Die verschwundene Schwester

  • Goldmann
  • Erschienen: Mai 2021
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- OT: The Missing Sister

- übersetzt von Karin Dufner, Sonja Hauser, Sibylle Schmidt & Ursula Wulfekamp

- HC, 832 Seiten

- Bd. 7 [Die sieben Schwestern]

Die verschwundene Schwester
Die verschwundene Schwester
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Carola Krauße-Reim
551001

Belletristik-Couch Rezension vonJul 2021

Die schwierige Suche nach der letzten Schwester

Die Serie rund um die Schwestern d‘Aplièse neigt sich dem Ende zu. In dem vorliegenden Band starten sie die Suche nach der bis jetzt unauffindbaren Schwester Merope, denn der Anwalt der Familie hat einen Hinweis auf ihre Identität erhalten. Die Spur führt nach Neuseeland; doch die einzige Frau, die bestätigen kann, dass Mary-Kate die siebte Schwester ist, macht  eine Weltreise und will scheinbar keinen Kontakt. Ein Wettlauf rund um die Welt beginnt, denn zur Trauerfeier von Pa Salt sollen alle Schwestern anwesend sein - auch Merope ...

Eine haarsträubend konstruierte Geschichte

Dieser Band der Serie unterscheidet sich im Aufbau geringfügig von seinen Vorgängern. Während bisher jede Schwester einen Hinweis zu ihrer Ursprungsfamilie bekam und diese dann ausfindig machte, ist es hier genau umgekehrt: Die letzte Schwester muss erst noch von ihrer Adoptivfamilie gefunden werden. Das führt zu einer bizarr konstruierten Geschichte, die noch mehr als alle vorhergehenden an fehlender Logik krankt. Es scheint so, als wollte die Autorin noch einmal alle Schwestern in Aktion versetzen, ihren immensen Reichtum und gleichzeitig ihre anerzogene Bescheidenheit inszenieren und natürlich für ziemlich viel Verwirrung rund um die bis jetzt unbekannte Schwester sorgen. Auf über 800 Seiten wird die Suche nach dieser ausgebreitet und enervierend langatmig aufgebauscht. Ein von völlig unnötigen Informationen befreiter Plot hätte zwar weniger Seiten Umfang bedeutet, aber umso mehr Lesespaß. Doch auch dann hätte man sich mit völlig trivialen Dialogen herumschlagen müssen, die teilweise so banal und absolut lebensfern sind, dass man sich fragt, was sich die Autorin dabei nur gedacht hat. Der Unterschied zwischen Umgangssprache und Schriftsprache dürfte ihr doch genauso geläufig gewesen sein wie das Prinzip „Show, Don‘t Tell“, und wenn dann auch noch ständig von „geliebten“ Personen die Rede ist, wird das schnell nervig und man bedauert den eingeschränkten Wortschatz zutiefst. Die einzigen Lichtblicke im Roman sind wieder einmal die Rückblicke in die Vergangenheit in Form von einem Tagebuch und geschilderten Kindheitserinnerungen von Mary.

Atmosphäre wurde gut eingefangen

Wie in jedem Band konzentriert sich Riley auch dieses Mal auf einen ganz speziellen Ort, um die Familiengeschichte einer Schwester zu schildern. Zuerst entführt sie die Leser auf ein einsam gelegenes Weingut in Neuseeland. Die Einsamkeit und Ruhe dort sind greifbar. Auch wenn das Geschehen nur kurze Zeit dort spielt, kann man sich die ganz besondere Atmosphäre an diesem Ort gut vorstellen. Das vorrangige Setting ist allerdings West Cork in Irland. Leider wird dem Leser keine Karte an die Hand gegeben, die diese Region und die dort befindlichen Orte zeigt, doch auch so ist der karge Landstrich mit den schroffen Felsen, den grünen Wiesen und vor allem den kleinen Ortschaften gut vorstellbar. Das Leben dort wird in den genannten zwei Zeitebenen geschildert und durch Handlungen im Jahr 2008 vervollständigt. Immer spielt die Politik eine große Rolle, denn der Unabhängigkeitskampf und die Troubles bestimmten das Leben im letzten Jahrhundert, und der Frieden seit dem Karfreitagsabkommen die jüngste Vergangenheit. Dieses Leben in Armut und der Kampf der IRA gegen die Briten machen dieses Buch lesenswert. Die Verknüpfung von Realität und Fiktion schafft Riley wieder einmal hervorragend, auch wenn selbst hier die Logik manchmal ein wenig ins Straucheln gerät.

Ein achter Band ist angekündigt

Auch in Die verschwundene Schwester werden nicht alle Geheimnisse von Pa Salt und den d‘Aplièse-Schwestern gelüftet. Lucinda Riley kündigte die Fortsetzung Atlas. Die Geschichte von Pa Salt für 2022 an, doch durch ihren viel zu frühen Tod im Juni 2021 schien dieser letzte Band nicht mehr möglich. Wie ihr Verlag aber jetzt bekannt machte, hat die Autorin gewünscht, dass ihr Sohn Ben ihre Notizen und Aufzeichnungen nutzt, um die letzte Geschichte aus der Serie zu schreiben. Das Buch wird „im Frühjahr 2023 weltweit zeitgleich“ erscheinen.

Fazit

Für Fans der Serie rund um die sieben Schwestern ist es natürlich ein Muss, die „verschwundene siebte Schwester“ zu lesen und zu finden. Jedoch sollte man sich auf viel Banalität in Stil und Plot gefasst machen. Wer sich trotzdem durch die mehr als 800 Seiten liest, wird mit der Geschichte Irlands belohnt und darf sich auf den endgültig abschließenden und hoffentlich alles erklärenden achten Band freuen.

Die verschwundene Schwester

Lucinda Riley, Goldmann

Die verschwundene Schwester

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