Das Geheimnis meiner Mutter

  • Blanvalet
  • Erschienen: November 2019
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Aus dem Englischen von Sonja Rebernik-Heidegger
Originaltitel: The Mother's Secret
Originalverlag: Pan Macmillan, London 2018

Das Geheimnis meiner Mutter
Das Geheimnis meiner Mutter
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Julian Hübecker
731001

Belletristik-Couch Rezension vonDez 2019

Das Geheimnis einer bewegten Vergangenheit

Und plötzlich ist alles anders: Die sonst so fürsorgliche Jane wird abweisend, ihr Verhalten kalt und distanziert. Mehr noch bewegt sie sich immer wieder in der Vergangenheit, vergisst Namen und Leute. Für Georgie und ihre ältere Schwester Kate ist klar: Ihre Mutter wird vom Alzheimer verzehrt. Ihr oft zusammenhangloses Gebrabbel bringt jedoch etwas Furchtbares aus vergangener Zeit ans Tageslicht.

Die dramatischer Wahrheit über die eigene Herkunft

Georgie war sich zeit ihres Lebens sicher, dass die Familie, in der sie aufwuchs, kaum Gemeinsamkeiten mit ihr hat. Ihre Mutter Jane hat ihr daraufhin immer gesagt, wie ähnlich sie sich ihrem verstorbenen Vater sieht. Tatsächlich gibt es aber nur wenige Aufnahmen des Mannes, der ihr Vater sein soll – und diese sind kein eindeutiger Beleg. Als ihre Mutter schwer erkrankt, nutzt Georgie die Chance, ihre Geburtsurkunde zu suchen, die sie nie zu Gesicht bekommen hat. Was sie Folge dessen herausfindet, droht sie und ihre Familie in den Abgrund zu ziehen.

Etwa 40 Jahre zuvor lernt die junge Jane den attraktiven Ray kennen. Mit seiner Lederjacke und dem schnittigen Motorrad erinnert er an Elvis Presley – Jane ist ihm restlos verfallen. Auch Ray verliebt sich in die eher unscheinbare Frau. Die beiden kommen sich schnell näher, Jane wird schwanger und die beiden heiraten – mehr aus Pflichtgefühl, doch ihre Gefühle zueinander sind echt. Jane ist erfüllt, nichtsahnend, dass das junge Glück ein jähes Ende nehmen wird.

Zur etwa gleichen Zeit lebt die 14-jährige Kimberley. Sie wird Teil des Dramas werden und eine Zukunft vor sich haben, die geprägt ist von Traurigkeit und Verzweiflung. Erst mit zunehmender Recherche deckt Georgie die Verbindung der Frauen auf und enthüllt, zu welcher furchtbaren Tat ihre Mutter sich hinreißen ließ.

Hier zählen mehr die leisen Töne

Schon der Titel Das Geheimnis meiner Mutter macht so neugierig, dass man das Buch zur Hand nehmen muss, um dem Geheimnisvollen zu ergründen. Es sei jedoch offenbart, dass das Rätsel bereits früh in der Geschichte offenbart wird. Es geht also vielmehr darum, wie es zu dem schicksalshaften Tag kam. Wer also auf eine spannende Schnitzeljagd hofft, dem sei vorab vom Buch abgeraten.

Für Freunde der leisen Töne sei die Geschichte jedoch ans Herz gelegt, da Swatman viel Gefühl in ihre Zeilen legt. Und obwohl es hier eine eindeutige „Tat“ gibt, liegt diese auf einem dramatischen Motiv zugrunde, die erstmal schlucken lässt. Man mag das Geschehene nicht gutheißen, kommt aber nicht umhin, sich in die Situation hineinzudenken und zumindest ein wenig Mitleid mit Jane zu empfinden, deren Geschichte eine zentrale Rolle in dem Buch spielt.

Die Charaktere bleiben trotz des malerischen Schreibstils blass und oberflächlich. Insbesondere Georgie bleibt unnahbar, ihre Handlungen oft nicht nachvollziehbar. Auch ist der Grund, den Clare Swatman Georgie zur Hand gegeben hat, um ihre Geburtsurkunde zu suchen, mehr als fragwürdig: Sie möchte sich endlich trauen, eine Fernreise per Flugzeug zu unternehmen… während ihre Mutter schwer krank ist und ihr Zustand sich täglich verschlechtert? Die einfache Neugierde über ihre Herkunft wäre ausreichend gewesen.

Das Buch gehört nun nicht zur Crème de la Crème der dramatischen Unterhaltungsliteratur, packt einen aber mit der Vergangenheit von Jane und dem ins Rollen kommende Stein, der in der Gegenwart endlich zur Auflösung kommt.

Fazit

Ein tragisches Schicksal wird unter ruhiger und sensibler Führung erzählt. Wenngleich die Charaktere kraftlos bleiben, steht stets das Geheimnis im Vordergrund und macht das Buch zum Pageturner.

Das Geheimnis meiner Mutter

Clare Swatman, Blanvalet

Das Geheimnis meiner Mutter

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