Erdbebenwetter

  • Tropen
  • Erschienen: August 2020
  • 0

- HC, 320 Seiten

Erdbebenwetter
Erdbebenwetter
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Lena Bräuer
851001

Belletristik-Couch Rezension vonOkt 2020

Der Morgen, an dem die Kojoten in die Stadt kamen

Der Debütroman von Autorin Zaia Alexander entführt den Leser in ein Los Angeles fernab der Traumfabrik und zeigt uns mit Feingefühl und mehr als einer Prise Mystik, dass es jederzeit möglich ist, aus Routinen auszubrechen und ein anderes Leben zu beginnen.

Lou ist eine junge Frau, die im Leben nicht weiterkommt. Ihre Produktionsfirma ist erfolglos, sie fühlt sich desorientiert und haltlos. Ihre zwischenmenschlichen Beziehungen scheinen oberflächlich und erzwungen. Als sie eines Tages durch einen alten Schulfreund den Weg in einen Hexenzirkel findet, nimmt ihr Leben Fahrt auf und verändert sich unweigerlich ...

Es müssen die Kojoten gewesen sein

Das Buch beginnt damit, dass Lou die geliebte Hauskatze tot auffindet, und daraus entspinnt sich eine Geschichte, die zwischen Vergangenem und der Gegenwart hin und her taumelt: von ihrer Kindheit und den Verfehlungen ihrer Mutter, den Reisen, die ihren Hunger nach Zugehörigkeit nicht gestillt haben und dem Treffen mit der Hexenkommune und deren Mentor. Dieser Hexenzirkel wirkt schräg - sowohl einschüchternd als auch erleuchtet - und passt eben deshalb genau zu dem Los Angeles, das Alexander in diesem Roman zeichnet. Die meisten ihrer Charaktere sollen nicht nahbar wirken, eher wie ätherische Wesen, die durch den Roman und Lous Leben gleiten und einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Vom Suchen und Finden

Die Sprache des Romans ist wortgewandt und tiefgründig. Alexander setzt den magischen Realismus so gekonnt ein, dass man sich dem Surrealen unterwirft und ihn nicht infrage stellt. Dem Buch liegt zudem eine unterschwellige Spannung zugrunde, die den Leser vermuten lässt, dass jederzeit etwas Unverhofftes passieren könnte. Die Geschichte lebt außerdem vom Absurden, vom Tragischen und vom Schönen. Sie erzählt davon, zu wagen und Dinge anzugehen, die man sonst auf morgen verschiebt, aber auch von Ungewissheit und dem unweigerlichen Drang, irgendwo dazuzugehören.

Fazit

Wer beim Kauf dieses Romans Zaubersprüche und Hexen auf Besen erwartet, wird sehr enttäuscht sein, denn diese wird man hier nicht antreffen. Wer einen klassischen Fantasyroman sucht, wird hier ebenfalls nicht fündig. Doch wer sich auf dieses Buch einlässt, bekommt eine Geschichte, die unaufgeregt aufregend ist. Sie erzählt uns auf eindringliche, mystische und surreale Weise von dem Wunsch nach Zugehörigkeit und den manchmal ungewöhnlichen Wegen, die uns dorthin führen.

Erdbebenwetter

Zaia Alexander, Tropen

Erdbebenwetter

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