Der Traum von Emanzipation vor bayerischer Kulisse.
Drei Frauen träumen Anfang des 20. Jahrhunderts von einem selbstbestimmten und unabhängigen Leben jenseits der geltenden, Frauen in vielen Bereichen diskriminierenden, gesellschaftlichen Normen. Sie beschließen einen alten Berghof zu ersteigern, um dort ein Leben ihrer Wahl führen zu können. Jede von ihnen hat bis dahin eine Reihe persönlicher Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen.
Unterhaltsame Handlung, aber ohne Tiefgang
Der Roman ist angesiedelt im Bayern der Jahre 1909/1910. Agnes muss sich als einzige Architekturstudentin in München gegen die Spötteleien und Diskriminierungen ihrer Kommilitonen und Dozenten zur Wehr setzten. Viktoria kämpft für die Rechte alleinerziehender Mütter, nachdem ihr der verheiratete Vater den gemeinsamen Sohn entzogen hat. Die beiden Frauen freunden sich mit der Oberammergauerin Liesel an, die sich gern ein eigenes Leben als Schneiderin aufbauen würde, sich aber in ihren Pflichten als ältester Tochter einer großen Familie gefangen sieht. Vor allem das Ende der regelmäßigen Schmuggeltouren zur Aufbesserung der Familienkasse sehnt Liesel herbei. Die jungen Frauen entwickeln den gemeinsamen Traum vom Erwerb eines idyllisch gelegenen Berghofes, wo jede frei und unabhängig ihr Leben gestalten kann.
Der Weg dorthin wird kapitelweise abwechselnd aus Sicht der einzelnen Protagonistinnen geschildert. Die Handlung ist breit angelegt und liest sich recht unterhaltsam. Leider fehlt es aber den Charakteren und der Romanhandlung an dem nötigen Tiefgang, um überzeugen zu können.
Trotz historischer Bezüge nicht überzeugend
Neben den persönlichen Verwicklungen der drei Freundinnen und den sich anbahnenden Romanzen sind die Themen der damaligen Zeit Gegenstand des Romans. So wird das Frauenwahlrecht, der Zugang von Frauen zu Bildung und Beruf, sowie die Rechte der Frau in Ehe und Familie thematisiert. Positiv ist dabei die Einbeziehung historischer Figuren und Geschehnisse wie z.B. der Kampf der Suffragetten in England.
Die geschickt eingeschobenen Kolumnen, die Viktoria unter einem Pseudonym für eine Münchener Zeitung schreibt, spiegeln die damaligen Verhältnisse anschaulich wider. Die Einbeziehung der Vorbereitungen für die Oberammergauer Passionsspiele in das Geschehen ist sicherlich interessant für die Leserschaft, das bayerische Lokalkolorit wird insgesamt allerdings zu sehr betont und ist für meinen Geschmack deutlich übertrieben. Die Lösungen für die Probleme der Protagonistinnen sind zum Teil recht unglaubwürdig entwickelt; leider verliert die Autorin die Frauenthemen am Ende aus dem Blick und lässt alles sich in Wohlgefallen auflösen.
Fazit
Leichte Lektüre für Liebhaber*innen bayerischer Heimatidylle. Die angesprochenen Emanzipationsthemen werden trotz gut eingebauter historischer Bezüge letztlich nur oberflächlich behandelt.

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