Eine Freundschaft, die ihresgleichen sucht.
Dies ist der dritte Roman von Trude Teige, in dem Juni nun die Geschichte von Birgit erzählt. Im ersten Buch war ihre Grossmutter Tekla die Hauptperson und im zweiten Buch «Und Grossvater atmete mit den Wellen» war es ihr Grossvater Konrad. Nun geht es um Birgit. Sie war eine wichtige Person im Leben von Junis Grossmutter Tekla. Und sie war im ersten Buch «Als Grossmutter im Regen tanzte» eine wichtige Informationsquelle.
Einfach nur helfen
Bodø, Norwegen, 1944: Nach dem Tod ihrer ersten Liebe Ilja flüchtet Birgit Johansen vor den Erinnerungen und meldet sich als Krankenschwester in Bodø. Norwegen ist von den Deutschen besetzt und die Stadt ist vom Krieg gezeichnet. Im Krankenhaus wird sie gut aufgenommen und die Arbeit hilft zu vergessen. Dann lernt sie die Lagermädchen Daria und Nadia kennen. Ihr Elend trifft Birgit bis ins Innerste. Beide Mädchen wurden aus der Ukraine verschleppt und arbeiten nun für die Deutschen in der Fischfabrik. Die Arbeitsbedingungen für alle Gefangenen sind brutal und unmenschlich. Birgit versucht auf jede erdenkliche Weise zu helfen und bringt sich selbst damit in Gefahr. Jede Verfehlung wird ohne Gnade geahndet.
Weil sie sehr gut Russisch spricht, wird Birgit als Übersetzerin im Lager eingesetzt. Bei diesen Besuchen erfährt sie erstmals vom sehr gut organisierten Widerstand, der vielen Gefangenen zur Flucht verhilft. Es dauert nicht lange und sie schliesst sich dem Widerstand an. Während einer dieser Aktionen wird ein kranker Flüchtling auf dem Dachboden des Krankenhauses versteckt. Und dieser Sascha wird die grosse Liebe für Birgit. Nach seiner Genesung versucht er erneut nach Russland zu fliehen. Birgit erfährt nicht, ob ihm die Flucht gelungen ist. Zu gefährlich wäre ein Informationsaustauch.
Aber der Krieg ist noch nicht vorbei und Birgit kämpft mit allen Mitteln im Untergrund. Deshalb wird auch der Geheimdienst auf sie aufmerksam und damit ändert sich ihr Leben von Neuem. Sie erhält die Möglichkeit in Moskau zu arbeiten. Jetzt kann sie sich endlich auf die Suche nach Sascha machen.
Hintergrundwissen
Trude Teige thematisiert in diesem Roman die Besatzungszeit der Deutschen in Norwegen. Bildhaft beschreibt sie die Zustände in den Lagern, die Verschleppung sowjetischer Bürger und die Folgen der Zwangsarbeit. Trotz dieser Missstände, der vielen Ungerechtigkeiten und der Gefahr, weiss Trude Teige von Menschen zu erzählen, die sich bedingungslos für ihre Mitmenschen einsetzen. So auch ihre Hauptfigur Birgit. Immer wieder setzt diese sich Gefahren aus und gerät auch nach dem Krieg zwischen die Fronten.
In diesem dritten Teil steckt viel politisches Hintergrundwissen, das vielleicht nicht mehr ganz so präsent ist.
Indem die Autorin die Lebenswege der drei Freundinnen Tekla, Birgit und Nadia beschreibt, erzählt sie von drei unglaublichen Schicksalen. Tekla, die als «Deutschenmädchen» beschimpft und verjagt wird. Nadia, aus der Ukraine verschleppt, überlebt das Zwangslager im Norden Norwegens. Und Birgits Geschichte, die dramatischer nicht sein könnte.
Obwohl die Figuren stets auf Distanz bleiben, ist ihre Geschichte berührend und klingt nach. Nicht alles ist nachvollziehbar oder erklärbar. Das schadet der Erzählung jedoch in keiner Art und Weise. Im Vordergrund steht die unverbrüchliche Freundschaft der drei Frauen, die immer wieder aufstehen und nach vorne schauen, allen Widrigkeiten zum Trotz.
Um einzelne Ereignisse oder Handlungen besser zu verstehen, kann es hilfreich sein, die ersten beiden Bände gelesen zu haben. Es ist jedoch nicht zwingend notwendig.
Fazit
Auch wenn Trude Teige ursprünglich keine Trilogie vorgesehen hat, endet mit diesem Band nun die Geschichte von der Grossmutter, dem Grossvater und Grossmutters Freundin. Trotz der vielfältigen Themen und den emotionalen Komponenten schwächelt dieser dritte Teil. Er erreicht nicht mehr die Strahlkraft seiner Vorgänger. Dennoch ist es eine eindringliche Lektüre, die zum Nachdenken anregt und noch eine Weile nachhallt.

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