Feinde

  • Heyne
  • Erschienen: März 2023
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Feinde
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Monika Wenger
781001

Belletristik-Couch Rezension vonMai 2023

Machtspiele machen aus Freunden Rivalen.

Drei Generationen und deren Familiengeschichte, im tiefen Süden von Mississippi, bilden den Rahmen für diesen Roman. Keith Rudy und Hugh Malco sind Enkel kroatischer Einwanderer. Sie wachsen zusammen auf, sind in derselben Mannschaft sportlich aktiv und hängen gemeinsam ab. Dann trennen sich ihre Wege. Erst nur sportlich, später auch gesellschaftlich.

Unterschiedliche Werdegänge

Bald einmal wird klar, dass die beiden Jugendlichen keine Baseball-Profis werden. Hugh Malco widmet sich schon bald dem Boxsport und unterstützt seinen Vater Lance, einen Club- und Barbetreiber, in seinen Geschäften. Eine berufliche Ausbildung schiebt Hugh mit jedem Tag weiter von sich. Unterdessen studiert Keith Rudy Rechtswissenschaften. Sein Vorbild ist sein Vater Jesse, der als erster der Familie studieren konnte und jetzt als Bezirksstaatsanwalt für Recht und Ordnung sorgt.

Einst Einwanderer, dann Aufsteiger

John Grisham holt in dieser Geschichte weit aus. Ausführlich beschreibt er die Anfänge kroatischer Einwanderer. Erst bleiben sie unter sich, vermischen sich dann ab der zweiten Generation mit den bereits Ansässigen. Es ist die Zeit der Prohibition und die katholischen Einwanderer aus Europa halten nicht viel davon, enthaltsam zu leben. So entwickelt sich am Schauplatz des Romans, in Biloxi, ein Mekka des Vergnügens. „Die örtlichen Politiker waren leicht zu kaufen und wurden immer wohlhabender. Alle verdienten gut, alle amüsierten sich prächtig, warum sollte man etwas dagegen tun? Die Leute, die zum Trinken und Spielen nach Biloxi kamen, wurden nicht dazu gezwungen.“

Lange Zeit plätschert die Geschichte dahin, ohne dass wirklich etwas passiert. Akribisch erzählt John Grisham von den beiden kroatischen Großvätern, die sich vor knapp hundert Jahren ein neues Leben an der Küste von Mississippi aufbauten. In der alten Heimat hießen sie noch Malokovic und Rudic, später Malco und Rudy – angepasst an die Sprache der neuen Heimat. Bereits bei den Söhnen, Jesse und Lance, zeigen sich früh unterschiedliche Entwicklungsansätze. Sie beeinflussen die jeweiligen Lebensläufe entscheidend. Jesse wird Jurist und kämpft für Recht und Ordnung. Lance hingegen baut sich ein Imperium als Club- und Barbesitzer auf. Ihre beiden Söhne treten in ihre Fußstapfen. Die Gegensätzlichkeiten in Form von Gut und Böse, stark und schwach sind bereits früh als roter Faden im Roman erkennbar.

Langatmig und unaufgeregt spult Grisham die Lebensgeschichten der Väter und Söhne ab, wobei er ein eindrückliches Bild der Gesellschaft und ihren Spielregeln zu zeichnen vermag. Erst spät nimmt die Spannung zu, als sich die Feindseligkeiten in einem Attentat entladen. Wenig später läuft die Geschichte wieder in gewohnten Bahnen, um am Ende emotional zu enden.   

Fazit

Die Geschichte dreier Generationen kroatischer Einwanderer ist ein ausschweifender Gesellschaftsroman mit einigen spannenden Passagen. Abgesehen von der vorhersehbaren Handlung bietet sie wenig Abwechslung. Dafür gibt es viele interessante Details zum Leben im vergangenen Jahrhundert an der Küste von Mississippi und zum amerikanischen Justizsystem.

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