Hoteldirektor mit Leib und Seele
Hippolyte Jammet ist Hoteldirektor mit Leib und Seele und einem grossen Herzen. Das Wohlbefinden seiner Gäste steht an erster Stelle. Aber auch sein Personal will er gut versorgt wissen – das ist ihm ein grosses Anliegen. Mit Charme und viel Organisationstalent stellt er sich den täglichen Herausforderungen.
Als die Deutschen im Zweiten Weltkrieg Paris besetzen, hat Monsieur Jammet für sich, sein Personal und seine Freunde bereits alle möglichen Vorkehrungen getroffen. Genauso wie der Direktor des Louvre.
« […] einen Tag nachdem die Russen und die Deutschen einen Pakt unterzeichnet hatten, laut welchem Hitler freie Hand hatte, den Westen anzugreifen, den Louvre für drei Tage geschlossen. Es hiess, die Rohre im Haus müssten repariert werden. In Wirklichkeit aber verpackten die Angestellten des Museums mit Hilfe der Studenten der École du Louvre und den Mitarbeitern des berühmten Warenhauses La Samaritaine behutsam so viele Kunstschätze, wie sie nur konnten.» (Quelle: Roman)
Monsieur Jammet unterstützt ihn bei seiner Aktion und versteckt einen Teil der wertvollen Bilder in seinem Grand Hotel. Das Leben für die Menschen in Paris wird mit jedem Tag schwieriger. Die Besatzer werden rüder und nutzen ihre Macht. Schreckliche Nachrichten machen die Runde. Jüdische Einwohner verlieren ihre Ansprüche und werden in den Osten deportiert. Grauenhaftes spielt sich ab. Im Grand Hotel Le Bristol versucht Monsieur Jammet Haltung zu wahren. Er nutzt alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel für die leise Hilfe. So diskret wie möglich und so viel wie nötig, passt er sich den Gegebenheiten an, um nicht aufzufallen. Unter allen Umständen will er vermeiden, dass die Deutschen sein Kleinod, sein Grand Hotel besetzen.
Leiser Widerstand und Schadensbegrenzung
Ines Thorn ist mit ihrem Roman tief in die Welt des Grand Hotels Le Bristol und in die Stadt Paris eingetaucht. Schon bald erliegt man dem Charme, den das Hotel und seine Mitarbeiter umgibt. Eine kleine, aber heile Welt, in der der Krieg immer näher rückt. Dank dem Geschick des Hoteldirektors und unter Mithilfe seines Personals, gelingt es, das Hotel vor grossem Schaden zu bewahren. Aber nicht nur das Hotel profitiert von seinem charmanten, klugen und weitsichtigen Direktor. Auch die Mitarbeiter können sich auf ihren Vorgesetzten verlassen. Diese Jahre zwischen 1940-1944 beschreibt Ines Thorn gefühlvoll, ohne allzu viel Dramatik. Sie zeigt beide Seiten der Medaille und lässt dabei die historischen Tatsachen nicht ausser Acht.
«Man kann nicht weglaufen. Man kann sich nicht entschulden. Auch wenn der Krieg noch nicht verloren gegeben wurde, so haben wir doch mehr verloren als einen Krieg. Wir haben unsere Menschlichkeit verloren. Und das können wir niemals wiedergutmachen.» (Quelle: Roman)
Der französische Charme, die Atmosphäre von Paris und des Grand Hotels zieht sich wie ein unsichtbares Band durch das Buch. Wunderbar beschrieben, leben und lieben die Figuren in dieser düsteren Zeit. Gerade weil es für alles eine Lösung gibt, sich vieles richten lässt, vermittelt das Buch eine gewisse Leichtigkeit, trotz des tragischen Hintergrunds.
Fazit
Ein stimmungs- und gefühlvoller Roman über die Zeit der deutschen Besatzung von Paris. Sehr stilvoll und mit viel französischem Geist erzählt er, vor dem Hintergrund ereignisreicher und tragischer Jahre in der französischen Hauptstadt, von Menschlichkeit und Zusammengehörigkeit.
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