Wenn Verbundenheit Berge versetzt.
Die Diagnose Brustkrebs trifft Keira völlig unvorbereitet. Im Vertrauen darauf, dass die Vorsorgeuntersuchung wie immer ablaufen wird, nimmt sie den Termin wahr. Doch schon die Einladung zur zweiten Untersuchung lässt ihre Zuversicht schwinden. Von einem Tag auf den anderen muss sich Keira mit der Tatsache auseinandersetzen, dass sie an Brustkrebs erkrankt ist.
Die verlorene Normalität
Keiras Welt sieht von einem Tag auf den anderen ganz anders aus. Noch ist sie zuversichtlich, dass sie ihren Haushalt, ihre drei Kinder und ihre Arbeit weiterhin unter einen Hut bringen kann. So schlimm wird es schon nicht kommen. Doch die Realität sieht anders aus.
«Als würde diese Krebsdiagnose mich die Welt mit neuen Augen sehen lassen. […] nichts und niemand von alledem ist im Ganzen gesehen so furchtbar wichtig. Strenggenommen. Mein Gehirn kommt mir vor wie eine Zugabfahrtstafel in einer riesigen Bahnhofshalle, auf der all meine belanglosen Sorgen nach kurzem Rattern bei CANCELLED stehen geblieben sind. Denn alles, was nun zählt, ist, dass es mir besser geht, dass ich am Leben bleibe und meine Kinder aufwachsen sehe.»
Damit nicht genug, tauchen in ihrem Geschäft weitere Probleme auf. Ihre Geschäftspartnerin Lorna scheint ohne Absprache Personalentscheidungen zu treffen und das Sortiment anzupassen. Dass Keira davon nichts mitbekommt, scheint mit der Krankheit zu tun zu haben. So jedenfalls stellt es Lorna dar. All die vielen problematischen Punkte in Keiras Leben sind plötzlich allgegenwärtig und sie fühlt sich wie in einem grossen Strudel, der sie mitzureissen droht.
Welch ein Zufall und welch ein Glück, dass Keira eine Joggerin mit dem gleichen Krankheitsbild kennen lernt. Endlich hat sie jemanden, der sie versteht und sich mit den Behandlungen auskennt. Sie freunden sich an und schon bald stossen weitere Frauen dazu. Nun sind es vier Frauen, die dem Krebs, im wahrsten Sinne des Wortes, davonlaufen wollen.
Gravierende Auswirkungen
Man merkt, dass die Autorin aus eigener Erfahrung spricht. So erfährt man detailliert, wie sich die Behandlung und ihre Folgen auf die erkrankte Person auswirken. Aber nicht nur die Nebenwirkungen der Chemotherapie, sondern auch die meist unterschätzten Auswirkungen auf das persönliche Umfeld werden in diesem Roman authentisch dargestellt. Betroffen sind nicht nur die Erkrankte selbst, sondern auch ihre Familie, ihre Freunde und ihr Arbeitsumfeld. Das geht unter die Haut, diese harte Realität.
Josie Lloyd verbindet diese Aspekte zu einer emotionalen Geschichte. Doch die Figur der Keira hinterlässt zwiespältige Gefühle. Wie sie mit der Diagnose Brustkrebs umgeht und immer versucht, positiv zu denken, ist ein Teil der Geschichte. Aber sie ist auch nicht frei von Vorurteilen und oft selbstgerecht, vor allem zu Beginn ihrer Krankheit. Und viel zu naiv, was ihr Geschäft angeht.
Der Roman liest sich trotz des schweren Themas gut. Das liegt auch daran, dass die Autorin die Geschichte mit einer guten Prise Humor würzt. Es fehlt jedoch ein guter Spannungsaufbau und die Nähe zu den Figuren. Die Nebenhandlungen werden nur kurz und oberflächlich beschrieben. Das Schöne an diesem Roman ist jedoch die spürbare positive Grundtendenz.
Das Buch beschreibt zwar die Risiken und Nebenwirkungen der Krankheit wie auch die Auswirkungen auf das persönliche Umfeld, dient aber auch als Wegweiser aus der Krise. Und das könnte vielen betroffenen Frauen Mut machen.
Fazit
Keiras Geschichte ist die Geschichte vieler Betroffener. Gerade deshalb berührt sie so sehr. Die Autorin hat ihre eigene Krankheitsgeschichte in diesem Roman verarbeitet und gibt damit vielen Frauen Mut und Hoffnung. Das schwere Thema hat Josie Lloyd mit leichtem Humor und Situationskomik aufgelockert. Der angenehme Schreibstil macht das Buch zu einer unterhaltsamen, aber auch lehrreichen Lektüre.

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