Weil es Liebe ist

  • Insel
  • Erschienen: Januar 2000
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  • Berlin: Insel, 0, Seiten: 204, Originalsprache
Weil es Liebe ist
Weil es Liebe ist
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Kathrin Plett
791001

Belletristik-Couch Rezension vonJul 2014

17 Mal Liebe-17 Geschichten von unvorstellbarer Katastrophe bis hin zum ganz großen Glück

 

"Es gibt nichts Schöneres, als geliebt zu werden, geliebt um seiner selbst willen oder vielmehr trotz seiner selbst."

 

So sagte es schon Victor Hugo im 19.Jahrhundert. Liebe. Damals wie heute eines der größten und zentralsten Themen im Leben eines jeden Menschen überhaupt, denn wie sagte Kleist schon:

 

"Ein Leben ohne Liebe ist Tod."

 

Grund genug, diesem Thema einen ganzen Band zu widmen, indem sich siebzehn bekannte Autoren mit dem alles bestimmenden Thema auseinandersetzen und ihren Beitrag in Form einer Kurzgeschichte oder eines Gedichts leisten.

Nadja Mayer, die Herausgeberin des Buches, studierte Germanistik, Philosophie, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften in Frankfurt am Main. Sie arbeitet als freie Texterin und Autorin. 2011 wurde sie mit dem Caroline-Schlegel-Förderpreis für Essayistik ausgezeichnet.

Mit ihrer Auswahl an Texten ist ihr eine bunte Mischung gelungen. So zahlreich die Geschichten im Band sind, so verschieden sind sie auch. Obwohl sich alle Texte mit dem Thema "Liebe" auseinandersetzen, kommen die unterschiedlichsten Varianten und Facetten zum Tragen: Da gibt es einmal die Tochter, die ihren verwitweten Vater verkuppeln möchte, dann den Mann, der ein Doppelleben führt, immer zwischen Frau und Geliebter wechselt. Dann den jungen Mann, der sich nicht zwischen zwei Frauen entscheiden kann und nie sicher ist, ob er seine große Liebe verloren hat oder auch die Liebe zwischen zwei Frauen, die erst spät ihren Raum bekommt. Der Band bietet nicht nur eine bunte Mischung an Perspektiven auf die Liebe, auch die Art der Textsorten und des Stils variiert stark. Neben Gedichten von Ernst Jandl oder Albert Ostermaier findet sich neben vielen Kurzgeschichten und Essays eine Skizze von Max Frisch, die stichwortartig verfasst wurde. Alle Texte sind gut verständlich, wobei Dauer, Länge und Stil stark abweichen. Interessant ist beispielsweise Darstellungsweise, die Max Frisch für seine "Skizze eines Unglücks" gewählt hat. Beinahe stichwortartig wird er seinem Titel gerecht, indem er skizzenhaft die Gedanken seines Protagonisten beschreibt:

 

"Er hatte Vorfahrt, insofern keinerlei Schuld. Der Lastwagen mit Anhänger kam von links in die Allee kurz vor Montpellier. Es war Mittag, sonnig, wenig Verkehr- ... Er ist Junggeselle. ...Er hat eine Glatze, das weiß er. ... Ihr Mann, der erste, war (ist) Chemiker. ... Wie klug ist Marlis? ... Er stammt aus Chur, ein Sohn eines Eisenbahners, Akademiker cum laude, demnächst soll er Oberarzt werden. ..."

 

Auch das deutsch-englische Parallelgedicht von William Carlos Williams verfehlt seine Wirkung nicht, wenn es einmal "I have eaten the plums..." und dem gegenüber "Ich habe die Pflaumen gegessen..." heißt. Gerade das etwas Ungewöhnliche ist es, was die Texte miteinander eint. Häufig liegt in ihnen entweder inhaltlich und/oder sprachlich ein Überraschungseffekt, der verblüfft und ihnen Originalität verleiht, wie auch das Gedicht "reisebegleiter" von Albert Ostermaier zeigt:

 

"bitte verzeih mir wenn ich manchmal etwas seltsam bin dir eine schokolade auf den beifahrersitz lege und mit leuchtstift auf der karte die auffahrten markiere den cd wechsler so programmiere dass..."

 

Alles in allem ist Nadja Mayer mit Weil es Liebe ist eine geschickt zusammengestellte Textauswahl gelungen, die abwechslungsreich und vielseitig ist und an vielen Stellen durch interessante und ungewöhnliche Texte überrascht. Selbst wenn eine Geschichte einmal nicht zusagt, bleiben genug Geschichten zur Auswahl, die in eine ganz andere Richtung gehen. Ein ansprechendes und lesenswertes Buch rund um das große Thema Liebe.

Weil es Liebe ist

Nadja Mayer, Insel

Weil es Liebe ist

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