Der süße Duft der Reben

Der süße Duft der Reben
Der süße Duft der Reben
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Monika Wenger
711001

Belletristik-Couch Rezension vonJan 2024

Kein Recht auf Selbstbestimmung, dafür der unbändige Wille für die Freiheit zu kämpfen.

Mit ihren Eltern ist die junge Isabel aus dem spanischen Denia bereits vor vielen Jahren nach London gekommen. Ihr Vater ist im Rosinenhandel tätig und somit nach wie vor eng mit Spanien verbunden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist es üblich, dass die Väter bestimmen, wie die Zukunft der Töchter auszusehen hat. Dabei spielen geschäftliche Beziehungen eine nicht unwesentliche Rolle. Das muss nun auch Isabel schmerzlich feststellen.

Unfreiwillige Reise

Gerade eben hat Isabel die Zusage für ein Studium an der Kunstakademie in London erhalten. Hinter dem Rücken ihres Vaters hat sie sich beworben und wird angenommen. Nun muss Isabel diese Neuigkeit geschickt ihrem Vater überbringen. Noch bevor sie dies tun kann, überrascht sie ihr Vater an ihrem einundzwanzigsten Geburtstag mit der Nachricht, dass sie ihren Cousin Rafael heiraten wird. Verzweifelt versucht Isabel ihren Vater umzustimmen. Ohne Erfolg. Schon bald reist sie unter Aufsicht mit dem Schiff nach Spanien. Unter anderen Umständen wäre es wunderbar, in die Heimat ihrer verstorbenen Mutter zu reisen. Das hatte sie sich lange gewünscht. Aber die bevorstehende Heirat lässt sie beinahe verzweifeln. Auf ihrer Reise lernt sie die Witwe Margarete Collins kennen. Sie wird zur Vertrauten und zur Fluchthelferin.

Einseitige Sichtweisen

Isabels Geschichte zeigt das enge Korsett in dem die Frauen zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebten. Es war üblich, die Töchter so zu verheiraten, dass es für die geschäftlichen Beziehungen von Nutzen war. In diesem Roman gelingt der jungen Frau fürs Erste die Flucht. Aber es warten noch sehr viele Abenteuer und viele Irrungen und Wirrungen auf sie. Auf ihrem Weg in die Unabhängigkeit findet sie Freunde, die sie unterstützen und sie findet ihre Jugendliebe Fernando wieder.

Tara Haigh erzählt in ihrem Roman nicht nur die Geschichte der jungen Isabel und ihren Kampf um Selbstbestimmung und Freiheit. Sie zeichnet gleichzeitig ein Bild des ehemals riesigen Weinanbaugebiets an der Costa Blanca. Durch den Anbau der Moscateltrauben, die zu Rosinen verarbeitet werden, erzielen die Weinbauern grosse Erträge und bringen Wohlstand in die Region. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts richtet die Reblaus immer größeren Schaden an. Sie bedroht die grossen Monokulturen. Die Vernichtung der Weinanbaugebiete bedeutet nicht nur für die Grundbesitzer deren Niedergang. Betroffen sind eine ganze Region und ein ganzer Wirtschaftszweig.

„Ohne Moscatel fliesst kein Geld. Das Leben würde hier zum Stillstand kommen. Die Menschen würden verarmen. Die Arbeiter, die Schreiner, die Händler, die Schifffahrt. Eine ganze Industrie hängt daran. Dénia und Xàbia verdanken ihren Reichtum nur dieser Traube.“


Vor diesem Hintergrund spielt Isabels Geschichte. Obwohl die historischen Hintergründe interessant sind, ist die Handlung durchschaubar und stark romantisiert. Es ist schwierig, einzelne Figuren zu fassen. Sie sind größtenteils sehr vage gezeichnet. Passagen, welche an einen Krimi denken lassen, bringen zumindest etwas Spannung und überspielen die fehlende Tiefe.

Fazit

Der Roman erzählt die Geschichte der jungen Spanierin Isabel, die gegen die traditionellen Erwartungen und für ihre Selbstbestimmung kämpft. Die historischen Hintergründe, insbesondere die Bedeutung des Weinanbaus, werden anschaulich dargestellt. Obwohl unterhaltsam, fehlt es der Lektüre ein wenig an Tiefgang. Sie vereint aber alles, was eine romantische Liebesgeschichte ausmacht.

Der süße Duft der Reben

Tara Haigh, Tinte & Feder

Der süße Duft der Reben

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