Die Rettung

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Carola Krauße-Reim
901001

Belletristik-Couch Rezension vonSep 2025

Ein Roman mit Botschaft.

Der Australierin Charlotte McConaghy (* 1988) liegt die Natur und die Auswirkungen des Klimawandels auf diese am Herzen. Dieses Interesse verbindet sie mit menschlichen Schicksalen und erreicht damit ein begeistertes Publikum. Schon ihr Debüt-Roman „Zugvögel“, erschienen 2021, fand großen Anklang; der Zweite “Wo die Wölfe sind“, erschienen 2023, nicht weniger. Jetzt legt sie mit „Die Rettung“ nach und wieder ist der Roman eine Mischung aus Krimi, Familiengeschichte und eindringlicher Botschaft.

Sherwater Island

Sherwater Island liegt zwischen Australien und der Antarktis. Die relativ kleine Insel dient als Forschungsstation und Saatbunker. Doch jetzt droht die Insel aufgrund des Klimawandels in kürzester Zeit vom Meer verschlungen zu werden. Die Wissenschaftler sind bereits fort, nur noch Hausmeister Dominic Salt und seine drei Kinder warten auf das letzte Schiff, das sie und ausgewählte Saatsorten evakuieren soll. Doch dann wird nach einer Sturmnacht eine schwer verletzte Frau angespült. Wer ist sie und wie kommt sie ausgerechnet nach dem abgelegenen Sherwater Island? Für Familie Salt bedeutet ihre Anwesenheit nicht nur einen Bruch in ihrem streng geregeltem Alltag, die Frau beginnt auch Fragen zu stellen, die Dominic und seine Kinder lieber nicht hören würden. Probleme und Geheimnisse werden offenbar und je näher die Evakuierung kommt, umso mehr spitzt sich die Lage zu.

Filmreife Dramatik

Charlotte McConaghy ist eine exzellente Mischung aus Familiengeschichte, Krimi und Öko-Roman gelungen. Die Problematik der versinkenden Insel macht die Schäden durch den Klimawandel fassbar. Die Konsequenzen für Mensch und Tier sind dramatisch und wahrscheinlich nicht übertrieben dargestellt. Nach dem Roman denkt man vielleicht noch mehr über die eigene Rolle in dem Dilemma und das eigene Konsumverhalten nach. Doch das kann man fast als Randerscheinung während der Lektüre bezeichnen, denn was der Roman an Familiengeschichte und Krimihandlung bietet, ist umwerfend und extrem spannend.

Isoliert auf Sherwater Island müssen die vier Erwachsenen und der kleine Sohn von Dominic miteinander klarkommen. Während Orly ganz vorbehaltslos auf die gerettete Rowan reagiert, gehen Dominic, sein älterer Sohn Raff und dessen Schwester Fen auf Distanz. Das hat Gründe, die nach und nach ans Licht kommen. Doch kaum glaubt man, alles zu wissen, kommt eine neue Wendung und alles steht in einem anderen Licht da. Natürlich hat Rowan einen Grund, ausgerechnet nach Sherwater Island unterwegs gewesen zu sein als der Sturm kam. Die Lösung des Ganzen ist ebenso tragisch, wie dramatisch und der Weg dorthin überaus spannend.

Das Kopfkino läuft auf Hochtouren und man glaubt sich fast selbst in dem engen Leuchtturm zu befinden oder auf den Kontrollgängen im Seat Vault, der langsam aber sicher zu überfluten droht. Es würde mich nicht wundern, dafür aber freuen, wenn die Geschichte von Rowan und den Salts verfilmt werden würde. Und ich bin mir sicher – gut umgesetzt würde auch der Film begeistern.

Perspektivwechsel am laufenden Band

Die Geschichte, die abgeschnitten vom Rest der Welt auf einer untergehenden Insel spielt, ist packend. Die Isolation, die gehüteten Geheimnisse und das Misstrauen machen es noch spannender. Dazu kommt ein ständiger Perspektivwechsel, denn die Autorin lässt uns jeweils eine Protagonistin oder Protagonisten begleiten. Natürlich interagieren die Personen auch, doch das Zirkulieren umeinander wird durch die unterschiedlichen Perspektiven noch intensiver.

Raff und Fen haben Geheimnisse, die sie traumatisiert haben und die Vater Dominic zu verbergen sucht. Er selbst vermisst seine tote Frau Claire so sehr, dass er sie imaginiert und Gespräche mit ihr führt. Der kleine Orly ist von der Natur um ihn herum maßlos begeistert und ergeht sich manchmal in Abhandlungen über die vom Wasser bedrohten Saaten im Sead Vault.

Und Rowan legt schichtweise ihr Leben offen und den Grund, warum sie zur Insel unterwegs war. Die eingeschränkte Einzel-Perspektive lässt natürlich auch nur einen eingeschränkten Horizont für die Leserschaft zu, doch man taucht ganz tief ein in das Seelenleben der Handelnden. Und das so einiges zu bieten! Dennoch sind die Charaktere am Anfang nicht durchschaubar. So erfährt man z.B. erst sehr spät, warum Fen nicht im Leuchtturm lebt, sondern in einer Hütte inmitten einer Seelöwenkolonie und warum Raff nicht mehr seine geliebte Geige spielt. Erst ganz langsam bilden sich die Figuren heraus und ihre Charaktere werden klar. Diese hervorragende Figurenzeichnung macht einen noch zusätzlichen Reiz dieser ohnehin schon packenden Geschichte aus, die zudem die eindringliche Botschaft hat, den Klimawandel ernst zu nehmen.

Fazit

Diese Geschichte ist filmreif! Charlotte McConaghy ist eine brillante Mischung aus Krimi, Familiengeschichte und eindringlichem Appell für die Umwelt gelungen. „Die Rettung“ ist ein Pageturner, den man gelesen haben sollte - und das nicht nur, weil man die Natur liebt.

Die Rettung

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