Don Quixote

  • London: SelfMadeHero, 2011, Originalsprache
  • Köln: Egmont Graphic Novel, 2015, Seiten: 296, Übersetzt: Jan Dinter
Don Quixote
Don Quixote
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Kathrin Plett
751001

Belletristik-Couch Rezension vonDez 2015

Ein Möchtegernritter auf Abwegen

Bücher sind toll, man kann in die Geschichten eintauchen, Abenteuer erleben ohne sich vom Fleck zu bewegen und in fremde Rollen schlüpfen. Bücher sind zudem zeitlos, es ist egal, in welchem Jahrhundert und in welchem Jahr genau man sich befindet, Bücher können wie eine Art Zeitmaschine fungieren, sie nehmen einen mit in fremde Zeiten, in die Vergangenheit oder Zukunft, beides ist ohne weiteres möglich. Gefährlich wird es nur, wenn man nicht mehr in der Lage ist zwischen Fiktion und Realität zu unterscheiden oder beschließt, die Welt seines Lieblingsromans ins Hier-und-Jetzt zu holen und sich selbst in die eigentlich erdachten Abenteuer stürzt ...

Für Quixada, einen Edelmann aus einem kleinen Ort in La Mancha, gibt es nichts schöneres als Bücher. Weder Märchen, noch Abenteuer oder Schundromane sind vor ihm sicher. Doch besonders haben es ihm Rittergeschichten angetan. Aber warum immer nur Rittergeschichten lesen? Viel spannender wäre es doch, die ganzen Abenteuer selbst zu erleben! Und so beschließt Quixada fortan als Don Quixote durch die Lande zu ziehen um den Menschen zu helfen und sie zu retten. Dass er dabei manchmal auch nur gegen Windmühlen kämpft, die er für Riesen mit langen Armen hält, stört ihn herzlich wenig ...

Rob Davis begann 1989 damit, Comics zu veröffentlichen. Außerdem arbeitete er als Illustrator und Cartoonist für Zeitungen und Kinderbuchverlage. Als Comic-Zeichner war er beteiligt an der Neuausgabe von Roy of the Rovers, an Judge Dredd und Doctor Who.

Die Graphic Novel basiert auf den Romanen Don Quijote von Miguel de Cervantes, die er im 17. Jahrhundert erstmals veröffentlicht hat. Wie auch bei Don Quixote geht es im Original um die vermeintlichen Folgen des übermäßigen Konsums von Ritterromanen, die sich im 17. Jahrhundert äußerster Beliebtheit erfreuten. Da gerade die gebildeten Schichten der Ansicht waren, dass durch zu häufiges Lesen dieser Bücher die "Gehirne vernebelt" würden, schrieb de Cervantes seine Geschichten, in denen ein kleiner Landadliger, der schon unzählige Ritterromane gelesen hat, diese irgendwann für völlig wahr hält und daraus folgend beschließt, selbst ein fahrender Ritter zu werden.

Rob Davis wandelt Miguel de Cervantes Werk in ein zeitgenössisches Werk um, dem das Alter von über 400 Jahren nicht anzumerken ist. Auch bei ihm durchlebt der "Ritter" viele verschiedene Abenteuer, bei denen er sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert und eher für Ärger als für Freude über die unerwartete Unterstützung oder die vermeintliche Hilfe sorgt. Da ein echter Ritter immer auch ein Pferd hat, tauft er kurzerhand seinen alten Gaul ist in Rosinante um und weil dann auch noch eine holde Edeldame fehlt, beschließt er das Bauernmädchen Aldonza Lorenzo zu seiner auserwählten mit dem wohlklingenden Namen Dulcinea del Toboso zu machen.
Wie auch bei de Cervantes besteht die Graphic Novel aus zwei Teilen. De Cervantes selbst veröffentlichte den ersten Roman 1605 und den zweiten erst zehn Jahre später, im Jahr 1615. Als Erzähler fungierte der fiktiven Erzähler Cide Hamete Benengeli, der bei Davis durch einen im Gefängnis sitzenden Unbekannten ersetzt wird, der sich zu Beginn und immer wieder im Roman durch Sprechblasen und weiß hinterlegte Kästchen zu Wort meldet. Davis ist es in seiner Graphic Novel gelungen, den Ursprungstext angemessen in Wort und Bild umzuwandeln, ohne dass etwas vom Geist des Originals verloren geht. Gekonnt zeichnet er den Möchtegernritter, dessen missglückte Abenteuer er farbenfroh und lebendig gestaltet.

Auch wenn es teilweise Sprünge in der Geschichte gibt, die manchmal etwas schwierig nachzuverfolgen sind, macht es Spaß, diese Fassung von Don Quijote zu lesen, die zeigt, dass auch klassische Literatur auch heute noch lesenswert ist.

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