Die Wolkenfrauen

  • Blanvalet
  • Erschienen: Januar 2017
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  • München: Blanvalet, 2017, Seiten: 416, Originalsprache
Die Wolkenfrauen
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Monika Wenger
811001

Belletristik-Couch Rezension vonMär 2018

Die Geschichte beginnt 1942 in Deutschland und endet 1991 mit dem Waffenstillstand zwischen der Westsahara und Marokko. Das Buch erzählt die Geschichte von drei Frauen in verschiedenen Zeitebenen. Von Aufbrüchen, vom Loslassen, aber auch von Selbsterkenntnis. Der Leser wird nach Marokko entführt und wird so gleich von seinem Zauber gefangen. Die Farben und Gerüche, die Menschen, die Wüste – alles scheint beim Lesen spürbar. Mit viel Geschick ist es der Autorin gelungen, ihre Liebe zu diesem Land in die Handlung einfliessen zu lassen. Sie weist aber auch auf die Widersprüchlichkeiten und Eigenheiten der Bewohner hin. Keine Verherrlichung und kein Schönreden von Tatsachen. Ausserdem macht sie auf den ungelösten Konflikt in der Westsahara aufmerksam. Über die jahrzehntelangen Bemühungen um eine Einigung und über das Leben der Vertriebenen in den Flüchtlingslagern in Algerien. Das Nachwort der Autorin sowie das Glossar sind äusserst hilfreich für den Leser und ergänzen das Gelesene.

Doro steht an einem Wendepunkt in ihrem Leben. Sie hat ihre Ausbildung als Lehrerin beendet und könnte die Familientradition fortsetzen. Doch nach dem Tod ihrer Mutter zweifelt sie am zukünftigen Weg. Denn im Nachlass der Mutter findet Doro ein silbernes Amulett sowie verschiedene Zeichnungen aus der marokkanischen Wüste. Was haben diese Gegenstände mit dem Leben ihrer Mutter zu tun? Welche Verbindung gab es zwischen ihrer Mutter und Marokko? Sie nimmt Kontakt mit ihrer ehemaligen Seminarleiterin Ingrid auf. Ingrid lebt in Agadir und engagiert sich dort in ihrer eigenen Hilfsorganisation für Frauen und deren Zugang zu Bildung. Nach ihrer Ankunft in Marokko unterstützt Doro Ingrid in ihrer Arbeit und hofft auf Antworten zu den Zeichnungen und zum Amulett. Das Land mit seinen Gerüchen, Farben und Menschen schlagen sie in ihren Bann und was sehr wichtig ist, Ingrid kennt das Amulett, die Hand von Fatima. Beim Verteilen von Unterrichtsmaterial in den Dörfern in der Wüste wird Doro Zeugin einer Verhaftung. Einige Zeit später trifft sie auf einer Fahrt in die Wüste den Gefangenen, Amir, wieder. Er trägt das gleiche Amulett! Und so beginnt die Geschichte von zwei Menschen aus verschiedenen Kulturen und mit unterschiedlichem Hintergrund. Europa trifft auf Afrika. Doro erfährt durch Amir mehr über die Geschichte der Westsahara und ihrer Bewohner, dem Volk der Sahraoui, und dem seit Jahrzehnten bestehenden Konflikt in diesem Gebiet. Die Beiden entwickeln Gefühle füreinander. Ob sie Bestand haben werden? Kann die unterschiedliche Herkunft Grenzen überwinden? Gleichzeitig erfährt sie mehr über die Geschichte des Amuletts und den geheimnisvollen Zeichnungen.

Die Autorin erzählt in diesem Roman von der Westsahara und ihren Menschen. Von den bestehenden, in der Öffentlichkeit nicht mehr präsenten Konflikt zwischen Marokko und der Westsahara. Verflochten mit der Geschichte von Doro und ihrer Familie spannt sie einen Bogen vom zweiten Weltkrieg bis zu den Unabhängigkeitsbemühungen der Sahrouis, dem Volk der Westsahara. Familiengeschichte, Abenteuer, Wüstenzauber und ein bis heute ungelöster Konflikt werden miteinander in diesem Buch zu einer lesenswerten, interessanten Geschichte verwoben.

Doris Cramer liebt Bücher, Lesen und das Reisen. Vor allem Nordafrika und dort speziell Marokko hat es ihr angetan. Sie ist Buchhändlerin von Beruf und hat viele Jahre eine Gemeindebibliothek geleitet. Seit 1984 unternimmt sie regelmässig Reisen nach Nordafrika. Sie ist fasziniert vom einfachen Leben in diesen Ländern und ihren Bewohnern. Ein grosser Gegensatz zum Leben in Europa. Aus den Texten ihrer Reisetagebücher entstehen mit der Zeit ihre Geschichten.

Die Wolkenfrauen

Doris Cramer, Blanvalet

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