Tochter des Marschlands

Tochter des Marschlands
Tochter des Marschlands
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Monika Wenger
701001

Belletristik-Couch Rezension vonJul 2023

Wenn der Verdacht zur Gewissheit wird.

Loni Mae Murrow’s Kindheit war überhaupt nicht einfach. Die Beziehung zu ihrer Mutter kann als unterkühlt bezeichnet werden. Nun hat sich die an Demenz leidende Dame bei einem Sturz das Handgelenk gebrochen. Deshalb soll Loni zurückkehren und ihren Bruder Phil unterstützen, die definitive Umsiedlung der Mutter ins Pflegeheim zu bewerkstelligen.

Erinnerungen und Fragen

Lonis Mutter ist nach dem Sturz vorerst im Pflegeheim untergekommen. Nun soll sie definitiv im Heim bleiben, da ein weiterer Verbleib im eigenen Haus nicht mehr in Frage kommt. Aus diesem Grund hat Phil seine Schwester gebeten, aus Washington D.C. nach Florida zurückzukehren. Loni tut sich schwer mit dieser Rückkehr. Allzu viele Erinnerungen werden wach, zu viele Fragen tauchen auf. Fragen, die sie sich bereits als Zwölfjährige nach dem Unfalltod ihres Vaters gestellt hat. Noch geht Loni davon aus, dass sie nur zwei Wochen bleiben wird. Wochen, in denen sie ihre alte Heimat neu entdeckt und einem Geheimnis auf die Spur kommen will.

Die Auflösung des Haushalts ihrer Mutter fördert etliche Erinnerungsstücke zu Tage. Mit diesen tauchen immer wieder kleine Fragmente eines Widerhalls aus der Vergangenheit an die Oberfläche. Das Unterbewusstsein lässt Loni keine Ruhe. Ein kleiner Notizzettel gibt schlussendlich den Ausschlag, die Suche nach der Wahrheit über den Tod ihres Vaters aufzunehmen. Tatsächlich halten sich seit Jahren hartnäckig die Gerüchte, dass ihr Vater einen Suizid begangen haben soll. Für Loni steht jedoch seit längerem fest, dass die Ursache für den tödlichen Unfall woanders zu finden ist.

Zeichenkünstlerin und Naturmensch

Virginia Hartmans Geschichte führt in die Tiefen des Marschlandes von Florida. Hier ist ihre Protagonistin aufgewachsen und hier hat sie ihren Vater, ihre wichtigste Bezugsperson, durch einen Unfall verloren. Loni ist eine vielschichtige Persönlichkeit. Sie ist eine Kapazität für Vogelzeichnungen am Smithsonian Institut in Washington D.C., der berühmten Forschungs- und Bildungsstätte. Dieses Arbeitsgebiet erklärt die Autorin ausführlich, so dass eine bildhafte Vorstellung während des Lesens entsteht. Genauso verhält es sich mit den Landschaftsbeschreibungen in Lonis Heimat Florida. Die vielen Natureindrücke ergänzt Virginia Hartman mit Lonis aufreibender Spurensuche und den sich einstellenden Schwierigkeiten innerhalb der Familie. Als Loni wegen ihrer Nachforschungen zu den Todesumstände ihres Vaters selber zur Zielscheibe von Angriffen wird, erhöht sich die Spannung merklich. 

Rückschauen auf das Geschehen in der Vergangenheit wechseln sich mit den Ereignissen in der Gegenwart ab. Dies ermöglicht eine schrittweise Annäherung, so dass man die nicht einfache Persönlichkeit der Hauptfigur verstehen lernt. Trotzdem ist die Geschichte etwas zu seicht, zu oberflächlich. Nicht alle Figuren überzeugen und der Plot erinnert doch sehr an eine andere, ähnliche Geschichte. Allein fehlt es hier an verbindenden Elementen, damit ein geschmeidiges Ganzes entstehen könnte. Dennoch ist die Lektüre unterhaltsam, wenn man stimmungsvolle Naturbeschreibungen mag.

Fazit

Der Roman ist geprägt von Lonis Suche nach den wahren Gründen zum tödlichen Unfall ihres Vaters. Dabei muss sie sich ihren Ängsten stellen und entdeckt zwischen dem Ballast der Kindheit sich selber. Nur hier, im Marschland Floridas, können ihre Wunden endlichen heilen. Eine Lektüre für Liebhaber eindrucksvoller Landschaftsbeschreibungen.

Tochter des Marschlands

Virginia Hartman, Heyne

Tochter des Marschlands

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