Nummer 1, Nummer 2, Nummer 3 …
Sonia ist eine junge, erfolgreiche Frau, die augenscheinlich ein sexuell befreites und selbstbestimmtes Leben führt. Doch hinter den Dates und den durchtanzten Partynächten, den schnellen Bekanntschaften und dem Alkohol, lauert eine tiefe Traurigkeit und der unerlässliche Wunsch nach Aufmerksamkeit. Sonia ist eine Frau voller Selbstzweifel und getrieben von der Angst, alleine zu sein - alleine nicht genug zu sein.
In Sofia Rönnow Pessahs Debütroman hinterlassen die Männer in Sonias Leben alles andere als einen guten Eindruck. Sie sind durchnummeriert, bleiben oft namenlos, und Charakter haben sie auch selten. Das kann beim ersten Lesen durchaus repetitiv sein: Ein Date gleicht dem anderen, die Bekanntschaften sind eintönig, der Sex Fließbandarbeit. Aber genau das ist so gewollt; es macht die Momente des Romans, die vom Üblichen abweichen, umso prägnanter.
Nummer 21, Nummer 22, Nummer 23 ...
Schon zu Beginn des Romans wird der Grundstein für Sonias Unsicherheiten in ihren jungen Jahren gelegt, und sie schafft es nie ganz, diese abzuwerfen. Sie scheint auf ständiger Suche zu sein, getrieben von einem beinahe manischen Verlangen, das sie oft selber nicht benennen kann. Dazwischen sprießen kleine Momente voller Klarheit und Selbstreflexion, in denen sie sieht, wo ihre Probleme liegen, diese aber nie richtig überwinden kann. Der Roman erzählt vom Verlangen nach Sex, Aufmerksamkeit, Nähe, dem Verlangen danach, Ablenkung zu finden, wenn die Leere droht, Überhand zu gewinnen, dem Verlangen nach Selbstakzeptanz. Das wird an manchen Stellen durchaus mit einem leichten Augenzwinkern beschrieben, allerdings mit viel Gesellschaftskritik und fühlt sich doch meistens an wie ein Schlag in die Magengrube.
Fazit
Die Frage nach Gleichberechtigung zieht sich durch die Gesamtheit des Romans. Ist es überhaupt möglich, je gleichberechtigt mit Männern zu leben und vor allem Sex zu haben? Derweilen stellt man sich als Leser die Frage, wo der Roman hinwill oder was er uns über Sonia sagen möchte. Die Charakterentwicklung stagniert des Öfteren, was sehr frustrierend sein kann. Der Sex ist gewollt unerotisch, die Kapitel kurz und protokollarisch. Es ist mit Sicherheit keine leichte Urlaubslektüre, wie der Titel des Buches vielleicht vermuten lässt; er ist provokativ und wirft ein ungeschöntes Bild auf das Dating-Leben der Protagonistin. Das mag nicht jedermanns Sache sein, ist aber allemal ein interessanter Roman.
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