Flamingostar

  • Droemer
  • Erschienen: Januar 2015
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  • München: Droemer, 2015, Seiten: 256, Originalsprache
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Kathrin Plett
501001

Belletristik-Couch Rezension vonNov 2015

Zukunftsträume

"Kind, werd etwas vernünftiges, mach erst einmal eine solide Ausbildung oder geh studieren, danach kannst du immer noch deinen Wünschen nachgehen. Nebenher bleibt bestimmt auch noch genug Zeit, in der du weiter deinen Träumen nachgehen kannst..." Ein klassischer Elternsatz, der vor allem dann zur Sprache kommt, wenn es um künstlerische oder weniger sichere Berufsvorstellungen des eigenen Kindes geht. Nicht leicht, sich dann gegen die eigenen Eltern aufzulehnen. Doch das Gefühl, dass einem die ganze Welt offen steht und eine gute Portion Enthusiasmus können reichen, sich über die Kritiker hinwegzusetzen und den Sprung ins kalte Wasser zu wagen!

Jussi ist zwanzig, seine Mutter ist vor kurzem durch einen Autounfall ums Leben gekommen. Seit dem Tod der Mutter ist der Vater noch erbarmungsloser und verliert mehr und mehr den Zugang zu seinem Sohn. Er will, dass Jussi eine Anwaltskarriere einschlägt und will nichts von den Musikerplänen seines Sohnes wissen. Aus Protest spielt Jussi in heruntergekommenen Kneipen, die seinem Vater ein Dorn im Auge sind. Im Nachtclub Flamingo ist man begeistert von seinem Talent. Nicht nur die Barfrau Hella, sondern auch ein erfolgreicher Musik-Manager ist sicher, dass Jussi der Durchbruch gelingen kann. Schnell erhält Jussi einen Plattenvertrag und geht auf Tournee, die zu seinem persönlichen Sommermärchen werden wird. Doch der Bruch mit seinem Vater lässt ihn nicht los und mehr und mehr enthüllt sich die weniger glanzvolle Seite von Jussis Leben...

Erik Brandt-Höge, geboren 1982 in Achim, ging nach dem Abitur nach Berlin und Potsdam, wo er Anglistik/Amerikanistik und Germanistik studierte. Seit 2005 schreibt er als freier Autor über Musik, Film und Literatur. Sein Debütroman Diskobushaltestellenhierarchie wurde 2014 veröffentlicht. Seit 2013 lebt und arbeitet Erik Brandt-Höge in Hannover.

Licht und Schatten, so lässt sich Jussis Leben wohl am besten beschreiben. Auf der einen Seite ist er erfolgreicher und gefeierter Musiker. Seine Singer-Songwriter-Stücke, die er selbst am Klavier begleitet, kommen vor allem beim weiblichen Publikum sehr gut an. Er singt über die Liebe, die Trauer um seine Mutter und es gelingt ihm wie kaum ein anderer seine Gefühle in Musik zu verpacken. Das auf der anderen Seite sein immer mehr dem Alkohol verfallender Vater ist, der den Erfolg seines Sohnes überhaupt nicht gutheißt, trübt den Erfolg. Erik Brandt-Höge erzählt in seinem neuesten Roman die Geschichte Jussis, die Geschichte eines jungen Mannes, der sich über alle Widerstände hinwegsetzt, um seinen Traum zu verwirklichen. Doch trotz seines Erfolgs drückt die belastete Beziehung zu seinem Vater seine Stimmung und hält ihn innerlich gefangen.

Der Autor liefert mit seinem Werk eine Coming-of-Age-Geschichte, die an vielen Stellen an der Oberfläche bleibt. Da gibt es einerseits die Probleme, die Jussi mit seinem Manager hat, dann die schwierige Beziehung zu seinem Vater oder seiner Freundin/Geliebten Hella. Über allem schwebt dann noch der mysteriöse Unfalltod der Mutter, der sich durch die Handlung zieht. Als roter Faden zieht sich zwar Jussis aufstrebende Musikkarriere durch die Handlung, Spannung und Tiefe finden sich dabei aber kaum. Der Roman, der aus der Sicht des jungen Protagonisten geschrieben ist, ist größtenteils umgangssprachlich verfasst, was beispielsweise an der Stelle, an der eine Tänzerin Jussis Auftritt begleiten soll und sich mit ihm austauscht nicht zur Aufwertung des Romans beiträgt:

 

"Wir haben voll die neue Choreo, voll glamorous, ehrlich", sagt Chrissie, und Linda meint: „Die passt auch voll zu deinem Song, richtig gut passt die, ich mein: krass ey! Wir kannten den bis eben gar nicht."

 

Alles in allem ein eher durchschnittlicher Roman, der nicht unbedingt gelesen werden muss. Langweilig und ohne Tiefe findet zwar eine kritische Betrachtung der Musikindustrie statt, doch der Kern des Romans bleibt bis zum Ende vage.

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