Die Unbändigen

Die Unbändigen
Die Unbändigen
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Carola Krauße-Reim
651001

Belletristik-Couch Rezension vonSep 2023

Vier Frauen und ein Problem.

Kate flieht 2019 vor ihrem gewalttätigen Ehemann aus London. Unterschlupf findet sie im geerbten Haus ihrer Großtante Violet. Das kleine reetgedeckte Cottage führt Kate in die Vergangenheit – zu Altha, die 1619 wegen Hexerei angeklagt wurde, zu Violet, die ein Geheimnis mit ins Grab genommen hat und zu deren Mutter Elizabeth, die in der Familie nicht einmal erwähnt werden durfte. Kate erkennt sich in den Ahnfrauen wieder und mobilisiert in sich eine ungeahnte Stärke – die Kraft der Wyward-Frauen.

Ein typisches Roman-Debüt

Emilia Hart schrieb schon immer gerne Geschichten, studierte englische Literatur, wurde aber Anwältin. 2017 erlitt die damals 26-Jährige einen Schlaganfall. Danach beschloss sie ihren Kindheitsraum zu verwirklichen und doch noch ein Buch zu schreiben. Heraus kam „Die Unbändigen“. Doch es ist etwas anderes, als Laie Geschichten zu verfassen, die ganz nett zu lesen sind oder einen mehr als 400 Seiten dicken Roman. Das Schreiben ein wirkliches Handwerk ist, das genauso gelernt sein will, wie jeder andere Beruf auch, wird oft nicht erkannt. Daher glückt den allerwenigsten Autorinnen und Autoren auf Anhieb ein gelungenes Debüt. Oft werden grundsätzliche Dinge nicht beachtet, die dann lediglich zu einem sehr durchschnittlichen Roman führen, der gerade bei Viellesern auf nur verhaltene Freude stoßen könnte. So auch im vorliegenden Buch.

Es passiert nicht viel

Wenn man bösartig wäre, könnte man sagen, dass die Handlung in wenigen Sätzen zusammengefasst werden kann. Es passiert nicht viel, die Handlung dümpelt unendlich lange vor sich hin und wird nicht vorangetrieben. Erst sehr, sehr langsam nimmt die Sache etwas an Fahrt auf, doch wirklich packend wird es auch dann nicht. Die Handlung ist doch sehr vorhersehbar, kämpft mit vielen Klischees und ist mehr idealisiert als realistisch. Das immer wiederkehrende Problem der Wyward-Frauen ist die Brutalität der Männer. Von Altha bis Kate prügeln sich die Männer durch die Jahrhunderte und die Frauen müssen damit umzugehen lernen. Dazu kommt die völlig irrationale und überspitzte Darstellung der Urkraft der Frauen und ihre Verbindung zur Natur mit ihren Gewalten. Hart wäre besser beraten gewesen, die Probleme der Frauen etwas zu streuen, die Geschichte durch eine fortschreitende Handlung voranzutreiben und vor allem ihren Figuren keine nahezu mystischen Kräfte anzudichten – denn eine Spinne laufen zu hören oder Käfer aufzufordern eine Attacke zu führen, ist nun doch etwas sehr weit hergeholt.

Kate wird mutig

Etwas besser ist der Autorin ihre Figurenzeichnung gelungen. Altha und Violet sind durchaus glaubwürdig geraten. Die eine muss sich der Anklage der Hexerei stellen und die andere ihrem abweisenden Vater. Ihrer beider ganze Geschichte erfährt erst im Laufe des Romans. In einem wenig forderndem Stil werden dabei die einzelnen kurzen Kapitel immer einer Protagonistin gewidmet, wobei aber nur Altha in der Ich-Perspektive erzählt, wodurch sie der Leserschaft zugänglicher wird. Doch ganz anders sieht es mit Kate aus. Sie mutiert nur durch das Wissen um ihre Vorfahrinnen von der grauen verhuschten Maus zur kämpferisch kraftvollen Frau, die ihren schlagkräftigen Ehemann nicht nur Paroli bietet. Hier, wie insgesamt, hätte der Handlung etwas mehr Realitätsbezug und weniger Idealisierung gut getan. Dennoch könnte „Die Unbändigen“ Wohlwollen bei einer Leserschaft finden, die nichts gegen die esoterisch aufgeladene Handlung hat und gerne einmal auch in das leicht Mystische abtaucht.

Fazit

Das wunderschöne Cover und auch die Zusammenfassung des Inhaltes versprechen mehr als das Buch halten kann. Nur wer Gefallen an einer esoterisch-mystisch-angehauchten Handlung findet, die auch einmal ein bisschen Anlaufzeit haben darf, könnte mit „Die Unbändigen“ das richtige Buch gefunden haben. 

Die Unbändigen

Emilia Hart, Harper Collins

Die Unbändigen

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