Was von ihrer Geschichte blieb

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Monika Wenger
751001

Belletristik-Couch Rezension vonDez 2025

Es ist die Mischung aus Magie, Natur, Sprache und Emotionen, die eine besondere Wirkung entfaltet.

Die Mutter von Clara Harrington verschwand im Jahr 1927 nach einem Brand in ihrem Haus spurlos. Auch fünfundzwanzig Jahre später kämpft die damals achtjährige Clara mit diesem Verlust und der Frage, was mit ihrer Mutter geschehen ist.

Geheimnisse

Bronwyn Newcastle Fordham veröffentlichte bereits mit zwölf Jahren einen Roman und wurde damit berühmt. Die Eltern haben sie als Kind in ihren Talenten bestärkt und entsprechend gefördert. Später jedoch konnten sie nicht mit den künstlerischen Fähigkeiten ihrer Tochter umgehen.

Fünfundzwanzig Jahre später, inzwischen selbst Mutter einer Tochter, verlässt Bronwyn nach einem Brand in ihrem Haus bei Nacht und Nebel ihre kleine Familie und verschwindet spurlos.

Ihre Tochter Clara hat sich auch Jahre nach dem Verschwinden ihrer Mutter nicht mit dem Verlust abgefunden. Inzwischen ist sie eine berühmte Künstlerin und illustriert Kinderbücher. Doch noch immer versucht sie, das mysteriöse Verschwinden ihrer Mutter zu ergründen und auch aus ihrem Schatten zu treten. Da erreicht sie ein Anruf aus London. Ein Mann namens Charlie Jameson glaubt, verschollene Dokumente ihrer Mutter gefunden zu haben. Nach einigem Zögern reist Clara gemeinsam mit ihrer achtjährigen Tochter Wynnie nach England. Es wird eine emotional schwierige Reise, denn Clara taucht in die Geheimnisse ihrer Mutter ein und muss sich ihrer eigenen Vergangenheit stellen.

Historisches Vorbild

«Was von ihrer Geschichte blieb» von Patti Callahan Henry erzählt von der Suche nach Antworten zum Verschwinden einer Mutter, vom tiefen Gefühl des Verlusts und von Familiengeheimnissen. Der Roman beginnt in Bluffton, South Carolina und führt über London in den Lake District in England. Claras Suche stellt schon bald ihr gesamtes bisheriges Leben in Frage. Während sie den wenigen Spuren ihrer Mutter folgt, steuert sie durch ihre eigene Gefühlswelt, die durch ihre Entdeckungen völlig auf den Kopf gestellt wird.

Inspiriert von der wahren Geschichte von Barbara Newhall Follett, die im Alter von fünfundzwanzig Jahren verschwand, erzählt Patti Callahan Henry die Geschichten von Bronwyn und Clara. Dabei verwebt sie sowohl magische als auch historische Elemente. So beschreibt sie etwa die grosse Smog-Katastrophe von London vom 5. bis 9. Dezember 1952. Auch berühmte Persönlichkeiten wie Beatrix Potter oder T.S. Eliot finden ihren Platz in diesem Märchen für Erwachsene. Besonders gelungen sind die Naturbeschreibungen der Landschaft von South Carolina und vom Lake District.

Fülle drückt aufs Tempo

Sowohl der Prolog als auch der Epilog sind geschickt gewählt und ermöglichen einen direkten Einstieg in die Geschichte und ein ebenso direktes Aussteigen aus ihr. Das ist sehr gut gemacht. Die anderen Kapitel werden hauptsächlich aus Claras Perspektive erzählt, sporadisch im Wechsel mit einem neutralen Betrachter, der Charlie Jamesons Sicht beschreibt.

Leider verliert die Erzählung wegen der vielen Wiederholungen der Ereignisse in der Vergangenheit immer wieder an Tempo. Ausserdem ist das Ende der Geschichte etwas zu glatt, wenn man die emotionalen Jahre davor in ihrer Ausführlichkeit vor Augen hat. Allzu schnell vergisst Clara ihre Vorbehalte und lässt sich auf Neues ein
Einige Figuren hätten durchaus mehr Beachtung verdient, beispielsweise Claras Exmann Nat, Claras Vater oder Charlies Vater Callum. Ihre Sichtweise wäre interessant gewesen.  

Fazit

Der Roman ist eine Reise in eine Welt der Fantasie sowie der blumigen Sprache und erzählt auch eine Liebesgeschichte. Kurz: alles, was ein romantisch veranlagtes Herz begehrt. Besonders interessant sind die historischen und literarischen Einsprengsel. Obwohl es der Geschichte zwischendurch an Tempo mangelt, ist sie unterhaltsam und lebt von ihrer eigenen Magie.

Was von ihrer Geschichte blieb

Patti Callahan Henry, Adrian & Wimmelbuch Verlag

Was von ihrer Geschichte blieb

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