Denken mit Oscar Wilde

  • Diogenes
  • Erschienen: September 2021
  • 0

- übersetzt von Candida Kraus

- HC, 160 Seiten

Denken mit Oscar Wilde
Denken mit Oscar Wilde
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Carola Krauße-Reim
851001

Belletristik-Couch Rezension vonSep 2021

Zitate als Denkanstöße

Oscar Wilde, 1854 in Dublin geboren, war ein gefeierter Autor, Dandy und eine bekannte Größe der Londoner Gesellschaft. Er schuf u.a. Das Bildnis des Dorian Gray und The Importance of Being Earnest. Doch auf der Höhe seiner Popularität stürzt er ab und muss für zwei Jahre ins Zuchthaus. Davon erholt er sich nie wieder, verfällt dem Alkohol und stirbt völlig verarmt 1900 in Paris. Erst nach seinem Tod erlebten seine Werke eine Renaissance, und seine Romane, Märchen und Bühnenstücke werden bis heute immer wieder neu aufgelegt.

Das tragische Leben eines brillanten Geistes

Bereits 1957 erschien das vorliegende Buch erstmalig. Wolfgang Kraus überarbeite die Ausgabe 1988, die seitdem schon mehrfach neu aufgelegt wurde. Kraus gibt in seinem Vorwort einen kurzen Überblick über das tragische Leben dieses ebenso klugen wie einzigartigen Menschen, der exzentrisch und brillant gleichermaßen war. Oscar Wilde hat sich zu vielen Dingen Gedanken gemacht, die er auch in seiner weniger bekannten Prosa festhielt. Oft bissig, aber immer den Kern der Aussage treffend, könnte man seine Äußerungen auch heute noch als so aktuell wie im 19. Jahrhundert betrachten:

     „Auch zugunsten des modernen Journalismus lässt sich viel sagen. Indem er uns über die Meinung der Ungebildeten auf dem Laufenden hält, bleiben wir in ständiger Berührung mit der Unwissenheit der Massen“.

Zitate zu unterschiedlichen Themen

Den größten Teil des sehr kleinformatigen Büchleins nehmen die Zitate ein, die in unterschiedliche Themenbereiche unterteilt sind, z.B. „Kritik als Schöpfung“ oder „Der bequemste Staat“. Die Auswahl unterliegt natürlich den Präferenzen des Herausgebers, ebenso wie die Thematisierung der Kapitel. Doch die Grundtendenz im Denken Oscar Wildes ist immer unstrittig auszumachen. Viele seiner Zitate sind natürlich durch die gemachten Lebenserfahrungen gezeichnet:

     „Da verlor ich das Steuer meiner Seele und wusste es nicht. Das Vergnügen gewann Herrschaft über mich, und ich wurde sein Knecht. Ich endete in Schande. Jetzt bleibt mit nur eines: völlige Demut“

oder

     „Mit der Gesellschaft zu leben – welche Qual! Aber außerhalb der Gesellschaft zu leben – welche Katastrophe!“

Viele sind aktuell geblieben:

     „Niemals war die Kritik so nötig wie jetzt. Allein durch sie kann sich die Menschheit bewusst werden, bis zu welchem Punkt sie auf ihrem Weg gekommen ist“.

Und manche sind einfach so herrlich bissig und trotzdem genau auf den Punkt gebracht:

     „In der Wahl seiner Feinde kann der Mensch nicht vorsichtig genug sein“.

Egal welches Thema angeschnitten wird, egal wie lang das Zitat ist – immer regt es zum Nachdenken an! Durch diesen Aufbau ist das Buch auch keines, das man von Anfang bis Ende durchliest, sondern es lädt dazu ein, sich immer wieder willkürlich ein Zitat herauszupicken, um sich dann eigene Gedanken dazu zu machen.

Fazit

Für Fans von Oscar Wilde ist es natürlich ein Leckerbissen, auch wenn man vielleicht auf das ein oder andere Bekannte trifft; für alle anderen ist es ein guter Einstieg in die Gedanken des exzentrisch genialen Dichters, der einmal gesagt hat „Ein Dichter kann alles überleben außer einen Druckfehler“. In diesem Sinn – viel Spaß beim Denken mit Oscar Wilde!

Denken mit Oscar Wilde

Wolfgang Kraus (Hrsg.), Diogenes

Denken mit Oscar Wilde

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