Die Modeschöpferin

  • Knaur
  • Erschienen: Juli 2020
  • 0

- TB, 304 Seiten

Die Modeschöpferin
Die Modeschöpferin
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Alexandra Hopf
821001

Belletristik-Couch Rezension vonAug 2020

Interessante Einblicke in die Welt der Mode

Mit Hochdruck arbeitet die bekannte Modedesignerin Simonetta de Rosa 1961 an ihrer neuen Haute-Couture-Kollektion. Ihr ganzes Privatleben opfert sie ihrer Leidenschaft, der Mode. Ihr Team steht ihr so nahe wie eine eigene Familie. Und ihr Ehrgeiz macht sich bezahlt: Die Kollektion verspricht ein Erfolg zu werden. Allein mit dem Entwurf eines spektakulären Brautkleides scheint sie diesmal alle Erwartungen übertroffen zu haben. Doch kurz vor der ersten Modenschau, auf der diese Kunstwerke  vorgestellt werden sollen, werfen verschiedene Ereignisse die Designerin aus der Bahn: In der Klatschpresse taucht ein Bild des Mannes auf, mit dem Simonetta mehr oder weniger liiert ist; auf dem Bild wirkt er sehr vertraut mit einer anderen Frau. Nun stellt sich für Simonetta nicht nur die Frage, ob sie von diesem Mann, David Kane, betrogen wird; viel erschütterter ist sie von der Tatsache, dass sie die Frau kennt: Es ist ihre jüngere Schwester Chiara, zu der sie nach einem Streit seit Jahren keinen Kontakt mehr hat. Warum ist sie plötzlich wieder nach Rom zurückgekehrt, nachdem sie sich eine Existenz als Handtaschendesignerin in Paris aufgebaut hat? Noch während Simonetta versucht, der Wahrheit auf den Grund zu gehen, stürzen neue schreckliche Entwicklungen auf sie ein: Kurz vor der Modenschau und Veröffentlichung ihrer Kollektion wird einer ihrer Entwürfe geklaut und von einer Billigmodekette kopiert. Doch es kommt zu weiteren schrecklichen Vorkommnissen, und sogar ein Mord passiert. Der Dieb kann sich nur im unmittelbaren Umfeld Simonettas befinden. Wer von ihren Vertrauten spielt ein falsches Spiel?

Mode ist ein hartes Geschäft

Katja Maybach entführt den Leser in die italienische Modewelt zu Beginn der 60er Jahre. Da sie selbst Modedesignerin ist, kann sie von Anfang an durch ihr fundiertes Fachwissen punkten. Beim Lesen des Romans merkt man sofort, dass die Autorin sehr genau weiß, wovon sie spricht - und das nicht nur, weil bekannte Namen wie Giorgio Armani oder Dior fallen. Maybach baut in ihrem Roman auch das große Ereignis der italienischen Modewelt ein: die jährlich auf der Spanischen Treppe stattfindende große Modenschau mit dem klingenden Namen "Donna sotto le stelle" (was so viel bedeutet wie "Frau unter Sternen"). Durch ihre Insiderkenntnisse gelingt es ihr meisterlich, die Stimmung und Hektik vor diesen großen Ereignissen zu beschreiben und dem Leser zu vermitteln. Man spürt diese richtiggehend beim Lesen und lässt sich von der Geschäftigkeit und der Unruhe anstecken. Dabei wird der Leser vom spritzigen und lebhaften Schreibstil unterstützt.

Auch Spannung und Liebe vertreten

Neben den Einblicken in das harte Geschäft der Haute Couture lässt die Autorin auch andere Themen mit einfließen. Der Roman umfasst 300 Seiten; das ist für die Fülle von Themen, die angerissen werden, deutlich zu kurz. Manche hätten durchaus mehr Aufmerksamkeit und Ausschmückung verdient, etwa die Geschichte um den jungen Designer Paolo und dessen Homosexualität, oder die Geschichte zwischen Simonetta und dem Weinbauern Edoardo Aligheri. So hastet man durch die Handlung und vieles wirkt aneinandergereiht und nicht richtig auserzählt. Das ist sehr schade. Der Roman ist in übersichtliche Kapitel gegliedert, wobei jedes einzelne mit dem Namen der Person übertitelt ist, aus dessen Perspektive berichtet wird. So erhält man auch Einblicke in die Gefühlswelt einzelner Personen - natürlich hauptsächlich der beiden Schwestern, aber auch anderer wichtige Charaktere.

Absolut überzeugende Protagonisten

Simonetta und auch Chiara wirken sehr authentisch. Katja Maybach konnte ihren Protagonistinnen ihre persönlichen Erfahrungen in diesem Metier einhauchen und diese damit zu hundert Prozent glaubwürdig machen. Beide wirken nach außen selbstbewusst, sympathisch und sehr menschlich, durch persönliche negative Erfahrungen im Leben aber auch sehr verschlossen und introvertiert. Im Verlauf der Geschichte erfährt der Leser häppchenweise welch, schlimme Familiengeschichte hinter den beiden liegt und warum es zum Bruch zwischen den Schwestern kam. Dieser Plot baut einen gewissen Spannungsbogen auf, der erst am Ende vollständig aufgelöst wird. Zum Spannungsgefühl trägt auch die Entwicklung rund um die gestohlenen Entwürfe bei. Man kann erahnen, wie skrupellos bei Modespionage vorgegangen wird.

Fazit

Katja Maybach konnte mit dem Roman Die Modeschöpferin einen gelungenen und unterhaltsamen Einblick in die Welt der Mode geben. Abgerundet wird das Buch noch durch ein tolles, zum Thema passendes Cover. Einziger Wermutstropfen ist die Länge. Es hätte gern etwas mehr sein und uns zu den Themen, die zu kurz kamen, mehr Details und Geschichte liefern dürfen.

Die Modeschöpferin

Katja Maybach, Knaur

Die Modeschöpferin

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