Während die Welt schlief

  • Diana
  • Erschienen: Januar 2011
  • 9
  • New York: Bloomsbury, 2010, Titel: 'Mornings in Jenin', Seiten: 331, Originalsprache, Bemerkung: Unter dem Titel `The scar of David` bereits 2006 veröffentlicht
  • München : Diana, 2011, Seiten: 431, Übersetzt: Stefanie Fahrner
Während die Welt schlief
Während die Welt schlief
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Alina Mette
951001

Belletristik-Couch Rezension vonApr 2011

Feinde, Freunde und die Welt, in der wir leben

Während die Welt schlief ist eine mitreißende Familiengeschichte des 20. Jahrhunderts, mit realen politischen Ereignissen jedoch jenseits von politischen Stellungnahmen. Man durchlebt verschiedene Phasen der schwierigen Zeit mit den Familienmitgliedern im Nah-Ost-Konflikt über vier Generationen und erfährt aus der Innenansicht was Krieg für jeden Einzelnen bedeutet.

Es beginnt in einem Dorf Ein Hod. Die Familie Abuhija, stolze Landarbeiter die im Einklang und mit dem Auf und Ab von Ernte und Natur leben, müssen am eigenen Leibe erfahren, wie Fremde im eigenen Land behandelt zu werden. Sie werden von den Juden vertrieben und müssen ihre Heimat verlassen. Die Protagonistin und Tochter der Familie, Amal, wird im Flüchtlingslager geboren und lernt die Heimat ihrer Eltern nie kennen. Amal und ihr Bruder Yusuf müssen bald und schon viel zu früh lernen, was es bedeutet geliebte Menschen zu verlieren, in Angst zu leben und mit einer Mutter zurecht zu kommen, die ihnen nicht das geben kann, was sie so sehr braucht: Liebe. Amal hasst sie dafür. Ihre Mutter, einst eine starke Frau, hat den Lebensmut und ihre Stärke verloren. Während der politischen Unruhen wurde sie ihres Sohnes Ismael beraubt und das zermürbt sie innerlich. Zu ihrem Vater hat Amal eine ganz besondere Beziehung, der ihr die fehlende Anerkennung der Mutter schenkt und jeden Morgen mit ihr alleine die frühen Morgenstunden bei Sonnenaufgang und mit Poesie verbringt.

Wunderbar verknüpft wird die Geschichte der Palästinenser und der Juden durch Amals älteren Bruder. Ismael, der in einer Zeit der Angst und Unruhe den liebenden Armen seiner Mutter entrissen wurde, wird von einer jüdischen Familie, die das Kind wegen eigener Kinderlosigkeit gestohlen hatte, großgezogen. Doch David (Ismael) steht im Kampf seinem eigenen Bruder Yusuf gegenüber, den er aufgrund der großen Narbe auf seiner Wange erkennt. Eigentlich sind sie Feinde. Die Narbe Davids gibt die Chance, dass sich alles verändert.

Eine tiefbewegende und traurige Geschichte, bei der man hofft, dass das Leid ein Ende hat. Aber auch eine Geschichte über Verbundenheit und Nähe zwischen Eltern und ihren Kindern, Geschwistern und Freunden in Zeiten, in denen dem Menschen alles, auch das Kostbarste was er hat, genommen wird.

Das Leben jedes Einzelnen, ob Palästinenser oder Jude kann durch die detailreiche Erzählung verstanden werden und das Gegenüberstehen der Brüder im Krieg lässt das Klischeedenken und das Ergreifen einer Position mitsamt ihren Vorurteilen versinken.

Eintauchen kann man in diese fremden Welten leicht durch den zarten, poetischen und sehr feinfühligen Schreibstil Susan Abulhawas. Mit ihrer Erzählung über Feinde und Freunde die durch ihre inneren Widersprüche und Verzweiflung ein authentisches Bild verzweifelter und geplagter Menschen zeigen, gelingt der Autorin ein wahrhaft mitreißendes Meisterwerk einer Familiengeschichte.

Während die Welt schlief

Susan Abulhawa, Diana

Während die Welt schlief

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