Das Pariser Ritz unter deutscher Besatzung
1923 reist die junge Amerikanerin nach Paris und lernt dort den Franzosen Claude Auzello kennen. Sie verlieben sich in einander und heiraten recht zügig. Die beiden führen eine bewegte Ehe. Die temperamentvolle Blanche verlässt nicht zum ersten Mal ihren Ehemann, der mittlerweile als Geschäftsführer im legendären Ritz arbeitet, nach einem Streit. Doch sie kehrt nach kurzer Zeit immer wieder zu ihm zurück.
Die Zeiten ändern sich. Es kommt zum zweiten Weltkrieg. Auch im Ritz kommt es zu Veränderungen. Die Deutschen marschieren in Paris ein. Die Besatzer machen sich auch im Ritz breit. Dem Ehepaar Auzello missfällt die Entwicklung, doch sie müssen den Umstand, dass auch in ihrem geliebten Ritz die Hakenkreuze allgegenwärtig sind, hinnehmen. Eines Tages lernt Blanche die junge Lily kennen. Doch die Freundschaft ist gefährlich, denn Lily ist für die Résistance tätig. Und Blanche wagt sich immer mehr in diese gefährlichen Kreise.
Hommage an Claude und Blanche Auzello
Melanie Benjamin greift in ihrem Roman das Leben des Ehepaares Auzello auf, die tatsächlich zu jener Zeit die Geschäftsführung des Pariser Ritz innehatten. Sie erzählt in ihrer Geschichte von deren Kennenlernen und ihrer gefährlichen Tätigkeit während des zweiten Weltkrieges. All diese Fakten sind relativ unbekannt und es ist interessant, darüber etwas zu erfahren. Allerdings bleiben die beiden Hauptfiguren dabei etwas blass und man kann als Leser keine so rechte Bindung zu den Protagonisten aufbauen. Gerne hätte man etwas mehr aus der Gedankenwelt der beiden erfahren. Einzig die Gegensätzlichkeit der beiden kommt gut zum Ausdruck. Der eher kühle und stets besonnene Claude und die temperamentvolle und unbedacht agierende Blanche, die aber durch eine große Liebe miteinander verbunden sind.
Nicht leicht zu lesen
Insgesamt ist das Werk von Melanie Benjamin eher schwere Kost und das ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Das Buch beginnt 1940, springt aber immer wieder zurück ins Jahr 1923, als sich die Auzellos das erste Mal begegnen. Obwohl die Kapitelüberschriften mit Jahreszahlen versehen sind, muss man sich konzentrieren um alle Zeitsprünge zu verinnerlichen und in den rechten Zusammenhang zu stellen. Zu den häufigen Zeitsprüngen wechselt auch die Erzählperspektive. Es wird stets in der dritten Person geschrieben, allerdings eben mal in Bezug auf Blanche und dann wieder bezüglich Claude. Wirklich erschwerend ist hierbei auch noch der Schreibstil der Autorin. Sie verwendet oft sehr lange, verschachtelte Sätze. Da ist es keine Seltenheit, dass ein Satz sich über eine halbe Seite erstreckt.
Wirklich Spannendes kommt zu kurz
Nach längeren Anlaufschwierigkeiten kommt der/die Leser/in dann an den Punkt, wo die Résistance ins Spiel kommt. Bis dahin dauert es sehr lange und oft erscheinen die Plänkeleien zwischen dem Ehepaar ermüdend. Ein rechtes Spannungsgefühl mag sich nicht wirklich aufbauen. Die Szenen, wie Blanche mit dem Widerstand arbeitet, könnte dem etwas entgegenwirken. Diese Stelle wird aber eher kurz abgehandelt.
Titel irreführend
"Die Königin des Ritz" wurde Blanche Auzello genannt und diese Bezeichnung wurde auch gleich als Titel des Romans hergenommen. Doch darunter hat man sich als Leser vielleicht mehr Details des Hotellebens erhofft. Das Hotel wird zwar wunderbar beschrieben und es wohnen dort auch durchaus wahre Größen der Zeitgeschichte, etwa Hemingway oder die berühmte Coco Chanel, die selbst in Nebenrollen zu den Protagonisten gehören. Aber tiefer in das Hotelleben taucht man mit diesem Roman nicht ein.
Ein großer Pluspunkt, den man der Autorin bei der Kritik aber zugutehalten muss, ist die Stimmung, die sie festgehalten hat. Es ist ihr vortrefflich gelungen, dem Leser nicht nur einen Eindruck vom Ritz zu vermitteln, sondern auch wie die Zustände in Paris waren während der deutschen Besatzung. Diese ängstliche und beklemmende Stimmung vermittelt sie perfekt in ihrem Roman. Auf dem Cover der gebundenen Ausgabe sieht man nicht etwa das Hotel Ritz, sondern das typische Wahrzeichen Paris, den Eiffelturm, was aber durchaus passend ist.
Fazit
Wer sich für die wahre Geschichte des Ehepaars Auzello interessiert, ist hier gut aufgehoben, muss allerdings etwas Muße für den Roman aufbringen.
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