Don‘t read this on a plane
Film-Kritik von Carola Krauße-Reim
Titel-Motiv: © Lighthouse Home Entertainment
Ein Roadmovie der besonderen Art
Jovana Fey ist seit 10 Jahren verheiratet, wohnt in Paris und ist erfolglose Romanautorin. Doch ihr neues Buch Don‘t read this on a plane soll jetzt ordentlich promotet werden - eine Lesereise durch einige europäische Länder soll dafür die Lösung sein. Kaum in Venedig angekommen, muss Jovana allerdings feststellen, dass ihr australischer Verleger pleite ist, alle Hotels storniert wurden und lediglich die schon bezahlten Flüge noch habhaft sind. Trotz leeren Geldbeutels beschließt Jovana, die Reise durchzuziehen. Jetzt sind statt Hotel und Taxi Couchsurfing und Trampen angesagt ...
Liegt es am Regisseur oder an den Schauspielern?
Den Inhalt des Films hätte man sowohl als Drama als auch als Komödie inszenieren können. Doch leider ist er weder noch: Für ein Drama fehlt die entsprechende Tiefe in Handlung und Text, und für eine Komödie schlicht und ergreifend der Humor - auch wenn der manchmal recht krampfhaft zu erzeugen versucht wird.
Aufgrund der die Handlung dominierenden Protagonistin steht und fällt der Film mit der Figur der erfolglosen Autorin Jovana Fey. Regisseur und Drehbuchautor Stuart McBratney lässt Sophie Desmarais als Jovana allerdings so hölzern agieren, dass man sich fragt, ob diese Frau überhaupt Emotionen hat. Völlig pleite versucht sie durch Europa zu kommen, hat manchmal mehr als nur einen knurrenden Magen und verzieht trotzdem keine Miene. Selbst wenn sie auf einer dünnen, vom Hund vollgepinkelten Matratze auf dem kargen Betonboden eines völlig verdreckten Raums schlafen muss, bleibt ihr stoischer Gesichtsausdruck. Dass dieses unglaubwürdige Handeln nicht an mangelnder Schauspielkunst liegt, zeigt Desmarais, wenn sie während eines Telefonats ein einziges Mal aus der Fassung geraten darf. Während Jovana also mit wenig Emotionen und Mimik durch den Film geistert, müssen andere umso mehr zeigen: Victor von Schirach als Blogger Elias gerät während einer Lesung völlig aus dem Häuschen und muss des Raumes verwiesen werden – so etwas soll schon vorgekommen sein, jedoch bestimmt nicht wegen der so nichtigen und dennoch logischen Frage nach eventuellen autobiographischen Zügen des Romans.
Eine lebensnähere Umsetzung des eigentlich guten Themas hätte statt dieses unterdurchschnittlichen Filmchens einen durchaus passablen Genuss abgeben können. So kann der Film einfach nicht fesseln. Die Handlung ist eindimensional und besteht lediglich aus Flugzeug, Flughafentoilette, Transportmittel, Lesung und Couch. Auch die trivial und schlecht inszenierten Dialoge können den Film nicht aufwerten. Da ist es ist relativ egal, wo und wem Jovana gerade ihren Roman vorliest oder wo die nächste Matratze auf sie wartet.
Zwei Wendungen sollen es richten
Jovanas neues Werk hat es in sich – die Szenen sind erotisch pikant und lassen so manchen Zuhörer ihrer Lesungen sprachlos zurück. Dass man es wirklich nicht im Flugzeug lesen sollte, zeigen Vorkommnisse auf zwei Flughäfen, die am Rande erwähnt, aber (warum auch immer) nicht weiter verfolgt werden. Die gepuschte Frage, ob die Handlung autobiografische Züge aufweist, wird allerdings ad absurdum getrieben und gipfelt in einer emotionalen Aussage Jovanas (mit äußerst ausdruckloser Mine vorgetragen) während ihrer letzten Lesung. Diese neue Sicht auf die vergangene Reise ist interessant, reißt aber eigentlich nichts mehr. Die zweite Wendung, die den Schluss bildet, ist dagegen völlig unlogisch und dient wohl lediglich dazu, den Film etwas aufzupeppen und gleichzeitig zur nochmaligen Betonung der gewollten Aussage: „Never give up“ - auch Tiefschläge können von Nutzen sein.
Fazit
Don‘t read this on a plane ist ein Film, den man gesehen haben kann, aber nicht gesehen haben muss. Die Zuschauerschaft begleitet eine hölzern agierende Sophie Desmarais, die als Jovana eine außergewöhnliche Lesereise absolviert, die ihr Leben ändern soll. Vielleicht tut sie das auch - aber das der Zuschauer bestimmt nicht.
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Fotos: © Lighthouse Home Entertainment
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