Kelly-Briefe

Kelly-Briefe
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Laura Müller
851001

Belletristik-Couch Rezension vonMai 2022

Was ist Liebe?

Grundsatzdiskussion

Was ist Liebe? Wann beginnt sie und kann sie enden? Wie zeigt sie sich? Ist Liebe an einen Ort gekoppelt, an eine Person, an etwas?  Macht Liebe verrückt? Ist Liebe ein Zustand, den man fassen kann, den man mit Worten beschreiben kann oder ist Liebe das Gefühl, das mitschwingt, bei Worten, Gesten und Gedankten? Ist Liebe sanft? Kann Liebe verletzten? Muss sie verletzten? Stellt Liebe Ansprüche auf Besitz, auf Klarheit? Bedeutet Liebe immer Liebe? All diese Fragen stellt man sich, sobald man in den Sog dieses Buches gezogen wurde.

Ein Briefwechsel

Der unspektakuläre und wenig beschriebene Handlungsort, und die im Prinzip gewöhnliche Handlung machen das Buch so spannend.

Zwei sich Liebende schreiben einander. Sie will ihn sehen, er verweigert ihr Kommen. Er flieht vor ihr - oder vor sich selbst - nach New York, sie beginnt durch Europa zu reisen, um ihm näher zu sein. Als er sich in die Psychiatrie einweisen lässt, macht sie sich Sorgen um ihn und er verfällt in wüste Beschimpfungen. Alles was sie verbindet sind ihre Briefe, die sie sich schreiben.

Schonungslos, provokant und voller Leidenschaft schreiben sie einander, wie nur Liebende es im Stande sind. Vieles bleibt ungesagt und scheint trotzdem klar.

Leidenschaftliche und Mitreißend

Nichts ist spannender als das Alltägliche. Dies beweist Wondratschek mit Kelly-Briefe und zeigt, dass Themen, die jedermann betreffen, am meisten polarisieren und Zunder für Diskussionen bieten.

1994 erschien das Buch erstmals und erfährt in diesem Jahr eine Wiederauflage. Sprachlich brillant, glänzt dieses Buch wie ein geschliffener Diamant. Sätze, die wie in Stein gemeißelt an ihrem Platz stehen, finden sich komprimiert aneinandergereiht. Wondratschek gehört zu den seltenen Autoren, die mit wenigen Worten, Unglaubliches in der Lage sind zu sagen. Ein Bild, welches er entwirft, würde auch über 100 Seiten erzählt werden können. Aber warum alles sagen, wenn doch die Zahl der Worte nicht der Kern des Gesagten ausmachen?

Fazit

Ein Denkmal für die Liebe - spätestens jetzt.

Kelly-Briefe

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