Salz im Wind

  • Knaur
  • Erschienen: April 2021
  • 1

- TB, 496 Seiten

- Bd. 1 [Der Kaffeegarten]

Salz im Wind
Salz im Wind
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Alexandra Hopf
851001

Belletristik-Couch Rezension vonFeb 2022

Start einer neuen Inseltrilogie von Anke Petersen

Als das Geschwisterpaar Elin und Matei ihre Eltern bei einem Unglück verlieren, nimmt sie das wohlhabende und kinderlose Kapitänsehepaar Hansen in Keitum auf. Dort wachsen sie wohlbehütet auf. Als Paul Hansen 1914 überraschend stirbt, müssen die Mädchen mit ihrer Ziehmutter Anna feststellen, dass vom großen Familienvermögen nicht mehr viel da ist. Gemeinsam beschließen sie in ihrem Herrenhaus Gästezimmer für Künstler, die es oft nach Sylt verschlägt, einzurichten. Als zweites Standbein eröffnen sie zusammen mit der begnadeten Bäckerin Wiebke einen Kaffeegarten, in dem sie viele typisch friesische Leckereien anbieten.

Alles läuft bestens, bis der erste Weltkrieg ausbricht. Entgegen aller Hoffnung, dass dieser schnell beendet ist, zieht er sich hin und bringt viele Veränderungen mit sich. Auf Sylt gibt es keine Urlauber mehr und ihr Herrenhaus wird zum Lazarett umfunktioniert. Der über mehrere Jahre andauernde Kriegszustand bringt den Frauen nicht nur viele Veränderungen, sondern auch schwere Schicksalsschläge.

Traumhafte Beschreibung der Insel Sylt

Nachdem die Autorin Anke Petersen die Leserschaft in ihrer ersten Familiensaga nach Amrum entführt hat, findet ihre neue historische Trilogie auf Sylt statt. Dabei bringt sie uns die friesische Insel mit vielen detaillierten Beschreibungen näher. Im Verlauf des Lesens taucht man in die bildhaften Beschreibungen ein und kann sich die Örtlichkeiten wunderbar vorstellen. Man kann sich tatsächlich in den Roman hineinträumen. Dies wird durch einen angenehmen Schreibstil unterstützt. Man kann das besondere Flair der Insel spüren. Diese Detailtreue bleibt auf den nahezu 500 Seiten stets erhalten. An manchen Stellen, besonders ab der Mitte des Buches, kommt es dadurch zu Wiederholungen in den Beschreibungen. Dies kann man unter Umständen als Langatmigkeit empfinden.

Friesische Authentizität durchweg spürbar

Die Autorin unterstützt ihre authentischen Beschreibungen noch durch die Verwendung des typischen Dialekts. Begriffe wie "min Deern" oder "Dösbaddel" begleiten den Leser durch das gesamte Buch. Im Kaffeegarten gibt es natürlich auch überwiegend spezielle landestypische Leckereien. Im Anhang befinden sich dazu zwei Rezepte, die zum Nachbacken anregen. Außerdem bringt Anke Petersen viele ostfriesische Bräuche in ihre Geschichte ein (z. B. Jöölboom, Biikebrennen, Futjes). Die Erklärungen hierzu gibt es teilweise im Verlauf der Geschichte. Dennoch wäre ein separates erklärendes Glossar wünschenswert und hilfreich gewesen.

Sympathische Protagonistenschar

Die Anzahl der Hauptfiguren bleibt übersichtlich. Die Charaktere sind sympathisch. Dies trifft nicht nur auf die Schwestern Elin und Matei zu, sondern auch auf das friesische Original Hinnerk oder die grummelige, aber herzensgute Wiebke. Man gewöhnt sich an die Figuren und es entsteht fast so ein Empfinden, als ob sie zur Familie gehören. Deshalb leidet man als Leser auch etwas mit, wenn das Schicksal zuschlägt. Und Schicksalsschläge gibt es doch einige im Romanverlauf. Es ist dadurch stets ein gewisser Spannungsbogen vorhanden. Dennoch hätte die Geschichte an der einen oder anderen Stelle gern etwas mehr Schwung vertragen können.

Titel lässt andere Geschichte erwarten

Der Roman ist durchaus angenehm zu lesen, dennoch wird man enttäuscht sein, wenn man eine Geschichte rund um den Kaffeegarten erwartet. Der Kaffeegarten ist zwar in der ganzen Geschichte präsent, spielt aber inhaltlich eher eine untergeordnete Rolle. In diesem Teil der Trilogie, der ja im Zeitraum 1914 bis 1919 spielt, steht der erste Weltkrieg im Mittelpunkt. Auch wenn Sylt relativ abgeschottet lag, gab es hier durch den Krieg dennoch viel menschliches Leid, mit dem die Bevölkerung neben anderen Problemen, wie etwa die Lebensmittelknappheit, umgehen musste.

Der Roman ist in Kapitel unterteilt, die übersichtlich mit Datum versehen sind. Ein in sich rundes und friedliches Ende beschließt den ersten Teil der Saga. Dennoch kann man gespannt sein, wie die Geschichte weitergeht.

Fazit

Angenehmes Lesevergnügen, das aufgrund der schönen Landschaftsbeschreibungen von einem Urlaub auf Sylt träumen lässt.

Salz im Wind

Anke Petersen, Knaur

Salz im Wind

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