Schwere See, mein Herz

  • Suhrkamp
  • Erschienen: Januar 2015
  • 0
  • Berlin: Suhrkamp, 2015, Seiten: 116, Originalsprache
Schwere See, mein Herz
Schwere See, mein Herz
Wertung wird geladen
Kathrin Plett
781001

Belletristik-Couch Rezension vonJul 2015

Die Liebe und das Meer

Meistens interessieren sich junge Mädchen für Fernseh- oder Musikstars, Kosmetik, die neuesten Schminktipps oder Mode. Chatten mit ihren Freundinnen per WhatsApp und verabreden sich zum Quatschen, fürs Kino oder andere coole Aktivitäten. Die Natur kann sie nur selten begeistern und weckt eher nicht das Interesse der zwölf bis dreizehnjährigen Kinder/Jugendlichen. Besonders spannend wird es dann, wenn die erste große Liebe ins Spiel kommt und sich alle Träume nur noch um sie drehen...

Heidi wohnt an der deutschen Nordseeküste und für sie gibt es nichts schöneres als das Meer. Sie liebt den Hafen, kennt alle einfahrenden Schiffe und Besatzungen und träumt davon, selbst einmal zur See zu fahren. Ihre Freundinnen teilen diesen Wunsch nicht, im Gegenteil, sie haben keinerlei Verständnis für Heidis Schwärmerei und interessieren sich vor allem für teure Handtaschen und Fastfood. Niemals könnte Heidi ihnen anvertrauen, dass sie sich ausgerechnet in einen grimmigen und mundfaulen Kapitän eines Fischerkutters verliebt hat, der sich höchstens über sie lustig macht und dafür bekannt ist, nicht gerade viel für Späße übrig zu haben. Auch ihren Eltern kann Heidi sich nicht anvertrauen und so bleibt ihr nichts anderes übrig, als ihre Hafenbesuche geheim stattfinden zu lassen...

Olivia Vieweg, 1987 in Jena geboren, studierte bis 2011 an der Bauhaus- Universität in Weimar Visuelle Kommunikation. Bisher veröffentlichte sie einige Publikationen im Manga-Bereich und brachte Literaturklassiker wie "Huck Finn" neu als Graphic Novel heraus, die von der "Welt" zum besten Comic des Jahres gekürt wurde. Mit ihrer Graphic Novel Antoinette kehrt zurück gewann sie das Comic Stipendium von Egmont Graphic Novels.

Olivia Vieweg ist mit Schwere See, mein Herz eine moderne Coming-of-Age Geschichte gelungen. Ihre junge Protagonistin verliebt sich zum ersten Mal und durchlebt im zarten Alter von knapp dreizehn Jahren die teils schmerzhaften Selbstfindungsprozesse, die zum Erwachsenwerden dazugehören. Die Lebensvorstellungen ihrer alten Freundinnen und ihr driften immer weiter auseinander. Das Verhältnis zu ihrer Mutter beginnt zu bröckeln, die Schule wird lästig. Und vor allem, Heidi ist zum ersten Mal verliebt, dummerweise in einen viele Jahre älteren, unglücklich verheirateten Seemann, der nicht gerade als "Everybody's Darling" bezeichnet werden kann.

Im typischen Comic-Stil und an den großen Augen unverkennbar durch die Manga-Szene geprägt zeichnet und schreibt Vieweg Heidis Geschichte. Nur mit den Farben grün, schwarz und weiß schafft sie es, dass ihre Bilder die Geschichte oft sogar ohne Worte fortsetzen und für sich sprechen und Text und Bild in besonderer Weise miteinander harmonieren. Mimik und Gestik ihrer Figuren fallen sofort ins Auge und unterstützen das Gesagte, sodass es nicht schwerfällt, sich in die Gefühlslage der verschiedenen Charaktere hineinzuversetzen.

Bis zum Ende bleibt die Geschichte spannend und vor allem das unvorhersehbare Ende, das an dieser Stelle ganz sicher nicht verraten werden soll, bleibt auch nach Beenden des Buches im Gedächtnis.

Schwere See, mein Herz ist eine schön gestaltete und auch inhaltlich ansprechende Geschichte, die durch ihre Wendungen und unerwarteten Entwicklungen bis zum Ende spannend bleibt.

Schwere See, mein Herz

Olivia Vieweg, Suhrkamp

Schwere See, mein Herz

Ähnliche Bücher:

Deine Meinung zu »Schwere See, mein Herz«

Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!

Letzte Kommentare:
Loading
Loading
Letzte Kommentare:
Loading
Loading

Film & Kino:
The Crown - Staffel 3

Die Queen in ihrer vordergründig repräsentativen Rolle ist eine zeitgeschichtliche Ikone, sodass der Erfolg der seit 2016 bei Netflix laufenden Serie „The Crown“ nicht verwundert. Die dritte Staffel markiert allerdings einen Umbruch: Die Royal Family ist in den 60er-Jahren angekommen und viele Rollen werden neu besetzt, da auch die Blaublüter nicht vor dem Altern gefeit sind. Titel-Motiv: © Des Willie / Netflix

zur Film-Kritik