Wir in drei Worten

  • Argon
  • Erschienen: Januar 2013
  • 1
  • Berlin: Argon, 2013, Seiten: 6, Übersetzt: Britta Steffenhagen
  • London: Avon Books, 2012, Titel: 'You had me at hello', Seiten: 454, Originalsprache
Wir in drei Worten
Wir in drei Worten
Wertung wird geladen
Kathrin Plett
841001

Belletristik-Couch Rezension vonDez 2013

Auf regelmäßiger Basis nackt sehen wollen?

Was wäre wenn? Wer fragt sich das nicht ab und an: Was wäre, wenn ich Millionär wäre? Was wäre, wenn ich einfach kündigen würde? Oder auch was wäre, wenn ich mich vor zehn Jahren in einer weichenstellenden Situation anders entschieden hätte? Wie würde das Leben dann aussehen? Diese Frage stellen sich auch Ben und Rachel, die zu Unizeiten beste Freunde waren und zusammen durch dick und dünn gingen. Doch nach dem Abschluss - und einer aufregenden Nacht - verlieren sie sich aus den Augen...

Obwohl Rachel und Ben während ihres Studiums beinahe unzertrennlich waren, verlieren sie sich nach dem Abschlussball aus den Augen. Rachel geht auf Reisen, Ben zieht es nach Sheffield auf die Journalistenschule, was heißt, dass sie sich ein ganzes Jahr nicht sehen werden. Rachel befindet sich zu diesem Zeitpunkt bereits in einer festen, jedoch nicht wirklich glücklichen Beziehung zu Rhys, was ihr jedoch erst zehn Jahre später, kurz vor der Hochzeit, bewusst wird. Da keiner der beiden in der Lage ist, dem anderen seine Gefühle einzugestehen, verlieren sie sich nach ihrer ersten gemeinsamen Nacht aus den Augen. Erst nach ihrer Trennung von Rhys macht sich Rachel auf die Suche. Viele erfolglose Google-Suchen später stehen sie sich schließlich ganz unerwartet wieder gegenüber.

Wir in drei Worten ist der erste Roman der 1976 in Schottland geborenen Mhairi Mc Farlane. Die Autorin pendelt zwischen Falkirk (Schottland), Afrika, Milton Keynes und Nottingham, wo sie ihren Ruhepol gefunden hat und heute mit Mann und Katze lebt. Wie ihre Protagonisten Ben und Rachel studierte sie selbst auch in Manchester, bevor sie als Journalistin zu arbeiten begann.

Schon das erste Treffen zwischen Rachel und Ben ist besonders, weil Rachel von Ben ihren Wohnheimausweis ausgehändigt bekommt und sie sich als Erstsemester direkt zusammen tun, um am nächsten Morgen gemeinsam ein Seminar zu suchen. In der darauf folgenden Zeit werden beide zu dicken Freunden, die jeden Unsinn zusammen erleben. Liebe? Nein, zwischen ihnen doch nicht! Schließlich ist Rachel mit Rhys zusammen und auch sonst, sie beide doch nicht... Und so nimmt das Unheil seinen Lauf. Nach einer eigentlich eindeutigen Nacht ist keiner von beiden mutig genug, offen auszusprechen, was eigentlich offensichtlich ist. Beide ergreifen die Flucht und sollen sich erst Jahre später wiedersehen.

Mhairi McFarlane ist mit Wir in drei Worten ein witziger Liebesroman gelungen, der durch seine spritzige und lebendige Sprache besticht. Durch schnelle und schlagfertige Dialoge wirkt die Story erfrischend leicht und unterhaltsam, wie bereits das erste Gespräch zwischen Ben und Rachel zeigt, als Ben Rachels Passbild auf dem Ausweis betrachtet:

 

"Ich weiß, das Bild ist grausig. Ich sehe aus, als würde ich eine Drachenfrucht herauspressen."
"Ich weiß nicht, was eine Drachenfrucht ist. Wahrscheinlich eine Frucht, nehme ich an."
"Sie ist stachelig."
"Ah, okay. Ich verstehe. Das sticht dann wohl ein wenig."

 

Vor allem da McFarlane aus der Perspektive Rachels schreibt, ergibt sich die ein oder andere komische Passage aus Rachels inneren Monologen, die so herrlich normal sind und in denen sich die Meisten wohl an der ein oder anderen Stelle selbst wiedererkennen werden:

 

"Als ich vorsichtig an dem türkisfarbenen Balkonette-BH herumnestle, werde ich nicht von erotischer Energie ergriffen. Stattdessen frage ich mich, ob mich wohl jemals ein Mann wieder nackt sehen will. Oder, um es auf den Punkt zu bringen: Wird mich jemand nach dem ersten Mal auch auf regelmäßiger Basis nackt sehen wollen?"

 

Gleichzeitig wird es auf diese Weise leicht, voll und ganz in die Geschichte einzutauchen und hautnah mit Rachel mitzufiebern, wie sich die ganze Situation zwischen ihr und Ben entwickeln wird. Wird es beiden letztendlich noch gelingen, endlich offen zu ihrer Liebe zu stehen?

Alles in allem ist es Mhairi McFarlane gelungen, ein Buch über die große Liebe, Verletzbarkeit und Missverständnisse zu schreiben, über Enttäuschung, Freundschaft und Verlust, also allem, was eine gute Liebeskomödie benötigt, um einen für ein paar Stunden aus dem Alltag zu entführen. Wir in drei Worten ist ein lesenswerter Debütroman, den man am liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen möchte!

Wir in drei Worten

Mhairi McFarlane, Argon

Wir in drei Worten

Ähnliche Bücher:

Deine Meinung zu »Wir in drei Worten«

Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!

Letzte Kommentare:
Loading
Loading
Letzte Kommentare:
Loading
Loading

Film & Kino:
The Crown - Staffel 3

Die Queen in ihrer vordergründig repräsentativen Rolle ist eine zeitgeschichtliche Ikone, sodass der Erfolg der seit 2016 bei Netflix laufenden Serie „The Crown“ nicht verwundert. Die dritte Staffel markiert allerdings einen Umbruch: Die Royal Family ist in den 60er-Jahren angekommen und viele Rollen werden neu besetzt, da auch die Blaublüter nicht vor dem Altern gefeit sind. Titel-Motiv: © Des Willie / Netflix

zur Film-Kritik