch völlig unklar. Aber sie hat ja jetzt Zeit zu recherchieren und reist nach Paris. Ein Termin mit einem Anwalt steht fest, um Informationen über Verkaufsmöglichkeiten zu erhalten. Doch je länger Sophia in Paris ist, desto mehr zweifelt sie an ihrer Entscheidung, die Bar zu verkaufen. Das liegt zum einen an Louis, einem alten Freund ihrer Grossmutter, aber auch an der Stadt und ihren Menschen. Trotz aller Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft: Louis scheint etwas zu verbergen.
Unterschiedliche Charaktere
Karolina Schützer hat für ihre Geschichte zwei völlig gegensätzliche Charaktere geschaffen. Sophia ist ehrgeizig und zielstrebig, wenn es um ihren Beruf geht. Sie wirkt oft kühl und distanziert, was es schwer macht, sie sympathisch zu finden. Ihr Ehrgeiz und ihre Zielstrebigkeit lassen wenig Raum für zwischenmenschliche Beziehungen. Oft ist sie uneinsichtig und fühlt sich vielmehr als Opfer. Die Arbeit bestimmt ihr Leben. Und dann ist da Louis, Grossmutters Freund in Paris. Das totale Gegenteil von Sophia. Er ist charmant, gutherzig und aufgeschlossen. Louis bringt Wärme und Leichtigkeit in die Geschichte. Wenn er von der Vergangenheit erzählt, verzaubert er die Gegenwart.
Die Geschichte entwickelt sich nur langsam. Das liegt vor allem auch an der Protagonistin, die kaum Nähe zulässt. Sie ist zu sehr mit sich selbst beschäftigt und kümmert sich wenig um ihr persönliches Umfeld. Es ist der der Charme von Paris, der etwas entschädigt. Leider ist die Erzählung mit sehr vielen Klischees behaftet und der Verlauf ist vorhersehbar. Da ist die kühle Blonde aus dem Norden. Ehrgeizig, zielstrebig und diszipliniert. Im Gegensatz zur französischen Lässigkeit, zum Savoir-vivre. Dabei hätte die Autorin aus dem Vollen schöpfen können. Das Potential dafür wäre mit der Figur der Sophia vorhanden gewesen. Ihre Entwicklung vom Kopf- zum Herzmenschen bietet eigentlich die ideale Ausgangsposition. Zudem versucht die Autorin, die Spannung durch zusätzliche Themen wie dem Leben der Jugendlichen in den Banlieues aufrechtzuerhalten. Das funktioniert nur bedingt und wirkt konstruiert. Zumal sie das Thema nur anreisst und nicht vertieft.
Fazit
Leider hält die Geschichte nicht, was das Cover und der Klappentext versprechen. Da hilft es auch nicht, dass der Grossteil der Geschichte in Paris spielt. Die Protagonistin lässt keine Nähe zu und so fehlt es einfach an Harmonie und Romantik. Trotz einiger Schwächen bietet das Buch unterhaltsame Momente und eine interessante Kulisse in Paris.

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