Miss Bly und die Wette gegen Jules Verne

Miss Bly und die Wette gegen Jules Verne
Miss Bly und die Wette gegen Jules Verne
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Monika Wenger
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Belletristik-Couch Rezension vonFeb 2023

Neugierig und mutig – eine Pionierin des investigativen Journalismus

Nellie Bly hat sich als Journalistin im 19. Jahrhundert bereits einen Namen gemacht. Sie liess sich, unter anderem, für eine Reportage in eine Irrenanstalt einweisen. Ebenfalls für einen Bericht in der Zeitung World lebte sie in Mexico und berichtete über die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Arbeiter. Es überrascht deshalb nicht, dass ihr Chefredakteur ihr zutraut, eine Reise um die Welt in weniger als 80 Tagen zu bewältigen.

Wie Phileas Fogg, aber mit nur einem Gepäckstück

Bereits ein Jahr zuvor hat Nellie Bly, ein richtiges Energiebündel und unerschrocken, ihrem Vorgesetzten vorgeschlagen, eine Reise wie im Roman von Jules Verne zu starten. Nun sinken die Auflagezahlen der Zeitung und der Besitzer, Mister Pulitzer, sucht Lösungen. Da ist Nellies Idee einer Weltreise aktueller denn je und könnte dem Auflagenschwund entgegenwirken. Die Journalistin würde als erste Frau die Reise antreten und die von Phileas Fogg benötigten 80 Tagen unterbieten.

Nellie ist gänzlich überrascht, als sie den Auftrag für die Reise um die Welt erhält. Ihr bleiben wenige Tage für ihre Vorbereitungen. Voller Vorfreude besteigt sie das Schiff, das sie nach England, der ersten Station, bringen wird.

Wettlauf mit der Zeit

Eva-Maria Bast gelingt es hervorragend, die quirlige und neugierige junge Nellie Bly darzustellen. Man spürt förmlich ihre Energie. „Die Rastlosigkeit dieser Stadt (New York) passte zu ihr. Dieses ewige Getrommel der Pferdehufe, die auf das Pflaster klackten, das Geratter der Räder der Kutschen, Omnibussen und Karren, das Gequietschte der Hochbahn – all das entsprach ihrem Wesen, ihrem Drang, niemals zu ruhen, immer Neues zu entdecken.“ 

Gemeinsam mit Nellie erleben wir die Beschwerlichkeiten des Reisens im 19. Jahrhundert. Wir lernen aber auch die Vorzüge luxuriöser Unterkünfte und köstlicher Verpflegung kennen, die der jungen Frau das Fortkommen erleichtern. Von England über Frankreich und Italien reist die junge Journalistin via Ägypten nach Ceylon, Hongkong und Japan zurück nach Amerika.

Die Autorin Eva-Maria Bast beschreibt das Wettrennen auf witzig-leichte Art und Weise. Einzelne Stationen hebt sie mehr hervor, bespricht sie detaillierter, andere werden nur kurz behandelt. Alles in allem ist die Geschichte eher unkompliziert gehalten. Dennoch ist sie amüsant und unterhaltsam. Hindernisse auf Nellies Weg werden ohne größere Anstrengungen beseitigt, das Positive steht an erster Stelle. Die Welt liegt der jungen Frau zu Füssen und ermöglicht ihr ein angenehmes Weiterkommen. So rückt das Ziel, die 80 Tage von Phileas Fogg zu unterbieten, in Reichweite. Und auch für Romantik ist gesorgt.

Schön, dass einige historisch interessante Details im Roman zu finden sind. Sie vermitteln so auf angenehme Art und Weise Hintergrundwissen. In Anbetracht dessen, dass eine Frau allein, ohne Begleitung, im 19. Jahrhundert das Haus nicht verlassen durfte, ist Nellie Blys Abenteuer eine äußerst mutige Angelegenheit. Dem muss beim Lesen unbedingt Rechnung getragen werden.

Fazit

Mit Nellie Bly um die Welt zu reisen ist heiter, witzig und aufklärend, ohne Anspruch auf allzu große Tiefsinnigkeit. Aber genau deshalb ist es auch ein kurzweiliges und amüsantes in die Ferne schweifen mit einer mutigen und neugierigen jungen Frau in einer von Männern dominierten Welt.

Miss Bly und die Wette gegen Jules Verne

Eva-Maria Bast, Blanvalet

Miss Bly und die Wette gegen Jules Verne

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