Wie im richtigen Film

  • Bochum: Roof Music, 2011, Seiten: 4, Übersetzt: Oliver Wnuk
Wie im richtigen Film
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Lutz Vogelsang
701001

Belletristik-Couch Rezension vonApr 2011

Wie im richtigen Leben.

Oliver Wnuk hat mit seinen 35 Jahren schon einiges im Showgeschäft erreicht. Er war in Schuh des Manitu oder Anatomie auf der Kinoleinwand zu sehen und hat in etlichen Fernsehproduktionen mitgewirkt. Trotzdem dürfte er den meisten vor allem durch seine Rolle als Ulf Steinke in Stromberg bekannt sein. Nebenbei schreibt er aber auch Hörspiele und Theaterstücke, sowie Songtexte für seine Lebensgefährtin Yvonne Catterfeld. Ein echtes Multitalent also, das mit Wie im richtigen Film nun seinen ersten Roman vorgelegt hat.

Das Buch verfolgt einige Monate im Leben des Schauspieler Jan Beckmann, dem sein Leben zu entgleiten droht. Bei einer Preisverleihung, bei der er – im Gegensatz zu seiner Lebensgefährtin und Schauspielerin Clara Brehmer – leer ausgeht, erbricht er sich im Vollrausch auf die Tanzfläche. Natürlich ist ein Foto seines Fauxpas am nächsten Tag in der Klatschpresse zu bewundern. Zudem plagen ihn auch familiäre Probleme: Sein dementer Vater, den Jan viel zu selten im Pflegeheim besucht, erkennt ihn gar nicht mehr, und seine Mutter verbringt mehr und mehr Zeit mit einem anderen Mann. Als ihm seine Ex-Freundin, mit der er eine gemeinsame Tochter hat, dann noch eröffnet, dass sie ihren neuen Freund heiraten möchte, gerät sein Gefühlsleben vollends aus den Fugen.

Halt geben könnte seine Freundin Clara, die mit aufopferungsvoller Liebe und stoischer Ruhe versucht, die Beziehung im Lot zu halten. Wäre da nicht Jans latenter Frust, hinter ihr, einer erfolgreichen und glamourösen Schauspielerin, immer nur die zweite Geige zu spielen. Und da ist noch Claras Kinderwunsch, den Jan ganz und gar nicht teilt.

Interessant wird das Buch vor allem durch seine Authentizität. Oliver Wnuk bewegt sich seit Jahren im Showgeschäft und gibt sich gar keine Mühe, mögliche Parallelen zwischen ihm und seiner Hauptfigur zu vertuschen. Die Szene, in der Jan Beckmann mit seiner Tochter und seiner neuen Lebensgefährtin von Paparazzi "abgeschossen" wird, beruht auf einer wahren Begebenheit. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung hat Oliver Wnuk zwar klargestellt, dass lediglich die Grundkonstellation seinem Privatleben ähnelt. Trotzdem rätselt man unwillkürlich mit und sucht nach weiteren Anspielungen.

Seine Hauptfiguren hingegen sind weniger spannend und bleiben relativ blass und konturlos. Die ewig leicht spöttische aber liebevolle Ex-Freundin, die ewig kontrollierte aber fürsorgliche Freundin ... mit Ausnahme der Hauptfigur fällt kein Charakter aus einem eng abgesteckten Rahmen. Und auch Jan Beckmann scheint sich keinen Schritt vorwärts zu bewegen. Anfangs möchte man diesen zartbesaiteten, krisengeschüttelten Mit-Dreißiger nur in den Arm nehmen. Am Ende des Buches wünscht man sich nur noch, er möge sich endlich am Riemen reißen. Das ganze wirkt eher wie eine Episode einer Serie, als ein eigenständiger Film. Hier wäre es schön, wenn die innere Entwicklung etwas stärker beleuchtet worden wäre.

Dennoch ist es ein kurzweiliges und schönes Debüt. Man sieht deutlich, dass Wnuk hier eine Liebeserklärung an seine Familie zu Papier gebracht hat. Besonders den Szenen, in denen Jan sich mit seiner Tochter beschäftigt, merkt man echtes Herzblut an. Eine rührende Geschichte über einen Mann, der fast daran scheitert, mit seinem Leben Schritt zu halten.

Wie im richtigen Film

Oliver Wnuk, Roof Music

Wie im richtigen Film

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