Kein Kuss unter dieser Nummer

  • Goldmann
  • Erschienen: Januar 2012
  • 1
  • : Goldmann, 2012, Titel: 'Kein Kuss unter dieser Nummer', Seiten: 480, Übersetzt: Jörn Ingwersen
Kein Kuss unter dieser Nummer
Kein Kuss unter dieser Nummer
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Kora Kutschbach
801001

Belletristik-Couch Rezension vonJun 2012

Ein Lippenbekenntnis der unterhaltsamen Art

Poppy müsste im siebten Himmel schweben, steht die Hochzeit mit ihrem Traumprinzen unmittelbar bevor. Doch weshalb sollte alles märchenhaft reibungslos verlaufen? Schließlich handelt es sich um eine Episode aus dem turbulenten Leben der Poppy Wyatt. Daher geschieht ihr das größte Missgeschick überhaupt: Sie verliert ihren Verlobungsring. Es handelt sich nicht um irgendeinen Ring, nein, sondern um ein gehütetes Erbstück aus Magnus' Familie. Als wäre dies nicht dramatisch genug, wird Poppys Handy ebenso entwendet. Eine Katastrophe größer als die andere! Da beginnt Poppy zu improvisieren und damit gerät nicht nur ihr eigenes Leben in Schieflage. 

Sophie Kinsella studierte Philosophie, Politik und Ökonomie in Oxford, avancierte dann allerdings von der Wirtschaftsjournalistin zu einer international beliebten Schriftstellerin von erfolgreichen Unterhaltungsromanen. Seitdem Madeleine Wickman – so der gebürtige Name der Autorin – ihren ersten Sophie-Kinsella-Roman im Jahr 2000 publizierte, ist sie aus der Branche nicht mehr wegzudenken. Ihre Sophaholic-Bücher lieferten sogar die Grundlage für Verfilmungen.

Der Autorin gelingt es, mittels eines Stils zu überzeugen, der Alltägliches gar nicht mehr alltäglich erscheinen lässt. Durch überspitzte Kuriositäten, witzige Missverständnisse und viel Charisma entstehen Geschichten, die für quirlige Unterhaltung sorgen. Wie bereits zuvor in beispielsweise Sag's nicht weiter, Liebling zeigt sie auch in ihrem neusten Roman, wie sich die Klippen des Lebens mit einem Augenzwinkern umschiffen lassen.

"Es ist alles eine Frage der Perspektive." Mit diesem Satz beginnt die Geschichte der Poppy Wyatt, die von verquickten Zufällen, Glück im Unglück und wenig Zurückhaltung geprägt wird.

Die Protagonistin wird als lebenslustige, tollpatschige und neugierige Frau gezeigt, die zwar unbeabsichtigt, aber dennoch präzise, nahezu jedes Fettnäpfchen, das ihr geboten wird, mitnimmt. Mit dieser Gabe ausgestattet bewegt sich Poppy oftmals auf dünnem Eis, auch wenn sie es im Grunde nur allen Erwartungen – voran denen ihrer zukünftigen und "genial intellektuellen" Schwiegereltern – Recht machen möchte. Ein Unterfangen, das nicht allzu leicht scheint, sich allerdings im Verlauf der Handlung neuen und vor allem unerwarteten Tendenzen unterworfen sieht.

So wird sich die Protagonistin zusehends ihrer Schwächen bewusst. Dazu gehören zum Beispiel das Pflegen zu vieler oberflächlicher Bekanntschaften, denen sie sich jedoch innig verbunden fühlt oder dem Gefühl "minderwertig zu sein" nicht entschlossen genug entgegenzutreten. Doch durch den regen SMS-Austausch mit dem ihr ursprünglich wildfremden Sam Roxton entwickelt sich Poppy glaubhaft zu einer Persönlichkeit mit größerem Selbstbewusstsein und einem Gespür für angebrachtes Misstrauen.

Ebenso markant wie die Wahl ihrer Figuren ist der beibehaltene Erzähl- und Schreibstil der Sophie Kinsella. Wie es ihre treuen Leser nicht anders kennen, setzt sie auch in diesem Roman auf abgerundete Klischeehaftigkeit im Einklang mit Situationskomik und schwungvollen Dialogen. Überdies kommt die gewohnte Bildhaftigkeit ihrer Worte zur Geltung, sodass geschilderte Situationen wie auf Kinoleinwand gebannt vor dem geistigen Auge der Leser erscheinen. Denn treffende Beschreibungen wie "die Münder stehen offen wie eine Reihe unterschiedlicher Versionen des Gemäldes Der Schrei" sind das Salz in der Suppe oder, um die Thematik des Werkes aufzugreifen, wie der Smiley hinter einer SMS.

Sophie Kinsella fängt mit Kein Kuss unter dieser Nummer eine Geschichte ein, die mittels einer lebhaften, unkonventionellen und liebenswerten Protagonistin an Fahrt aufnimmt. Welche Lawine sich lösen kann, wenn sich das Schicksal zu Wort meldet, verdeutlicht Kinsella in diesem charmanten, kurzweiligen Roman. Dabei treffen klassische Elemente illustrer Unterhaltung auf die persönliche Note der Autorin: eine Kombination, die gute Laune weckt.

Kein Kuss unter dieser Nummer

Sophie Kinsella, Goldmann

Kein Kuss unter dieser Nummer

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