Sartre

  • -: Lombard, 2015, Titel: 'Sartre - une existence, des libertés', Originalsprache
  • Köln: Egmont Graphic Novel, 2016, Seiten: 160, Übersetzt: Anja Kootz
Sartre
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Kathrin Plett
701001

Belletristik-Couch Rezension vonJul 2016

Sartre: Ein Leben für die Freiheit

Sartre, den Namen haben die meisten wahrscheinlich irgendwann schon einmal gehört. Wer er war, wann und wo er gelebt hat und für was er stand, werden viele jedoch nicht mehr zusammenbekommen. Vielleicht wird noch gewusst, dass er Franzose war, worauf der Name schon hindeutet oder dass er Philosoph war. Damit hört es häufig wahrscheinlich auch schon auf. Jean-Paul-Charles-Eymard Sartre lebte von 1905 bis 1980 in Frankreich, geboren und gestorben in Paris. Er war also ein Mensch der Gegenwart. Was er genau war, hängt etwas von der Perspektive ab. Die einen sehen ihn als Philosoph des Existenzialismus, andere als engagierten Schriftsteller und wieder andere als den ewigen Provokateur, Weggefährten von Simone Beauvoir, unsicheren Kämpfer oder auch reuigen Burgeois. Die Meinungen gehen wie man sieht weit auseinander.

Mathilde Ramadier und Anais Depommier haben es sich zur Aufgabe gemacht, sein Leben in einer Graphic Novel zu verewigen. Auf knapp 150 Seiten stellen sie sein Leben und Wirken dar, beginnend mit seiner Geburt, seinen ersten Jahren bis hin zur Verweigerung des Literaturpreises beschreiben sie einen Mann, der alles andere als ein gewöhnlicher französischer Bürger war und begleiten ihn rückblickend durch sein Leben.

Bei den beiden Autorinnen handelt es sich um zwei junge Französinnen. Mathilde Ramadier wurde 1987 im Südosten Frankreichs geboren. Sie studierte an der Hochschule für Philosophie in Paris und leitete vier Jahre eine Sendung bei Radio Campus Paris über elektronische Musik. Ihre erste Graphic Novel über den französischen Techno-DJ Laurent Garnier erschien 2013. Sie lebt und arbeitet in Berlin. Anaïs Depommier stammt aus demselben Dorf wie Mathilde Ramadier. Am Wochenende verschlangen sie in selbstgebauten Hütten Schokoladenbrote und Comics. Später trafen sie sich im Atelier des Malers Jean-Michel Pétrissans wieder, um sich auf die Aufnahmeprüfung an der Kunsthochschule vorzubereiten. Anaïs studierte an der Kunstschule Émile-Cohl in Lyon. Heute lebt sie in Paris und ist in den Bereichen Comic, Grafik und Animation tätig.

Mit Sartre haben sich die beiden Autorinnen keine einfache Persönlichkeit für ihr gemeinsames Werk ausgesucht. Sie beschreiben in ihrer Graphic Novel sowohl sein Leben als auch sein literarisches und politisches Wirken, welches stark von seinem freiheitlichen Denken geprägt war. Er sah den Menschen als frei an, ohne ein von vornherein festgelegtes Wesen, sodass jeder für sein eigenes Werden verantwortlich ist und sich ständig neu zu entscheiden hat, welchen Weg er gehen möchte. An einen Gott glaubte er dabei nicht. Im zweiten Weltkrieg setzte er sich für den Widerstand ein, was sich jedoch als schwierig erwies. Vor allem in den Nachkriegsjahren war er politisch engagiert, war unter anderem Mitbegründer des "Comité français d'échanges avec l'Allemagne nouvelle" und einer neuen Partei, die jedoch nicht lange bestand hatte. Seine linke Einstellung brachte ihm nicht nur Freunde, sondern auch viele Kritiker, die seine sozialistischen Ziele nicht befürworteten.

Den beiden Autorinnen ist es gelungen, einen vielfältigen Eindruck dieser interessanten Persönlichkeit zu verfassen. Beginnend mit einem Stammbaum, in dem beispielsweise seine Verwandtschaft mit Albert Schweitzer und weiteren, ihn prägenden Personen deutlich wird, über seine Jugend bis zu seinem späteren Wirken erzählen sie chronologisch aus seinem Leben. Dass er als Mensch nicht immer ganz einfach war und häufig zur Gesellschaft gegensätzliche Meinungen vertrat, wird dabei deutlich. Zeichnerisch sind die Bilder detailreich und ergänzen den Textteil stimmig. Emotionen, Gesten und Mimik lassen sich gut erkennen und fügen sich in die Geschichte ein. Inhaltlich ist die Geschichte nicht immer ganz einfach. Gerade am Anfang benötigt es erhöhte Konzentration, sich zwischen den Figuren zurechtzufinden und die einzelnen Charaktere auf den Bildern zu unterscheiden.

Alles in allem ein gelungenes Werk. Die beiden Autorinnen haben aus einer trockenen Biografie eine lesenswerte Geschichte verfasst, die in der Lage ist, das Leben Sartres unterhaltsam darzustellen, auch wenn sie stellenweise nicht ganz einfach zu lesen ist.

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