Das Fischerhaus

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  • Erschienen: April 2024
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Das Fischerhaus
Das Fischerhaus
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Monika Wenger
881001

Belletristik-Couch Rezension vonJun 2024

Du kennst das Ziel nur, wenn du weisst, woher du kommst.

Für Ivar Helgesson Aal ist es wichtig, dass der Storsenn-See in der Familie bleibt. Und das bedeutet, dass seine Schwiegersöhne nicht zählen. Deshalb lädt er seinen Neffen Jon zum Herbstangeln ein. Zwei völlig unterschiedliche Charaktere verbringen eine Woche in der Abgeschiedenheit.

Diktierte Anweisungen und Lebensweisheiten

Ivar hat an alles gedacht. Auch an ein blaues Notizbuch für Jon. Damit er alles aufschreiben kann, was Ivar ihm in der gemeinsamen Woche erzählen und beibringen wird. Denn Jon soll den Storsenn-See, das Bootshaus und die Fischereirechte samt Hof erben. Und spätestens jetzt weiss Jon, dass er nur zweite Wahl ist und nicht der ideale Nachfolger. Sein Onkel lässt daran keinen Zweifel.

«Schau mal, Jon, du hast keine Ambitionen, und darum bist du auch keine Gefahr. Du tätest dem See und seiner Umgebung gut, weil du nicht gern die Initiative ergreifst. Nichts würde sich ändern, dieser Ort könnte bleiben, wie er ist. Das Fischerhaus und Storsenn sollen sich nicht verändern. Manche Dinge im Leben müssen in Ruhe gelassen werden.»

Aber was Ivar sich in den Kopf setzt, nämlich dass Storsenn in der Familie bleiben muss, das setzt er auch in die Tat um. Deshalb wird Jon nun in die Kunst des Fischfangs und des Lebens eingeführt. 
Doch die Einführung verläuft nicht immer harmonisch. Zu ruppig geht der alte Mann mit seinem Neffen um. Er lässt ihn kaum zu Wort kommen und tadelt ihn ständig. Noch ist Jon geduldig, lässt zunächst alles an sich abprallen. Aber innerlich beginnt es zu brodeln. Denn die eine oder andere Zurechtweisung bleibt hängen und macht ihm zu schaffen.

In der Arbeit zu sich selbst finden

Dieser Roman ist eine wunderbare Mischung aus Beschreibungen der Gegend, des Sees und des Handwerks und gleichzeitig eine tiefgründige Erzählung. Der Autor braucht nicht viele Worte und kann doch so viel ausdrücken. Er lädt geradezu ein, zwischen den Zeilen zu lesen. Der Wechsel zwischen den traditionellen und den modernen Männerrollen gelingt ihm überzeugend. Gewürzt ist das Ganze mit einer wunderbaren Prise Humor. Das tut der Ernsthaftigkeit gut.

«Du wirst nie gut in den grossen Dingen des Lebens sein, wenn du nicht gut in den kleinen bist, denn sie hängen eng zusammen. Hat dir das niemand beigebracht?»

Der Roman hat viel zu bieten. Es geht nicht nur um das Handwerk, das Fischen. Obwohl Ivar ein knorriger Charakter ist, vermittelt er viel Lebensweisheit. Davon könnte Jon profitieren.

Fazit

Ein ruhiges Buch, in dem sich die Seele Skandinaviens spiegelt. Die beiden Charaktere hingegen sind voller Gegensätze und bilden ein unschlagbares Duo. Ein Roman mit viel Tiefgang und noch mehr Metaphern. Was man beim Angeln alles lernen kann!

Das Fischerhaus

Stein Torleif Bjella, btb

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