Unwetter

  • Kampa
  • Erschienen: Juli 2020
  • 0

- OT: Noodweer

- aus dem Niederländischen von Hanni Ehlers

- TB, 192 Seiten

Unwetter
Unwetter
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Sandra Dickhaus
651001

Belletristik-Couch Rezension vonAug 2020

Kann ein jahrelanges Schweigen aufrecht erhalten werden?

Das Ehepaar Emilia und Bruch gehen eines abends ins Theater. Dort wird etwas aufgewühlt, was Emilia seit zwölf Jahren mit sich herumträgt. Sie wird mit voller Wucht von ihren Erinnerungen überfallen, kann diese aber mit ihrem Mann nicht teilen, da er keine Ahnung davon hat. Eigentlich führen die Beiden eine erfüllte Ehe in einem Haus ihrer Wahl auf dem Land in einem Vorort von Amsterdam. Bruch ist Arzt in einem renommierten Krankenhaus, Emilia arbeitet von zuhause aus; sie haben zwei Kinder und leben das Leben, das sie sich immer gewünscht haben - bis zu diesem verhängnisvollen Abend, der in Emilia eine Lawine auslöst, die sie innerlich zu überrollen droht. Zudem wird ihr Eigenheim durch ein drohendes Hochwasser bedroht, und einige wichtige Entscheidungen stehen an…

In Emilia wird nach zwölf Jahren innerlich eine Lawine ausgelöst

In dem kurzweiligen Roman geht es um Liebe, das Verhältnis zwischen Mann und Frau und den schmalen Grat zwischen Wahrheit und Lüge. Was hält eine Beziehung aus? Kann man ein jahrelanges Schweigen verstehen? Wie lange kann ein Geheimnis gehütet werden? All diesen Fragen müssen sich die beiden Hauptprotagonisten stellen. Neben dem Aufrechterhalten ihrer Ehe wollen natürlich auch die gemeinsamen Jungs behütet werden. Der Roman lebt von den Rückschauen, die immer wieder in das Geschehen zu Beginn der Beziehung, dem Kennenlernen, den schwierigen Phasen und auch den glücklichen Zeiten springen. Dazu kann der Leser auch an den jetzigen Geschehnissen teilnehmen. Wenn dies auch alles von einem Erzähler geschildert wird, merkt man doch, dass hier die Sicht von Emilia eingenommen wird. Man weiß schon sehr früh von den Ereignissen in Emilias Leben, die sie vor ihrer Familie zu verbergen sucht und bisher auch gut verdrängen konnte. Doch ihr erlebtes Trauma beginnt, sie und auch ihren Mann, den sie aus Angst vor Zurückweisung nie in ihr Geheimnis eingeweiht hat, immer mehr zu belasten. Gleichzeitig steigt das Hochwasser; die Familie verlässt ihr Haus noch nicht, harrt aus. Sinnbildlich kann man dies mit der bestehenden Krise verbinden.

Keine leichte Lesekost

Wer allerdings leichte Lesekost erwartet, der irrt: Die Figuren - besonders die der Emilia - sind vielschichtig gezeichnet und nicht immer leicht greifbar. Dazu gehört eine große Portion Empathie und die Bereitschaft, den Roman auf sich wirken zu lassen. Einen wirklichen Spannungsbogen im klassischen Sinne gibt es nicht; die emotionalen Höhen und Tiefen auf inhaltlicher Ebene machen das Ganze aus. Dabei geht die Autorin sprachlich recht unaufgeregt und ruhig vor, was sich angenehm lesen lässt.

Fazit:

Erst im Nachklang entfaltet der Roman seine Wirkung richtig; während des Lesens kommt das Gefühl noch nicht an, sodass man hin- und hergerissen ist, wie man die Verpackung rund um diese wichtige Thematik finden soll. In der Mitte der Erzählung begegnet einem eine kleine Durststrecke, die es zu überwinden gilt, umschreibt doch die Autorin viele der Ereignisse intensiv. Sprachlich ist der Roman wunderbar geschrieben - zwischendurch möchte man nur ab und an einen kurzen Anstupser geben, dass es jetzt endlich weitergehen kann.

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