Die guten Frauen von Safe Harbour

Die guten Frauen von Safe Harbour
Die guten Frauen von Safe Harbour
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Monika Wenger
931001

Belletristik-Couch Rezension vonDez 2022

Eine unheilvolle Diagnose

Frances Delany ist eine scheue, einfache Frau. Sie arbeitet als Haushaltshilfe und Putzfrau und führt ein sehr bescheidenes Leben. Mit achtundfünfzig Jahren erhält sie die Diagnose Hirntumor. Als ihr die Konsequenzen und die Behandlungsmöglichkeiten aufgezeigt werden, entschliesst sie sich für einen selbstbestimmten Suizid.

Die Diagnose verändert Frances Lebenseinstellung und sie zieht Bilanz.

«Seit dem Moment, als ich von dem Tumor erfahren hatte, hatte ich mich praktisch ausschliesslich damit beschäftigt, wie ich diese Welt verlassen wollte, doch nun wanderten meine Gedanken in die Zeit zurück, als ich auf sie gekommen war, klopften vorsichtig Risse in die Vergangenheit wie ein Löffel auf einem Ei.» (Quelle: Roman)

In ihrem Umfeld gibt es weder einen Partner noch Freunde. Ihre einzige Bezugsperson ist die sechzehnjährige Edie, die Tochter ihrer derzeitigen Arbeitgeberin. Edie wird zu Frances Stütze und treibenden Kraft. Ihr ist es zu verdanken, dass sich Frances endlich etwas Gutes tut, etwas gönnt. Sie überredet sie, ihrem Heimatdorf einen Besuch abzustatten und vereinbart ein Treffen mit Frances ehemaliger Freundin Annie. Die beiden Frauen haben sich am Ende der Schulzeit zerstritten und den Kontakt zu einander abgebrochen.

Tiefe Verbundenheit

Mit diesem Roman hat Bobbi French eine berührende und einfühlsame Geschichte über das Leben und das Sterben geschrieben. Trotz des ernsten Themas gelingt es ihr, den Fokus auf die positiven Seiten des Lebens zu richten. Sie erzählt dabei von Respekt und einer unzerstörbaren Freundschaft, von tiefer Verbundenheit und Liebe. Gemeinsam auf Frances Leben zurückzublicken, ist berührend und dennoch mit einer gewissen Leichtigkeit verbunden. Als Ich-Erzählerin wechselt Frances von der Gegenwart abwechselnd in die Vergangenheit und beschreibt ihre Sicht der Dinge.

«… Ich hatte mir eingeredet, dass mir nichts fehlte und dass ich mir die Verhältnisse, in denen ich lebte, selbst ausgesucht hatte. Häufig jedoch, besonders jetzt, wurde mir nur allzu bewusst, was ich zuwege gebracht hatte – ein Leben, das auf einem Fundament aus ramponierten Nerven aufgebaut war, aus lähmender Schüchternheit und einem geschundenen Herzen, das es nicht überstehen würde, ein weiteres Mal gebrochen zu werden.» (Quelle: Roman)

Später fliesst dann auch Annies Ansicht über gewisse Ereignisse mit ein, so dass ein Gesamtbild entsteht. Dieser Roman ist äusserst bereichernd und trotz einiger emotional starker Passagen eine wunderbare Hymne auf das Leben.

Einfühlsam, bezaubernd, ergreifend und gleichzeitig humorvoll erzählt, ist dieser Roman ein unerwartetes Highlight.

Fazit

Auf diese Art und Weise auf das eigene Leben zurückzublicken und es selbstbestimmt und glücklich zu beenden, das geht unter die Haut. Die Autorin gibt ihren Figuren so viel Tiefe, dass sie das Herz berühren. Eine wunderbare Lektüre.

Die guten Frauen von Safe Harbour

Bobbi French, Diederichs

Die guten Frauen von Safe Harbour

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