Eine glückliche Zuflucht

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Eine glückliche Zuflucht
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Monika Wenger
931001

Belletristik-Couch Rezension vonApr 2024

Verletzte Menschen verletzen Menschen.

Als Norma sich an diesem Tag auf die Suche nach der vermissten Jill macht, ahnt sie nicht, dass sich ihr Leben von Grund auf ändern wird. Die junge Frau ist vor ihrem gewalttätigen Freund geflohen. Sollte der Suchtrupp sie finden, besteht die Gefahr, dass sie nicht geschützt werden kann.

Entscheidungen und ihre Folgen

Norma lebt mit ihren Tieren auf einem eher abgelegenen Hof. Zusammen mit ihrer Kollegin Betty arbeitet sie in einem Pub. Hier treffen sich die Kletterer am Ende ihrer Tagestour. Sie liebt ihre Arbeit ebenso wie die Abgeschiedenheit ihres Hofes und die scheinbare Eintönigkeit des Alltags. Ihr bisheriges Leben war abwechslungsreich genug und sie ist für die Überschaubarkeit dankbar. Doch mit dem Verschwinden der jungen Frau ändert sich Normas Leben schlagartig. Plötzlich muss sie sich zwischen Lüge und Wahrheit entscheiden. Das bereitet ihr Kopfzerbrechen und schlaflose Nächte. Denn ihre Entscheidungen betreffen nicht nur sie, sondern haben weitreichende Konsequenzen. Und nicht alle sind vorhersehbar. Für Norma wird es eine sehr schwierige Zeit.

Die Auswirkungen des eigenen Handelns

Die Geschichte lebt von Normas Überlegungen, ihren Zweifeln und ihrem Handeln. Sie ist in einer direkten Sprache, ohne Schnörkel verfasst. Das hat eine ganz eigene Wirkung beim Lesen und schafft die nötige Distanz zum Geschehen. Doch nicht nur die Schilderungen der Ereignisse rund um das Verschwinden der jungen Frau machen diesen Roman zu etwas Besonderem. Auch Norma selbst trägt ein Geheimnis in sich. Ihre Entwicklung von einer etwas bärbeissigen Einsiedlerin zu einer warmherzigen und sich öffnenden Person ist faszinierend. Dabei erfährt man auch den Grund für Normas abweisende Haltung.

«Andere können ewig auf uns einreden, dass wir aus ihren Erfahrungen lernen sollen. Aber das tun wir nicht – aus den Erfahrungen anderer können wir nicht lernen. Das klappt nicht. Wir lernen nur aus unseren eigenen.»

Aber der Roman hat noch mehr zu bieten. Im Mittelpunkt steht das moralische Dilemma zwischen einer Lüge und der Wahrheit. Und in diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, wie sich Gerechtigkeit und ein Rechtssystem zueinander verhalten. Diese Überlegungen führen unter anderem zu der Erkenntnis, dass unsere Entscheidungen immer Konsequenzen haben.

«[…] in diesem Leben kannst du dich für alles entscheiden, was immer du willst. Aber schau dir zuerst das Preisschild an, denn du wirst dafür bezahlen müssen.»

Überraschend und überzeugend, auch wenn die Geschichte einige Längen aufweist. Dennoch verfehlt sie ihre Wirkung nicht und regt zum Nachdenken an.

Fazit

Ein Buch, das die Erwartungen weit übertrifft. Es überzeugt durch die Geschichte, aber auch durch die vielen feinen Details. Eine absolut überzeugende und tiefgründige Lektüre.

Eine glückliche Zuflucht

Catherine Ryan Hyde, Tinte & Feder

Eine glückliche Zuflucht

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