Die Gärten von Monte Spina

  • Droemer
  • Erschienen: Februar 2021
  • 0

- TB, 336 Seiten

Die Gärten von Monte Spina
Die Gärten von Monte Spina
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Monika Wenger
831001

Belletristik-Couch Rezension vonMär 2021

Werden, Sein und Vergehen

Die Arbeit in den Gärten von Beaulieu House in England würde Antonia Andersen, genannt Toni, eigentlich gefallen. Nur das Zwischenmenschliche will irgendwie nicht klappen. Toni weiß genau, dass es an ihr liegt, doch seit dem Tod ihres Ehemannes ist die Welt nicht mehr so, wie sie einmal war. Da kommt das Angebot, auf einer kleinen privaten Insel in der Nähe von Lanzarote zu arbeiten, gerade richtig ...

Monte Spina

Auf der Insel Monte Spina nahe Lanzarote angekommen, staunt Toni erst einmal über den Zustand der Gärten. Da scheint jemand mit brachialer Gewalt den Bäumen und Sträuchern zu Leibe gerückt zu sein. Was passiert hier auf dieser Insel? Wie kann sich jemand nur so vergessen, solch einer Zerstörungswut freien Lauf lassen?

Der Besitzer, Max Bror, soll nur sporadisch die Insel besuchen und kein sehr angenehmer Zeitgenosse sein. Diese Erfahrung muss Toni als Gärtnerin schon bald selber machen, denn sie zieht den Zorn Brors auf sich. Plötzlich scheinen die Gärten ein Sinnbild für das Leben auf der Insel Monte Spina zu sein.

Die karge Insel und seine Bewohner

Als ob es diesen verstümmelten Garten und die Auseinandersetzung mit Max Bror gebraucht hätte, vollzieht sich in Toni endlich eine Wandlung: Sie blüht auf und setzt ihre Kräfte für die Instandshaltung und Verschönerung der Gärten ein. Schon bald sind erste Spuren ihres Schaffens erkennbar. Doch nicht nur Tonis Lebensgeister erwachen; auch ihre Neugier veranlasst sie zu waghalsigen Unternehmungen. Zu gerne würde sie hinter das Geheimnis der Insel und seiner Bewohner kommen, die Gründe für die Spuren der Verwüstung in den Gärten kennen und auch mehr über den geheimnisvollen Besitzer erfahren.

Die Autorin hat den Schauplatz fast ganz auf die karge und spröde Insel, seine Gärten und seine Bewohner beschränkt. Der Garten und dessen Pflege ist wie die bildhafte Darstellung der unterschiedlichen Lebenshintergründe der Hauptfiguren; das untermalt und intensiviert ganz stark das Geschehen.

Der Garten beginnt dank der guten Pflege schon bald wieder zu blühen, wird aber von einem heftigen Unwetter heimgesucht ...  

«Mag sein, dass Ihnen der Sturm den Garten zerstören wird, Miss Andersen. Und wenn schon. Sie werden noch so oft in Ihrem Leben von vorn anfangen müssen. Nehmen Sie es jedes Mal als das, was es ist: ein Geschenk.»

Henrike Scriverius schreibt in ihrem Debütroman von gravierenden seelischen Verletzungen, von Rückzug und Abschottung. Hinter der Arroganz und dem Zynismus von Max Bror gibt es, tief verborgen, einen weichen Kern. Toni Andersen, selbst seelisch verwundet nach dem Unfalltod ihres Ehemannes, möchte Max helfen. Doch ob das gut ist? Ob er sich helfen lassen wird?  

Die Autorin bedient sich in diesem Roman vieler gängiger Klischees und setzt diese gekonnt in Szene. Daraus entstanden ist eine spannende Geschichte über die Liebe, aber eben auch über das Leid, das sie verursacht, und Altlasten im Rucksack des Lebens, derer man sich nur schwer entledigen kann. Trotz der schwierigen Themen ist der Roman ein Lesegenuss.

Fazit

Charakterstarke Figuren dominieren die Geschichte über seelische Wunden, die einen Menschen erstarken oder zerbrechen lassen können. Wie ein Sinnbild für das Werden, Sein und Vergehen stehen die Gärten der Insel. Das ist clever gemacht, unterhaltsam und verstärkt die Wirkung des Geschriebenen. Eine tolle Lektüre.

Die Gärten von Monte Spina

Henrike Scriverius, Droemer

Die Gärten von Monte Spina

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