Sieben Tage einer Ehe

Sieben Tage einer Ehe
Sieben Tage einer Ehe
Wertung wird geladen
Carola Krauße-Reim
701001

Belletristik-Couch Rezension vonMär 2024

Half Moon statt Honey Moon.

Eigentlich lieben sich Malcom und Jess. Malcoms Lebenstraum ist eine eigene Bar und mit dem „Half Moon“ hat er sich diesen auch erfüllt. Jess dagegen wünscht sich nichts mehr als ein Kind, doch nach jahrelangen Versuchen und einer Ärzteodyssee ist klar, dass ihr Traum sich nicht erfüllen wird. Der charismatische Barkeeper und die erfolgreiche Anwältin verlieren sich immer mehr, bis Jess genug hat und auszieht. Malcom kann die Trennung kaum verwinden und dann kommt ein tagelanger Schneesturm der alles auf Anfang zu stellen scheint – auch Jess und Malcoms Beziehung.

Das Problem mit dem Buchtitel

Mary Beth Keane ist eine amerikanische Autorin mit irischen Wurzeln, was sich auch immer wieder in ihren Büchern niederschlägt. „Sieben Tage eine Ehe“ ist ihr dritter auf Deutsch erschienener Roman, der sich abermals Familienstrukturen widmet, die Probleme bereiten. Leider wurde für die deutsche Ausgabe der Originaltitel „The Half Moon“ nicht übernommen und stattdessen ein etwas irreführender Ersatz gefunden, der die Doppelbedeutung von Half Moon bei weitem nicht aufnimmt. Jess und Malcom haben ihren Honey Moon lange hinter sich gelassen, der Alltag bestimmt das Leben – eben eine Halbmondphase mit guten und schlechten Tagen und natürlich der Bar „Half Moon“, die Malcoms und Jess Leben zum größten Teil prägt.

Betrachtung einer Ehe

Der Einstieg in die Geschichte ist etwas mühselig. Zu Beginn erleben wir Malcom, der bereits von Jess verlassen wurde. Erst sehr langsam, mit Rückblicken durchsetzt, wird das Geschehen quasi von hinten aufgezogen und die Gründe für die Trennung sichtbar. Im späteren Verlauf lernen wir auch Jess Perspektive kennen, die einiges wieder relativiert, was bisher nur aus Malcoms Sicht erzählt wurde. Eigentlich ist das eine gute Konstellation, um einen fesselnden und vielleicht auch tief blickenden Roman zu verfassen. Doch Keane vergibt diese Chance. Immer wieder kaut sie die zwei grundlegenden Probleme wieder neu durch – die Kinderlosigkeit und die Bar. Hätte man das etwas konzentrierter erzählt, wären vielleicht keine über 300 Seiten herausgekommen, aber mit Sicherheit eine wesentlich interessantere Geschichte. So nimmt das Ganze erst im letzten Drittel etwas Fahrt auf, verwurschtelt sich dann aber zu sehr in einen konstruierten Betrugsfall. Der gesamte Handlungsverlauf ist ohne wirkliche Höhepunkte und plätschert allzu alltäglich und manchmal auch zu optimistisch eingefärbt vor sich hin. Die Probleme, die zur Trennung führten sind glaubhaft, das Sich-Wieder-Annähern auch, doch was dann folgt, passt nicht zum Rest der Geschichte und nimmt ihr jeden Hauch von Plausibilität.

Fazit

„Sieben Tage einer Ehe“ ist zwar keine Enttäuschung aber auch kein Highlight. Die Handlung tritt über lange Strecken auf der Stelle, bevor sie in ein eher unglaubwürdiges Ende abdriftet, in dem alle Probleme allzu optimistisch gelöst scheinen. Die Betrachtung einer fragilen Ehe kann man lesen, aber unbedingte Lektüre ist es meiner Meinung nach nicht.

Sieben Tage einer Ehe

Mary Beth Keane, Eisele

Sieben Tage einer Ehe

Ähnliche Bücher:

Deine Meinung zu »Sieben Tage einer Ehe«

Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!

Letzte Kommentare:
Loading
Loading
Letzte Kommentare:
Loading
Loading

Film & Kino:
The Crown - Staffel 3

Die Queen in ihrer vordergründig repräsentativen Rolle ist eine zeitgeschichtliche Ikone, sodass der Erfolg der seit 2016 bei Netflix laufenden Serie „The Crown“ nicht verwundert. Die dritte Staffel markiert allerdings einen Umbruch: Die Royal Family ist in den 60er-Jahren angekommen und viele Rollen werden neu besetzt, da auch die Blaublüter nicht vor dem Altern gefeit sind. Titel-Motiv: © Des Willie / Netflix

zur Film-Kritik