Es muss wohl an dir liegen

  • Argon
  • Erschienen: Januar 2016
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  • London: HarperCollins, 2014, Titel: 'It's Not Me It's You', Originalsprache
  • Berlin: Argon, 2016, Übersetzt: Britta Steffenhagen, Bemerkung: gekürzte Ausgabe
Es muss wohl an dir liegen
Es muss wohl an dir liegen
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Kathrin Plett
781001

Belletristik-Couch Rezension vonJan 2016

Vom Seitensprung-Aus ins Liebesglück

Heiraten sollte gut überlegt sein, nicht umsonst heißt es schon in Schillers "Das Lied von der Glocke": "Drum prüfe wer sich ewig bindet." Nach zehn Jahren sollte die Zeit des Prüfens jedoch langsam abgeschlossen sein. Was tun, wenn der Freund dann noch immer keine Anstalten macht, den lang ersehnte Heiratsantrag zu machen? In Zeiten immer größerer Emanzipation ist die Antwort klar: Selbst zur Tat schreiten und den Liebsten mit dem lang ersehnten Antrag überraschen! Manchmal könnte es jedoch auch ein Anlass sein, skeptisch zu werden, dass vielleicht doch etwas mehr hinter der vermeintlichen Bindungsangst steckt und der andere vielleicht ein anderes Verständnis von Beziehung hat...

Delia hat vielleicht nicht gerade Model-Maße und entspricht mit ihren tizianroten Haaren auch nicht gerade der Durchschnittsfrau. Seit zehn Jahren ist sie nun jedoch schon glücklich mit Paul zusammen und findet, dass es endlich Zeit ist zu heiraten. Als sie dann, kurz nach ihrem Heiratsantrag an Paul, eine SMS auf Pauls Handy liest, aus der deutlich hervorgeht, dass er sie mit einer viele Jahre jüngeren Studentin betrügt, trifft sie dies ziemlich unvorbereitet. Am Anfang glaubt sie, alles sei ihre Schuld. Doch dann erkennt Delia, dass die zerplatzten Seifenblasen von gestern die Chance auf das Glück von morgen bedeuten: Denn nun kann sie selbst entscheiden, wie sie die bunten Puzzleteile ihres Lebens neu zusammensetzt. Um den Erinnerungen und ihrem ungeliebten Job zu entfliehen, zieht sie kurzerhand zu ihrer besten Freundin Emma nach London und sucht sich einen neuen Job. Alles könnte gut werden. Wäre da nicht Adam, ein Skandalreporter und der härteste Konkurrent ihres neuen Arbeitgebers – der sie durch eine Unachtsamkeit auch noch bei ihrem neuen Chef in Ungnade bringen kann, sodass ihr ein erneuter Jobverlust droht. Wenn er auf der anderen Seite nicht so charmant wäre... Und zu allem Überfluss ist da auch noch Paul, der mit aller Macht versucht, Delia wieder zurückzugewinnen.

Mhairi McFarlane wurde 1976 in Schottland geboren. Ihre geographischen Lebensdaten in Kurzform lauten Falkirk – Afrika – Milton Keynes – Nottingham und entsprechen in etwa dem Weg, den ein Designerkleidungsstück zurücklegt, bevor es in einem Laden zur Ruhe kommt. Mhairis Ruhepol ist Nottingham, wo sie mit einem Mann und einer Katze lebt. Bereits mit ihrem ersten Roman Wir in drei Worten gelang ihr der Sprung auf die Spiegel-Bestsellerliste. Mit ihrem zweiten Roman Vielleicht mag ich dich morgen eroberte sie dann sogar Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste.

Eigentlich läuft das Leben für Delia ganz gut. Sie ist in einer glücklichen Beziehung mit Paul, hat einen Job, der ihr zwar nicht gefällt aber besser ist als kein Job und auch sonst gibt es keine nennenswerten Katastrophen. Doch die zufällige Entdeckung, dass Paul sie wohl schon seit längerem betrügt, stellt ihr ganzes bisheriges Leben in Frage und wirft ihre Vorstellungen von der perfekten Zukunft völlig über den Haufen. Mhairi McFarlane erzählt in ihrem Roman die Geschichte einer jungen Frau, die sich völlig neu orientieren und ihr Leben wieder neu auf die Beine stellen muss. Detailreich und bunt beschreibt sie, wie Delia anfängt, sich von ihrem alten "Ich" loszulösen und zu machen, wozu ihr bisher immer der Mut fehlte. Durch McFarlanes geschickte Auswahl an wirklich gegensätzlichen und ungewöhnlichen Charakteren wie zum Beispiel Delias Bruder, der sein Leben am liebsten zurückgezogen als Computer-Nerd verbringt oder ihrem neuen Chef, der sich als großes Ekel herausstellt, entstehen viele komische Situationen, die zum Witz des Romans beitragen. Sprachlich nah an der Umgangssprache lässt sich die Geschichte gut lesen. Wortreich geht die Autorin dabei auf die Gedanken und Gefühle ihrer Protagonistin ein, sodass es nicht schwer fällt, sich mit Delia zu identifizieren und ganz in den Roman einzutauchen.

Alles in allem eine unterhaltsame Liebesgeschichte, die durch ihre vielen skurrilen Szenen und witzigen Momente überzeugen kann. Erneut ein gelungenes Werk von Mhairi McFarlane, das seinen Vorgängern um nichts nachsteht.

Es muss wohl an dir liegen

Mhairi McFarlane, Argon

Es muss wohl an dir liegen

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