Flusslinien

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Carola Krauße-Reim
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Belletristik-Couch Rezension vonJul 2025

Schwimmen im Fluss des Lebens.

Katharina Hagena lebt und schreibt in Hamburg. Ihr erster Roman, „Der Geschmack von Apfelkernen“, erschienen 2008, wurde von der Leserschaft gleich begeistert aufgenommen. Weitere erfolgreiche Romane folgten. Mit „Flusslinien“ stellt Hagena einen Gegenwartsroman vor, der gleichzeitig in die Vergangenheit blickt.

Margrit, Arthur und Luzie

Margrit ist 102 Jahre alt und wohnt in einer Seniorenresidenz an der Elbe. Von Arthur lässt sie sich jeden Tag in den Römischen Garten fahren, in dem sie an ihre Mutter und an Else Hoffa, die Schöpferin dieses Kleinodes, denkt. Arthur liebt das Zusammensein mit Margrit, denn die ist immer für eine Überraschung gut. Ansonsten versucht er den Verlust seines Zwillingsbruders und eine tiefsitzende Schuld zu verarbeiten. Eigentlich erfindet er Sprachen für Computerspiele, doch ein Erlebnis hat ihm die Schattenseiten dieser Tätigkeit vor Augen geführt. Luzie ist Margrits Enkelin. Sie sollte jetzt ihr Abitur machen, doch ein Trauma hat sie aus der Bahn geworfen. Luzie versucht wieder Bodenhaftung zu bekommen und eröffnet ein Tatoo-Studio. Eine ihrer ersten Kundinnen – ihre Oma Margrit!

Themenüberfrachtung auf fast 400 Seiten

Katharina Hagena hat einen Rundumschlag in Sachen „Thema“ gestartet. Gewalt gegen Frauen, der Ukrainekrieg, Helikoptereltern, Verständnis von Sprache, Klimawandel, Mythologie, Altwerden, Verluste und das Leben im Krieg sind nur einige Elemente, die im Roman vorkommen. Und dann gibt es natürlich noch die Geschichte des Römischen Gartens, eng verbunden mit Else Hoffa. Da ist es nicht verwunderlich, wenn man bei der Lektüre manchmal ein wenig überfordert ist. Doch die einnehmende Sprache und die Figuren animieren immer wieder zum Weiterlesen.

Starke Figurenzeichnung

Margrit ist nicht nur außergewöhnlich alt, sie ist einfach auch eine außergewöhnliche Frau. Ihr Leben ist gezeichnet von Verlusten, aber dennoch gibt sie nicht auf. Sie lässt sich sogar den geliebten Römischen Garten auf den ganzen Rücken tätowieren! Auch Arthur ist außergewöhnlich und auch er hat mit Verlusten zu kämpfen. Das macht die beiden zu Pendants, die sich verstehen. Dazwischen gibt es Luzie, die eine ebenso starke Frau ist, wie ihre Oma, das aber erst noch herausfinden muss. Hagena hat mit diesen drei Figuren ins Volle gegriffen und getroffen. Man will einfach wissen, was Margrit alles erlebt hat und wie sich Luzie und Arthur wieder zu erholen versuchen. Dabei kommt auch der Humor nicht zu kurz, was über manche etwas lang geratene Passage im Roman hilft.

Fazit

„Flusslinien“ ist ein sehr lebendiger Gegenwartsroman. Drei Leben - und die Erinnerung an noch zwei mehr -machen das Buch interessant, wenn man auch ein wenig Durchhaltevermögen braucht. Denn es macht auch Mut, sich seinen Problemen zu stellen, sie loszulassen und einfach mit dem Leben weiterzumachen.

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