Die Frauen von Long Island

Die Frauen von Long Island
Die Frauen von Long Island
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Monika Wenger
731001

Belletristik-Couch Rezension vonJun 2018

Maggie lebt mit ihrer zweijährigen Tochter in New York. Als Alleinerziehende verdient sie sich ihren Lebensunterhalt mit Putzen. Das Einkommen ist gering und sie kommt mehr recht als schlecht über die Runden. Und dann erbt sie eines Tages völlig überraschend ein Haus in den Hamptons. Ihre ehemalige Freundin Liza hat ihr das Haus und ein monatliches Einkommen vermacht. Einzige Auflage ist die Betreuung von Liza’s Mutter Edith, welche an Demenz leidet. Obwohl Maggie grossen Respekt vor dieser Aufgabe hat, nimmt sie, nach reiflicher Überlegung, die Erbschaft und die damit verbundene Herausforderung an.

Aller Anfang ist schwer, das erfährt Maggie, als sie mit ihrer Tochter Lucy in Sag Harbor eintrifft. Verständlicherweise ist Edith wenig erfreut über die neue Besitzerin und deren kleine Tochter. Sie stellt sich quer. Auch weil sie die Entscheidung ihrer Tochter Liza nicht verstehen kann. Doch Esther, Edith’s Freundin, nimmt sich der beiden Hausbewohnerinnen nach einer gewissen Zeit an und redet ihnen ins Gewissen. Sie kann den beiden unterschiedlichen Frauen aufzeigen, welche positiven Seiten das Zusammenleben hat. Dank Esther glätten sich die Wogen nach und nach. Als sich Edith’s Zustand verschlimmert, schweisst dies die kleine Gemeinschaft zusammen.

Aus Edith’s Not, alles zu vergessen, fängt Maggie wieder zu schreiben an. Sie hält die Erinnerungen von Edith fest. Täglich arbeiten die beiden Frauen nun zusammen und so manches aus der Vergangenheit kommt zum Vorschein. Überraschendes, Verdrängtes, alte Verletzungen, die ganze Bandbreite eines Lebens. Edith erkennt, dass ihre Tochter Liza mit den besten Absichten das Haus Maggie vermacht hat. Im Wissen, dass die Mutter wie auch die ehemalige Freundin gut versorgt sein werden.

Auch Maggie stellt sich ihrer Vergangenheit und analysiert ihr eigenes Verhalten. Im Zuge dieser Aufarbeitung erkennt sie, dass sie Lucy’s Vater über seine Vaterschaft unterrichten muss. Dies hat sie nämlich bis jetzt unterlassen. Für ihre Tochter könnte es zu einem späteren Zeitpunkt wichtig sein, ihren Vater zu kennen, das sieht Maggie nun ganz klar. Sie entschliesst sich, ihrem Exfreund zu schreiben. Die Entscheidung, wie er mit dieser Information umgehen soll, muss sie ihm überlassen. Maggie ist gespannt auf seine Reaktion.

Für die so unterschiedlichen Frauen ist der Sommer in Sag Harbor in jeder Beziehung eine Herausforderung und der Beginn einer wunderbaren und umfassenden Gemeinschaft.

Die Autorin erzählt die Geschichte dieser drei Frauen unterhaltsam und humorvoll, ohne das Tragische auszuschliessen. Maggie ist eine Perfektionistin mit viel Gefühl und Geduld für ihre Mitmenschen. Etwas schüchtern und doch in gewissen Situationen bestimmt. Edith, Liza’s Mutter, ist eher introvertiert und wenn sie sich äussert, dann mit spitzer Zunge. Sie hält sich für eine schlechte Mutter und gibt sich die Schuld am Tod ihrer Tochter. Zusätzlich trägt sie eine grosse Last aus der Vergangenheit und kämpft täglich mit dem Vergessen. Als erfrischend und verbindend agiert Esther, Edith’s Freundin. Mit viel Humor und Lebensfreude bringt sie Schwung und gesunden Menschenverstand in die Gemeinschaft.

Die in Alabama geborene und aufgewachsene Autorin Zoe Fishman hat in Boston und New York studiert und lange Zeit in der Verlagsbranche gearbeitet. 2006 veröffentlichte sie ihren Debütroman. Ihre beiden Romane „Sonnengruß für Regentage“ (2010) und „Die Frauen von Long Island“ (2016) wurden ins Deutsche übersetzt. Sie lebt mit ihrer Familie in Atlanta und unterrichtet Kreatives Schreiben.

Die Frauen von Long Island

Zoe Fishman, Aufbau Verlag

Die Frauen von Long Island

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