Beeindruckender dritter Teil einer tollen Familiensaga
Ab dem Jahr 1933 beginnt auch die Familie Falkenhayn die Umbrüche zu spüren, die die zunehmende Machtübernahme der Nationalsozialisten mit sich bringt. Elisabeth und Julius haben sich mit ihrem kleinen Sohn Oskar und der mittlerweile Siebzehnjährigen Julia auf Gut Bellhagen zurückgezogen. Die Hotelleitung liegt wieder in Pauls Händen. Er führt mittlerweile ein zufriedenes und recht stabiles Leben. Doch je mehr Macht die NSDAP erhält, desto mehr Druck erhält er von seinem heimlichen Lebenspartner Carl, der eng mit dem neuen Regime zusammenarbeitet. Carl möchte, dass Paul ebenfalls nach Berlin zieht und dort eine gehobene Position in der Partei einnimmt. Doch er steht den Machenschaften der Partei ebenso kritisch gegenüber wie der Rest der Familie Falkenhayn. Es ist ein wahrer Balanceakt seine Meinung zu vertreten. Auch im Hotel bekommen sie es deutlich zu spüren. Das eigentliche Hotelklientel bleibt fern und wird zunehmend durch treue Parteianhänger ersetzt. Julia tritt in die Fußstapfen ihrer Mutter und arbeitet erfolgreich im Hotel mit. Doch es wird zunehmend schwieriger sich dem Druck der Partei und den neuen Machthabern zu widersetzen ohne schwerwiegende Konsequenzen zu erfahren. In dieser Zeit lernt Julia zwei sehr unterschiedliche Männer kennen und sieht sich zwischen den Beiden stehen. Für wen wird sie sich entscheiden?
"Braune" Propaganda-Wolken schweben über Bad Doberan
Im neuen Teil "Palais Heiligendamm Saga" berichtet Michaela Grünig wie es ihren Protagonisten in der Zeit von 1933 bis1939 ergeht. Dabei geht sie sehr intensiv auf die geschichtlichen Ereignisse dieser Zeit ein. Man erfährt sehr viele reale Details, wunderbar verpackt in die Geschehnisse ihrer fiktiven Geschichte um die Hoteliersfamilie Falkenhayn. Der Leser spürt deutlich die aufkommende Gefahr, die mit dem steten Aufstieg der Nationalsozialisten einhergeht. Man erfährt anhand der Geschichte von Julias Freundin Ava den Umgang mit den Juden - oder über Paul, wie die Haltung gegenüber Homosexuellen war. Die schrecklichen Machthaber Hitler, Goebbels oder Göring spielen selbst eine aktive Rolle im Romangeschehen. Ebenso wie all ihre unglaublichen Taten auf den Weg nach oben, wie zum Beispiel die zunehmende Beeinflussung der UFA oder die Reichskristallnacht.
Altbekannte Charaktere und ihre Entwicklung
Die Familienmitglieder Falkenhayn sind dem Leser mittlerweile vertraut. Obwohl in kleinen Rückblicken nochmal auf frühere Geschehnisse hingewiesen wird, empfiehlt es sich die beiden Vorgänger gelesen zu haben. Im dritten Teil treten Elisabeth und Julius etwas in den Hintergrund und diesmal stehen eher Paul und Julia im Mittelpunkt. Vor allem Paul hat eine bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht. Auch die jüngste Falkenhayn Schwester Luise nimmt mit ihrer Geschichte mehr Raum ein. Aber insgesamt geben die Familienmitglieder eine überzeugende und sympathische Einheit ab. Dabei wird keiner glorifiziert und gerade ihre eigenen Ecken und Kanten machen sie so nahbar.
Trilogie mit offenem Ende
Obwohl die Autorin diese Reihe als Trilogie angekündigt hat, gibt es am Ende doch noch einige Fragen, die offen bleiben und noch beantwortet werden könnten. So kann man hoffen, dass es vielleicht doch noch einen vierten Teil geben wird. Auf jeden Fall fliegen die über 550 Seiten nur so dahin. Man versinkt in der Geschichte. Dies wird zum einem durch den flüssigen Schreibstil als auch durch die stets vorhandene Spannung begünstigt. Obwohl ja schon die beiden Vorgänger absolut überzeugen konnten, ist dies der stärkste Teil. Auf unheimliche Weise ist man gefesselt von der mehr als gelungenen Paarung fiktiver Familiensaga und einer der wohl dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte.
Fazit
Absolute Empfehlung an Leser, die Familiensagen mögen und dabei eine gute Portion gut recherchierter deutscher Geschichte schätzen
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