Diva

  • Manhattan
  • Erschienen: Januar 2011
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  • New York: Doubleday, 2010, Titel: 'Tell-all', Seiten: 179, Originalsprache
  • München: Manhattan, 2011, Seiten: 352, Übersetzt: Werner Schmitz
Diva
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Myra Wehbrink
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Belletristik-Couch Rezension vonSep 2011

Ein bisschen Hollywood - ein bisschen Thriller - ein bisschen Fantum

Der elfte Roman von Chuck Palahniuk, Autor des Kultromans Fight Club und zahlreicher weiterer Bestsellerromane, kommt in glitzernder Aufmachung daher. Nicht nur das Cover verrät, es geht um jemanden ganz Großen, sondern auch der Inhalt lässt schnell deutlich werden: Wir befinden uns mitten in Hollywood.

Katherine Kenton ist eine gealterte Hollywoodlegende, die ihren Ruhm in längst vergessenen Tagen eingespielt hat.  Sie hat sieben Ehemänner hinter sich gelassen und genauso viele Hunde zu Grabe getragen. Als der achte Ehemannanwärter in ihr Leben tritt, droht ihr Name ihr zum Verhängnis zu werden.  

Der Roman, geschildert aus der Perspektive von Hazie Coogan, ihres Zeichens Mädchen für alles und Kentons größter Fan, ist mehr ein Drehbuch, denn ein literarisches Werk.

Kameraschnitte, Scheinwerferlicht, Zoom, Schauspieler, Herzschmerz und Thriller. Alles kommt zusammen, wenn Hazie das Leben ihrer Diva schildert.

Das Hausmädchen lebt mit Kenton in ihrer Villa und hat sich über die Jahre ihren persönlichen Superstar geschaffen. Sie ist nicht nur für den Haushalt, sondern auch für Haare, Make-up und Gemütszustand ihrer Arbeitgeberin zuständig. Als sie erfährt, dass der Neue an Kentons Seite, ein Gigolo wie er im Buche steht, nur auf ihren Tod aus ist, gibt sie alles, um dies zu verhindern. Sie führt die Regie im Leben ihrer "Miss Kathie" und niemand sonst.

Palahniuk schreibt für die Leinwand. Namen berühmter Persönlichkeiten werden aneinandergereiht wie von einer Kamerafahrt aufgenommen. Masken werden aufgesetzt und jede Alltäglichkeit zu einem Event stilisiert.

Selbst der Tod Kentons wird in allen möglichen bis abstrusen Varianten durchexerziert und soll Spannung erzeugen. Leider bewirken die Wiederholungen das Gegenteil, da der Eindruck vermittelt wird einer Filmprobe beizuwohnen, die noch nicht ganz ausgefeilt ist. Für ein Publikum ein eher langweiliger Prozess.

Der Leser ist Zuschauer eines Lebens, das sich schon immer auf der Leinwand abgespielt hat und das - ob in Buchform oder nicht -  auch immer auf die Leinwand fixiert sein wird. Der Hollywoodstar als ein Mensch, der auch beim Zu-Bett-Gehen richtig ausgeleuchtet sein muss und der die Stufen hinunter in die Küche nur schreitet, wenn die Filmmusik zu spielen beginnt.

Da Kentons Zeiten längst vorbei sind, verbindet sich dieser Habitus mit einer gewissen Ironie und einem Gefühl von Mitleid für die Frau, die nicht loslassen kann.

Das Buch erinnert an Wilders Film Boulevard der Dämmerung. Auch hier steht die Frage nach dem Lebensabend alternder Hollywoodstars im Zentrum. Ob Palahniuk mit seinem Roman Kritik an der Hollywood-Maschinerie oder an der übersteigerten Selbstdarstellung von Altstars üben möchte, lässt sich schwer sagen.

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