Die Formel der Hoffnung

Die Formel der Hoffnung
Die Formel der Hoffnung
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Monika Wenger
791001

Belletristik-Couch Rezension vonJan 2024

Wenig Beachtung für eine Wissenschaftlerin, die dem Poliovirus den Kampf ansagte.

Während Jahren versuchte eine Gruppe von Wissenschaftlern dem Poliovirus Herr zu werden. Immer wieder verursachte dieses Virus eine Epidemie, wütete ungehindert und verbreitete Angst und Schrecken. Es ist unter anderem Dorothy Horstmann zu verdanken, dass nach jahrzehntelanger Forschung endlich ein Impfstoff hergestellt werden konnte – die Schluckimpfung.

Als Frau in einer Forschergruppe

Dorothy Horstmann wuchs in bescheiden Verhältnissen auf. Eher zufällig wird sie in den 1940er Jahren in eine Poliomyelitis-Forschergruppe im Vanderbilt-Hospital aufgenommen. Der zuständige Arzt war der Meinung, dass es sich bei Dorothy um einen Mann handelt. Für die junge Ärztin ist es ein Glücksmoment. Nun kann sie sich endlich ihrer Leidenschaft, der Bekämpfung des Poliovirus widmen. Bald lernt sie Dr. Albert Sabin kennen. Ein schwieriger Charakter, aber ein brillanter Wissenschaftler auf dem Gebiet der Poliomyelitis-Bekämpfung. Die gemeinsame Arbeit an einem wirksamen Gegenmittel spornt die beiden an. Doch erst Dorothys Erkenntnis, dass das Virus via Darm in den Blutkreislauf gelangt, ebnet den Weg für einen erfolgreichen Impfstoff. Bedauerlicherweise dauert es Jahre, bis ihre Forscherkollegen die Entdeckung anerkennen und in ihre Arbeiten aufnehmen. Selbst Dr. Sabin, ihr Unterstützer, glaubt vorerst nicht an Dorothys Erkenntnis. Aber genau diese Entdeckung bildet schlussendlich die Grundlage zur Herstellung des ersehnten Impfstoffs. Die Anerkennung dafür erhielten jedoch andere. Ärzte wie Dr. Albert Sabin und Dr. Jonas Salk.

„Es lief immer wieder auf dasselbe hinaus, auf das Bestreben, sich fortzupflanzen. In dieser Hinsicht unterschieden sich Menschen gar nicht so sehr von Bakterien.“

Beeindruckende Einblicke in die Wissenschaft

Lynn Cullens Roman umfasst etwas mehr als zwanzig Jahre. Jahre in denen sich Dorothy Horstmann intensiv für die Bekämpfung des Poliovirus einsetzt. Es entsteht das Bild einer unermüdlichen Schafferin und Kämpferin. Obwohl die Umstände für sie als Frau nicht einfach waren, verlor sie nie ihr Ziel aus den Augen. Dem hat die Autorin Rechnung getragen und bringt in ihrem biographischen Roman auch diesen Teil zum Vorschein. Sehr schön erfasst hat sie weiter das eher zurückhaltende und bescheidene Wesen dieser herausragenden Wissenschaftlerin.
Bezeichnend für die Zeit, in der das Buch spielt, ist der Stellenwert der Frauen. Dies nicht nur im Hinblick auf die Wissenschaft. Ihnen blieb nur eine Nebenrolle. Weiter beschreibt Cullen die Hahnenkämpfe der Männer. Da kommen die Egozentrik und die Machtansprüche eindrucksvoll zum Vorschein. So gut wie sie im Team zusammenarbeiten, wenn es um die eigenen Interessen geht, steht ihr Ego im Vordergrund.

Der Roman verdeutlicht anschaulich, wie viel Zeit die Entwicklung eines Impfstoffs in Anspruch nimmt. Über Jahrzehnte wird erforscht, gesucht und an Probanden getestet. In dieser Zeit verbreitet sich das Virus ungehindert.

Die Balance, die die Autorin zwischen den wissenschaftlichen Fakten und der fiktionalen Erzählung finden musste, ist gut spürbar. Die Geschichte wird dadurch verständlicher, verliert aber immer wieder ihren Schwung und ihre Geschmeidigkeit. Der Hommage an Dorothy Horstmann tut dies jedoch keinen Abbruch.

Fazit

Eine schöne Würdigung für eine Frau, die ihrer Zeit voraus war. Ihr Großmut, ihre Klugheit und ihr nie versiegender Einsatz zur Bekämpfung von Polio werden in dieser fiktionalen Biographie wunderbar dargestellt. Das Resultat ist eine äußerst interessante Lektüre.

Die Formel der Hoffnung

Lynn Cullen, Fischer

Die Formel der Hoffnung

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