Nächstes Jahr in Havanna

  • Heyne
  • Erschienen: Juni 2019
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- OT: Next Year in Havanna

- aus dem Englischen von Stefanie Fahrner

- TB, 464 Seiten

Nächstes Jahr in Havanna
Nächstes Jahr in Havanna
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Alexandra Hopf
751001

Belletristik-Couch Rezension vonNov 2019

Start einer Kuba-Saga

Marisol will den letzten Wunsch ihrer Großmutter Elisa, der sie sehr eng verbunden war, erfüllen. Sie fliegt von ihrer Heimat Miami nach Havanna, um dort die Asche der gebürtigen Kubanerin zu verstreuen. Elisa möchte ihre letzte Ruhe in ihrer Heimat finden, die sie als junges Mädchen fluchtartig verlassen musste und seitdem nicht wieder gesehen hat.

Vor Ort angekommen, lebt Marisol bei Ana, der ehemaligen Nachbarin und besten Freundin ihrer Großmutter. Diese händigt ihr Briefe aus. Marisol erfährt daraus erstaunliche Dinge über Elisas damaliges Leben in Kuba. Durch verschiedene Gespräche und die Informationen aus den Briefen setzt sich das Puzzle langsam zu einem Ganzen zusammen. Bisher wusste die Enkelin nur, dass Elisa eine unbeschwerte Jugend als Tochter eines Plantagenbesitzers und Zuckerbarons führte, welcher an der Regierung Batistas festhielt. Doch als es zum Umbruch durch die Revolutionäre rund um Castro kam, musste die Familie Kuba überstürzt verlassen.

Doch nicht nur diese Erkenntnisse verstören die junge Frau, auch die Begegnung mit Anas Enkel verwirrt sie: von der ersten Begegnung an knistert es zwischen Marisol und Luis. Je besser sie den jungen Mann kennenlernt, desto mehr sieht sie, dass es immer noch schwierig ist, in Kuba zu leben - vor allem dann, wenn man der Regierung kritisch gegenübersteht.

Unterhaltung auf zwei Zeitebenen

Abwechslungsreich springt die Autorin mit ihrer Erzählung zwischen den Jahren 2017 und 1858 hin und her. Zum besseren Verständnis beginnen die jeweiligen Kapitel mit der Überschrift „Marisol“ oder „Elisa“, damit der Leser gleich weiß, in welcher Zeitebene das nun folgende geschieht. Beide Erzählstränge sind eigenständig erzählte Geschichten, die trotzdem eng miteinander verwoben sind. Die Handlung um Elisa ist durch das Geheimnisvolle und das Unvorhersehbare besonders spannend und fesselt den Leser mehr als die Geschichte im Jetzt um Marisol. Kuba stellt man sich als ein feurig-buntes, fröhliches Land vor - Chanel Cleeton gelingt es aber nicht vollends, dies an den Leser zu vermitteln. Auch ihrer Protagonistin Marisol fehlt es an Leidenschaft.

Die Autorin gibt in diesem Roman einen Teil ihrer eigenen Familiengeschichte wieder und man merkt zu einem gewissen Grad schon, dass sie doch mehr Amerikanerin als Kubanerin ist. Größtenteils liest sich die Erzählung jedoch flüssig und lebendig. Gelegentlich kommt es zu kurzen Überlängen in der Geschichte der Marisol; das liegt vielleicht daran, dass Elisas Geschichte sehr interessant ist und man einfach darauf brennt, zu erfahren, wie es wohl damit weitergeht.

Protagonisten der früheren Zeit überzeugen mehr

Elisa ist eine sympathische, willensstarke junge Dame. Zunächst kennt sie nur die Probleme, welches Kleid sie als nächstes anziehen und wie sie ihre Freizeit gestalten soll. Erst als sie den geheimnisvollen Fremden Pablo kennenlernt, stellt sie fest, von welchen Konflikten ihre Traumwelt umgeben ist. Die Entwicklung dabei ist beeindruckend.

Marisol wirkt deutlich kühler als die Figur der Elisa. Das fehlende Temperament lässt die Geschichte zwischen ihr und Luis etwas farblos erscheinen, obwohl es doch sehr viele Parallelen zum Leben ihrer Großmutter in jungen Jahren gibt.

Brennpunkt Kuba auch heute brandaktuell

Chanel Cleeton packt mit dieser Saga ein ganz besonderes Thema an, das vielen nicht so präsent sein dürfte. Doch durch die Lektüre des Buches wird man dazu angeregt, sich intensiv mit der Problematik dieses schönen Landes auseinanderzusetzen. Dies betrifft sowohl die Zeit der Revolution und den Machtwechsel von Batista zu Castro, als auch die Gegenwart.

Fazit

Chanel Cleeton kann mit der Auswahl des Themas rund um Kuba durchaus überzeugen. Man hätte sich sogar mehr historisch belegte Details zu Umbruch und Revolution vorstellen können. Als die Geschichte von Elisa fertig erzählt ist, hängt das Lesevergnügen etwas durch, doch der Ausgang des Buches überrascht und bietet interessantes Potential für den nächsten Teil. Daher besteht doch eine gewisse Vorfreude auf die Fortsetzung der Geschichte.

Nächstes Jahr in Havanna

Chanel Cleeton, Heyne

Nächstes Jahr in Havanna

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