Sommerfrauen

  • : S. Fischer, 2012, Titel: 'Sommerfrauen', Seiten: 528, Übersetzt: Andrea Fischer
Sommerfrauen
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Kora Kutschbach
851001

Belletristik-Couch Rezension vonOkt 2012

Ein exklusives Ticket für Mußestunden am Meer

Sonne, Strand und Meeresrauschen – so stellen sich die Freundinnen Dorie, Ellis und Julia ihren gemeinsamen Sommerurlaub vor. In einem gemieteten Ferienhaus möchten sie vier ausgelassene Wochen miteinander verbringen und die Seele baumeln lassen.

Die anfangs rundum ungezwungene Atmosphäre hält jedoch nicht lange an, denn jede der Frauen hat persönliche Zweifel, Sorgen und Geheimnisse, über die auch die heiße Sonne nicht hinwegstrahlt. Als das Trio dann auch noch auf die auffällig unnahbare Madison trifft, rückt die Sommerharmonie endgültig außer Reichweite. Einschneidende Entscheidungen und Veränderungen scheinen unausweichlich.

Mary Kay Andrews stammt aus Florida, lebt heute allerdings in Atlanta. Nachdem sie Journalismus studiert und einige Zeit als Redakteurin gearbeitet hat, ist sie mittlerweile vorwiegend als Autorin tätig. Außerdem unterrichtet Andrews "Kreatives Schreiben". Da die Autorin selbst die warme Jahreszeit mit ihrer Familie regelmäßig an der Küste verlebt, weiß sie, wovon sie schreibt und was die Frauen ans Meer zieht.

Die Sommerfrauen ist ein Roman, der den Leser einlädt, sich eine Auszeit zu nehmen. Dies gelingt ohne Frage! Denn sowohl die Kulisse als auch die Reisebegleitung in Gestalt charmanter Protagonistinnen ist stimmig. Mary Kay Andrews überzeugt durch eine illustre Mischung aus Gefühl, Esprit und Geheimnisvollem.

Die Charaktere der Figuren sind individuell gezeichnet und stellen jeweils bestechende Persönlichkeiten dar. Doch erst das Miteinander der völlig unterschiedlichen Charaktere setzt das unterhaltsame Mosaik in Vollendung zusammen. Nicht weniger gekonnt beschreibt Andrews die Bilderbuchkulisse ihres Romans. Betont detailliert und malerisch werden Akzente gesetzt, sodass nicht nur die Figuren, sondern ebenso die Leser ein unverkennbares Wohlfühlaroma wahrnehmen.

Die Handlung lebt vor allem von schwungvollen Dialogen, amüsanten Missverständnissen sowie prickelnder Ungewissheit. Reine Hochspannung oder purer emotionaler Tiefgang sind nicht gegeben, dafür überzeugt die Geschichte durch eine erfrischende Kombination aus Liebenswürdigkeit, Humor und Ernsthaftigkeit.

Zum einen wird ein entspanntes Urlaubsflair, welches von pointiert hervorgehobenen Klischees lebt, geschaffen. Zum anderen sehen sich die Figuren mit schwerwiegender Veränderungen, die Konfrontationspotential bereithalten, konfrontiert. Ebendiese Vielfalt hält den Leser durchweg bei guter Laune.

Des Weiteren versprüht das Werk eine optimistische Grundhaltung gegenüber Hürden, die einem das Leben bietet. Die Autorin verpackt jene Schwierigkeiten gekonnt als Chancen, die sich offenbaren. Dadurch rücken Lebensfreude, Wagemut und Zusammenhalt als wichtige menschliche Werte in den Mittelpunkt.

Dass auch eine Bilderbuchkulisse ihre Makel hat, daran lässt der dynamische Verlauf des Romans keinen Zweifel. Doch dem individuellen Unbehagen stehen stets positive Aha-Erlebnisse gegenüber, sodass eine Prise Leidenschaft und Leichtigkeit für die nötige Würze sorgen. Wortgewandtheit gepaart mit Kuriosität und Ironie des Schicksals lassen den Leser die Seiten im Minutentakt umblättern.

Der Spannungsbogen steigt allmählich an und die Dichte an Ereignissen nimmt mit fortschreitender Länge des Buches spürbar zu, auch wenn der riesige Überraschungseffekt ausbleibt. Dies tut dem gesamten Lesevergnügen allerdings keinerlei Abbruch. Vielmehr fühlt sich der Leser in seinen Annahmen bestätigt und kann auf das erwünschte Ende hoffen.

In der Tat entspricht die Geschichte rund um Die Sommerfrauen einem perfekten Urlaubstag am Strand: Herzlichkeit und Wärme sind ebenso inklusive wie eine frische Brise, ein süßer Cocktail und die dunklen Untiefen des Meeres. Ein Buch, das seinem Platz im Strandgepäck definitiv verdient hat.

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