Wie ein langsam dahinplätschernder Bach.
Philip Brooke ist tot. Seine älteste Tochter Frannie erbt das Anwesen mit Herrenhaus und in der Renaturierung befindlichem Park. Die fünf Tage bis zur Beisetzung verbringen Frannie, ihre Tochter Rowan, ihre Geschwister Isa und Milo und Mutter Grace zusammen. Dann kommt noch Claire hinzu, die Tochter einer langjährigen Geliebten von Philip. Doch statt zusammen zu trauern, brechen alte Wunden auf und neue kommen hinzu. Alle kämpfen mit ihren Problemen und auch miteinander heftig. Zum Schluss ist alles in Frage gestellt.
Die Autorin
Anna Hope wurde 1974 in Manchester geboren. Sie studierte Schauspiel und Kreatives Schreiben in London und Englisch in Oxford. Heute ist sie eine bekannte Schauspielerin und auch als Autorin konnte sie überzeugen. „Wo wir uns treffen“ ist ihr fünfter Roman, in dem wieder zwischenmenschliche Beziehungen und daraus resultierende Probleme ein Thema sind.
Eine Geschichte ohne Höhepunkte
Der Einstieg in die Geschichte ist nicht schlecht: Ein Toter, sein Nachlass und die verbleibende Familie. Das hätte durchaus spannend und vor allem packend werden können, denn Probleme zeichnen sich sehr schnell ab. Doch Hope lässt sämtliche Schwierigkeiten im Sand verlaufen. Kurz angerissen, verschwinden sie für immer und werden nicht mehr erwähnt. Was allerdings ständig thematisiert wird, ist das Problem, einen ehemalig konventionell angelegten und bewirtschaften Park zu renaturalisieren. Kosten, neu auftauchende Tiere, solche die bedroht werden, die viele Arbeit und alles was damit zusammenhängt, ist ständig zumindest unterschwellig präsent. Manchmal kann man den Eindruck erhalten, einen Werbeprospekt für Renaturierung zu lesen und keinen Familienroman. Daraus ergibt sich eine Geschichte, die einfach keine Höhepunkte hat, sondern, wie eine Nulllinie, immer auf gleichem Niveau bleibt. Selbst als die Frage nach der Herkunft des Vermögens der Ahnen aufkommt (was man übrigens erraten kann, da die Antwort ein, in der heutigen Zeit, leider sehr oft zu thematisierendes Problem ist), wird das kurz angerissen und dann abgehakt. Und was das Niveau anbelangt - das sowohl sprachlich als auch in der Figurenzeichnung auch nicht sehr anspruchsvoll.
Figuren ohne Tiefe
Am meisten begleitet die Leserschaft Frannie. Sie ist alleinerziehende Mutter und dazu Managerin des Anwesens. Doch über eine ständig telefonierende und sich um alles kümmernde Frau kommt sie nicht hinaus. Wie ihr Seelenleben wirklich aussieht, wird höchstens angerissen. So geht es auch mit Grace, der Mutter des Clans. Sie hatte es wahrlich nicht leicht mit ihrem Mann Philip, doch so wirklich kann man ihr Verhalten nicht nachvollziehen – auch weil man zu wenig Einblick in ihre Gedanken und Gefühle bekommt. Isa und Milo haben ihre eigenen Probleme, doch auch die reifen einfach nicht so weit heran, dass man aus den Figuren wirkliche Charaktere herauslesen kann. Und zum Schluss Philip selbst, der alles andere als ein normaler Gutsbesitzer war. Egozentrisch und kaum zu Hause anwesend, wird auch er nur zwischen den Zeilen charakterisiert. Schade, denn er und alle anderen hätten wirklich Potential gehabt, das Hope aber leider nicht zu nutzen wusste.
Fazit
Ein Roman, den man lesen kann, aber auch nichts verpasst, wenn man es nicht tut. Es gibt bestimmt andere Familienromane, die das Thema von Nachlass, Beziehungen und Altlasten aus der Vergangenheit besser und vor allem packender thematisieren.
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