Wo die Wölfe sind
- S. Fischer
- Erschienen: März 2022
- 5
- OT: Once There Were Wolves
- aus dem Englischen von Tanja Handels
- HC, 432 Seiten
Die Angst vor den Wölfen
Die Aussiedlung von Wölfen in den schottischen Highlands versetzt die Menschen in Angst und Schrecken. Sie sehen Gefahren für sich und ihre Tiere. Hitzige Charakterköpfe und grosse Kämpferherzen treffen aufeinander und setzen sich für ihre Anliegen ein.
Inti, die Projektleiterin der Wolf-Ansiedlung, ist zusammen mit ihrer Schwester Aggie von Alaska nach Schottland gekommen. Traumatische Ereignisse liegen hinter ihnen. Seit den Vorfällen in Alaska hat Aggie sich in sich zurückgezogen und spricht nicht mehr. Die Reise nach Schottland hat deshalb für Inti zwei Gründe: Die neutrale Umgebung soll ihrer Schwester helfen, sich wieder dem Leben zuzuwenden und Inti will, gemeinsam mit ihrem Projektteam, Wölfe in den Highlands ansiedeln. Während Inti die verschiedenen Wolfsrudel bei ihrer Revierübernahme beobachtet, muss sie gleichzeitig die aufgebrachten Schaf- und Viehbesitzer beschwichtigen. Und die Vergangenheit holt sie, trotz der Distanz zu Alaska, ein.
Ein Leben für und mit der Natur
Der Roman ist unglaublich anschaulich geschrieben. Die Natur beherrscht jede Zeile – die Worte sind treffend gewählt und punktgenau gesetzt. Ein Feuerwerk. Zu Beginn der Geschichte stehen die Wölfe und ihre Verhaltensweisen, sowie die Angst der Menschen im Mittelpunkt. Nach und nach verlagert sich dieser hin zu den einzelnen Figuren und ihrer Herkunft – und den zurückliegenden Ereignissen. Intis und Aggies Leben ist durch den Vater stark mit der Natur verbunden. Charlotte McConaghy beschreibt diese Verbindung bildhaft und es gelingt ihr, die ganze Vielfältigkeit von Natur und Mensch aufzuzeigen.
«Sie kennen sich doch bestimmt gut mit Bestien aus, Wolfsmädchen.» «In der Wildnis bin ich noch keiner begegnet. Dort halten die sich nicht auf.» (Quelle: Roman).
Unaufgeregt, gar etwas distanziert, erzählt Inti als Ich-Erzählerin ihre Geschichte und lässt eine gewaltige Szenerie entstehen. Packend wie in einem Krimi entwickelt sich die Geschichte, als plötzlich ein Toter gefunden wird. War es einer der Wölfe? Bei der Suche nach der Wahrheit muss sich Inti nicht nur mit den Wölfen, sondern auch mit den Menschen und ihren Handlungsweisen auseinandersetzen.
Der Autorin ist ein ausserordentlich spannender und vielschichtiger Roman gelungen. Einziger Kritikpunkt: Das Ende wirkt ein wenig befremdlich. Aber das fällt bei der so gut aufgebauten Geschichte nicht gross ins Gewicht.
Fazit
Die wunderschöne Annäherung an die Natur und die Leidenschaft für die Sache der Wölfe ist in diesem Roman einfach perfekt in Szene gesetzt. Sprachlich ausgezeichnet ausgearbeitet, ist es ein fesselndes Lesevergnügen.
Charlotte McConaghy, S. Fischer
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